Kapitel 12 - auf das Angebot komme ich vielleicht irgendwann mal zurück

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>>Ich verlange von den Leuten nicht,
dass sie mir angenehm sind,
weil es mich vor dem Problem bewahrt,
sie zu mögen.<<

-Jane Austen-


„Jetzt mal ehrlich, Lehrer können es mit Hausaufgaben manchmal echt übertreiben. Glauben die eigentlich wir hätten gar keine Hobbies?" beschwerte sich Andrew lauthals in der Mittagspause, während er über seinen Mathe Aufgaben brütete. 

Landon neben ihm, der im selben Kurs war grummelte zustimmend und tippte etwas in seinen Rechner.

Und ich saß schadenfroh grinsend neben ihnen und aß mein Mittagessen.

Nach ein paar Minuten sah Landon schließlich flehend zu mir auf. „Freya?"

Ich schüttelte den Kopf. „Ich esse noch." 

„Komm schon, wenn du die Aufgaben machst, sind wir doppelt so schnell fertig." Fing Andrew an ihn zu unterstützen.

„Ihr müsst die Sachen selber können, in der Klausur könnt ihr mich auch nicht fragen."

Landon rückte an mich ran und zog einen Schmollmund du Andrew zog an meinem Arm.

„Bitte, bitte, bitte." Fingen die beiden an zu betteln, als wären sie zwei Kleinkinder.

„Du musst es uns ja nicht vorrechnen, aber wenigstens helfen." Schlug Landon einen Kompromiss vor.

Resigniert gab ich nach.

„Nur dieses eine mal." Mahnte ich und zog Landons Buch und Heft zu mir ran. „Also gut, dann lass mal sehen, welche Aufgabe?"

Landon deutete auf seine krakelige Schrift „Die hier."

Ich sah mir die Aufgabe an und fing dann an den beiden zu erklären, was sie rechnen mussten. Es ging darum Hoch- und Tiefpunkte einer Funktion zu berechnen und ganz ehrlich, die beiden schafften es nicht mal die erste Ableitung zu bilden.

Wir wurden erst gegen Ende der Pause fertig und ich musste mich beeilen, um noch rechtzeitig zum Unterricht zu kommen, da ich in das andere Gebäude musste.

Ich spürte mein Handy in meiner Hosentasche vibrieren als ich das Gebäude verließ und den Schulhof überquerte. Eine Nachricht von meiner Mom leuchtete mir entgegen.

Heute Abend essen mit den Nachbarn, geh bitte nach der Schule einkaufen. -Mom

Danach folgte eine lange Liste von Sachen die ich besorgen sollte und innerlich stöhnte ich genervt auf. Ich fragte mich warum meine Mutter diese Sachen nicht selber besorgte, schließlich fuhr sie auf dem Weg von ihrer Arbeit an einem Supermarkt vorbei, aber nein ich musste diese Aufgabe mal wieder übernehmen.

Versteht mich nicht falsch, ich verstehe, dass ich manchmal im Haushalt und so mithelfen muss und das ist auch nicht das Problem. Was mich stört ist, dass meine Mom mir manchmal Aufgaben gab, die sie viel sinnvoller selber machen könnte. Meine Mutter würde vermutlich sogar so weit gehen mich zu bitten etwas einzukaufen, obwohl sie schon im Laden stand einfach um mir etwas zu tun zu geben.

Ich seufzte und schickte ich ein 'okay' zurück.

„Pass lieber auf wo du hinläufst." Sagte plötzlich eine Stimme rechts von mir und ich sah auf. 

Kyle stand mit verschränkten Armen an eine Mauer gelehnt da und grinste mich herausfordernd an „Du hast ja ohnehin schon ein Talent dafür, in Leute rein zu laufen." Setzte er noch hinten dran und ich schnaubte zur Antwort.

„Musst du nicht zum Unterricht?" erwiderte ich und steckte mein Handy wieder ein.

Er zog die Brauen hoch und stieß sich von der Wand ab. 

„Das Gleiche könnte ich dich auch fragen." Konterte er und griff nach der Schultasche neben ihm.

Er schob sich einen Riemen über die Schulter und kam auf mich zu.

„Wie auch immer, ich gehe jetzt in den Unterricht." Sagte ich und drehte mich um.

Hinter mir hörte ich Kyle lachen. „das ist die falsche Richtung." Rief er mir hinterher.

„Das weißt du doch gar nicht!"

„Ich weiß, dass du im anderen Gebäude Unterricht hast."

Verdammt er hatte Recht.

Genervt drehte ich mich wieder um und ging an ihm vorbei in die richtige Richtung.

Allerdings bemerkte ich, dass er mir folgte und nur kurz darauf neben mir herging.

Gereizt sah ich ihn an „Was? Verfolgst du mich jetzt?"

Er grinste „Du bildest dir echt zu viel auf dich selbst ein. Als ob ich dich attraktiv genug fände um dir zu folgen."

„Dann lass es doch sein."

„Schon mal daran gedacht, dass ich einfach nur in dieselbe Richtung muss?"

„Das heiß noch lange nicht, dass du mit mir reden musst." Ich sah ihn grimmig an.

Er seufzte „Und dabei macht es mir doch so viel Spaß, dich dazu zu bringen, mich so hoffnungsvoll anzuschauen." 

Perplex blieb ich stehen.

„Jetzt hör mir mal zu du arroganter Kotzbrocken." Fing ich an und stemmte die Hände in die Hüften. „Erstens, sehe ich dich nicht hoffnungsvoll an, sondern hasserfüllt - das ist ein riesiger Unterschied- und zweitens, bist du die letzte Person auf diesem Planeten mit der ich gerne reden würde, also wäre ich dir sehr verbunden wenn du mich einfach in Ruhe lassen würdest." 

Kyle grinste noch breiter als zuvor „Und ich dachte es hätte dir gefallen hinter mir auf dem Motorrad zu sitzen und die Arme um mich zu legen. Hat sich jedenfalls so angefühlt, so eng wie du dich an mich gedrückt hast." 

Ich zog die Brauen zusammen. „Du bist so ein... Idiot!" 

„Was Besseres fällt dir wohl nicht ein huh?"

Ich stieß die angestaute Luft aus „Leck mich!" sagte ich und ging den Gang entlang.

Kyle folgte mir diesmal nicht, aber kurz bevor ich in den nächsten Gang abbog hörte ich ihn mir hinterherrufen: „Auf das Angebot komme ich vielleicht irgendwann mal zurück, wenn du Glück hast!"

Ich knirschte mit den Zähnen und unterdrückte meine Wut.

Kyle war so ein Arschloch.

Aber andererseits hatte er mich diesmal nicht beleidigt, nicht wirklich jedenfalls.

Wenn ich genauer darüber nachdachte, war er allgemein irgendwie anders mir gegenüber gewesen. Für seine sonst schweigsame Art, hatte er heute sogar sehr viel geredet. Und er hatte irgendwie besser gelaunt gewirkt als sonst.


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Hi,

ich habe einige vorgeschriebene Kapitel vorbereitet und dachte mir ich lade mal ein hoch.
Was haltet ihr von dem Kapitel?
Ich muss zugeben, dass ich es ziemlich mag hhh.
Ich wünsche euch einen schönen Tag.

LG Kat


faking itWo Geschichten leben. Entdecke jetzt