Kapitel 33 - Gerüchteküche

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>>Was wir uns nicht erklären können,
verstehen wir nicht,
was wir nicht verstehen,
können wir uns nicht erklären.<<

-Monika Kühn-Görg-


Meine Laune hatte sich seit dem Vorfall am Morgen ein wenig verschlechtert und war seit dem auch nicht mehr besser geworden. Ich war sauer auf Kyle, weil er bewusst mit mir gespielt hatte. Er hatte getan als wollte er mich küssen, obwohl er dabei genau gewusst hatte, dass ich auf ihn reinfallen würde. Aber mehr als auf Kyle, war ich auf mich selbst sauer. Ich hätte den Kuss zugelassen, wenn er sich nicht zuerst zurückgezogen hätte und das ärgerte mich. Ich konnte das Arschloch doch nicht einmal leiden.

Gegen Ende des Tages beschloss ich schließlich mein Verhalten auf die unerwartete Vertrautheit zu schieben, die wir in den Vergangenen Tagen geteilt hatten. Ich war vermutlich einfach nur verwirrt gewesen und hatte deshalb nicht richtig reagieren können.

Ohnehin war es jetzt egal, denn in der Schule hatte sich ein Gerücht verbreitet, dass sowohl mich als auch Kyle betraf. Wir hatten zwar ausgemacht in der Schule jetzt auch ein offizielles Paar zu spielen, aber dennoch hatte ich nichterwartet, dass gleich nach dem ersten Tag alle gaffen würden.

Scheinbar hatte eine Gruppe Mädchen die Situation im Auto gesehen, Kyles Rückzieher jedoch als Neckerei gesehen und danach beobachtet wie er mir einen Kuss auf die Wange gegeben hatte, als wir uns verabschiedeten (letzteres war nicht einmal wahr). Die Sache hatte sich auffallend schnell verbreitet und als mich die ersten darauf ansprachen wusste ich zunächst gar nicht was ich sagen sollte. Ich hatte also nur eine unbestimmte Kopfbewegung gemacht und den Rest des Tages versucht den bösen Blicken einiger Mädchen zu entkommen und die teilweise unangemessenen Betrachtungen anderer Jungs zu ignorieren. Scheinbar machte es einen gleichzeitig zu einem begehrenswerteren und auch mehr gehassteren Menschen, wenn man in einer Beziehung war.

Geschafft und müde schleppte ich mich in meinen letzten Kurs und war heilfroh diesen nicht mit Kyle zu haben. Ich hatte es erfolgreich geschafft ihm den ganzen Tag lang aus dem Weg zu gehen, auch wenn ich einmal bemerkt hatte, dass er seinen Blick suchend über die Schüler schweifen ließ, als er mit seiner Gruppe an der gewohnten Mauer gelehnt hatte.

Auch Carter schien mit mir reden zu wollen, denn als ich ihm auf dem Gang entgegenkam und gleich wieder umdrehte, weil ich es unangenehm fand, ihm die Sache mit Kyle erklären zu müssen, rief er mir nach.

„Machst du auch mal Platz?" hörte ich eine genervte Stimme vor mir und sah auf.

Vivien stand da und sah mich abschätzend von oben herab an.

Ich seufzte und nahm meine Tasche von ihrem Sitzplatz.

Es war ja klar, dass ich jetzt ausgerechnet neben ihr saß, wo ich sie doch letztens erst mit Popcorn übergossen hatte während sie auf einem Date mit Kyle war.

„Sorry" murmelte ich und vermied den direkten Augenkontakt mit ihr.

Ich bemerkte wie sie mich kurz musterte und den Mund öffnete, um zum Sprechen anzusetzen, aber in dem Moment betrat unser Mathelehrer das Klassenzimmer.

Erleichtert seufzte ich auf, weil ich mich als erlöst sah, aber da hatte ich mich wohl zu früh gefreut.

Nachdem es geklingelt hatte und ich meine Sachen zusammengepackt hatte, hielt Vivien mich zurück.

„Hey Freya, warte mal."

Ich drehte mich um du sah sie mit gezwungenem Lächeln an „Ich muss mich beeilen, sonst bekomme ich den Bus nicht mehr." Log ich und machte Anstalten sie alleine stehen zu lassen, aber sie hob eine Braue und hängte sich den Riemen ihrer Designertasche über die Schulter.

„Aber Kyle wird dich doch sicher fahren?" ihre Stimme klang unschuldig, aber ich beschloss dennoch auf der Hut zu bleiben.

„Ja das tut er manchmal, wenn wir beide gleichzeitig Schluss haben, weil wir nebeneinander wohnen." wich ich ihr aus.

Überrascht sah Vivien mich an „Ach tatsächlich? Ihr wohnt nebeneinander?" ihre Stimme klang seicht und lockend.

Verunsichert nickte ich und sah auf den Boden vor mir.

„Also ist das Gerücht, dass ihr zusammen seid nur ein Gerücht?" sie machte eine kurze Pause „Das habe ich mir ohnehin gedacht."

Ich horchte auf. In ihrer Tonlage erkannte ich jetzt wieder den Harten Ton wieder. Ich spürte wie ein wenig Wut in mir aufstieg.

Sie lachte leise „Kyle würde niemals mit einer wie dir zusammen sein."

Ich drehte meinen Kopf zu ihr. Im ernst? Ihr war aber schon bewusst, dass ich direkt neben ihr stand?

Die Wut fing an zu kochen und ich blieb stehen, was Vivien mir verwirrt nachtat. Ich stemmte die Hände in die Hüften und funkelte zu ihr hoch. Mussten denn auch alle größer sein als ich? Plötzlich erfasste mich eine Welle Selbstbewusstsein.

„Dann hast du dich aber getäuscht, denn die Gerüchte sind wahr. Kyle und ich SIND zusammen. Es tut mir ja leid deine Vorstellungen durcheinander zu werfen, aber er fährt mich heute auch nur aus dem Grund nicht nach Hause, weil er schon früher Schluss hatte."

Vivien wirkte einen Moment lang verwundert, dann fasste sie sich wieder und lächelte mich gespielt mitleidig an „Tja Schätzchen. Es tut mir ja leid dich zu enttäuschen, aber selbst wenn ihr ein Paar seid, dann heißt das noch gar nichts. Kyle war schon mit vielen Mädchen zusammen und irgendwann wird ihm immer langweilig und er kommt zu mir zurück."

„Fühlt sich bestimmt toll an, immer die zweite Wahl zu sein." Fauchte ich zurück und hatte selber keine Ahnung, warum ich mich so über sie aufregte.

„Freya!" eine tiefere Stimme von weiter her ertönte hinter Vivien und sie drehte sich zu ihr um.

Carter tauchte auf und kam auf uns zu. Er kam vor uns zu stehen und warf einen verwirrten Blick von mir zu Vivien.

„Also" trällerte diese und lächelte Carter süß an „ich gehe dann mal und lasse euch alleine, aber Freya" sie sah zu mir. Ihr Gesicht eine Maske hinter der sie ihre wahren Emotionen verbarg. „Lass dich nicht von Kyle ausnutzen" sie legte mir sogar flüchtig eine Hand auf die Schulter, als würde ich ihr ehrlich leidtun „mich hat er immer von der Schule abgeholt." Sie drehte sich um und stolzierte den Gang hinab. Als sie um die Ecke verschwand stieß ich die angestaute Luft mit einem aggressiven Stöhnen aus.

„Dieses Miststück" zischte ich zu mir selber und vergaß dabei, dass Carter noch neben mir stand, bis ich sein leises Lachen hörte.

„Wow, was hat sie dir denn getan, dass du so gereizt bist?" fragte er lächelnd.

Ich winkte ab „Sie ist einfach mies und hinterhältig das ist alles."

Er nickte und sah nachdenklich zu Boden.

„Alles okay?" fragte ich besorgt und suchte seinen Blick.

Er nickte „Ja, alles gut." Er zögerte kurz „Ich habe nur das Gefühl, dass du mir aus dem Weg gehst." Er sah mich an und plötzlich drehte sich der Spieß um und ich war diejenige, die auf den Boden starrte.

„Ich wollte nur... Ich dachte..." fing ich an und brach dann ab.

„Du dachtest ich wäre sauer auf dich." Vervollständigte Carter den Satz für mich.


„Wegen Kyle" bestätigte ich.

Er kratzte sich am Nacken. „Naja, sauer bin ich nicht, nur ein wenig überrascht vielleicht. Ich dachte du könntest ihn nicht ausstehen." Er zögerte „Und ehrlich gesagt dachte ich auch, dass die Sache zwischen uns- Freya ich bin ehrlich; ich mag dich sehr und ich liebe es, Zeit mit dir zu verbringen und ich hatte den Eindruck, dass für dich eigentlich dasselbe galt."

„So ist es auch." Warf ich schnell ein.

Carter sah mich an und in seinen Augen spiegelte sich etwas wieder, dass verletzt wirkte „aber nur als Freund." Stellte er nüchtern fest, woraufhin ich den Kopf zu schütteln begann.

„Nein, die Sache ich kompliziert."

„Dann erklär es mir" er fuhr sich durch die Haare.

Ich nickte „Kannst du mich nach Hause fahren? Ich kann dir auf der Fahrt alles erklären. Wenn du magst kannst du danach auch noch etwas bleiben."

Er wirkte skeptisch „Und was ist mit Kyle? Er kann ganz schön eifersüchtig werden, glaub mir."

Ich lachte „Mach dir um ihn keine Sorgen, wenn ich dir alles erzählt habe, wirst du es verstehen."


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hey,
ich habe einfach so über zwanzig Kapitel vorgeschrieben und werde ab jetzt immer zwei, bis drei mal die Woche hochladen.
Bis jetzt habe ich so ungefähr 60 Kapitel geplant, für mich ist die Story also fast zuende...
LG Kat


faking itWhere stories live. Discover now