Kapitel 1 - best friends

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>>You're entirely bankers.
But I'll tell you a secret;
all the best people are.<<

-Lewis Caroll, Alice im Wunderland-

"Halt doch mal still." Fauchte mich meine Tischnachbarin Vivien an.

„Sorry" entschuldigte ich mich aufrichtig und versuchte still zu halten, was mir wirklich schwerfiel, weil es in etwa zwei Minuten zur Pause klingelte. Ich hatte mit Andrew und Landon ausgemacht, dass derjenige, der als letzter in der Cafeteria war, die anderen heute Abend ins Kino einladen musste und wollte auf keinen Fall verlieren.

Mein Federmäppchen und mein Mathebuch hatte ich bereits in meiner Schultasche verstaut und vor mir lagen nur noch ein Stift und mein Collegeblock, damit ich so schnell wie möglich losrennen konnte. Ich war mir ziemlich sicher, dass besonders Andrew zu allen möglichen Mitteln greifen würde, um zu gewinnen.

Ich selbst hatte schon versucht, mich mit der Ausrede Mädchenprobleme zu haben aus dem Unterricht zu schleichen, aber mein Lehrer hatte dazu nur gesagt: „Ihre Mädchenprobleme können auch noch fünf Minuten warten." Er hatte dabei so laut geredet, dass sogar die Jungs in der letzten Reihe ihn verstehen konnten und in ein ziemlich unmännliches Kichern ausbrachen.

Gebannt starrte ich auf den Sekundenzeiger der Uhr über der Tafel.
3....2....1....Ding Dong.

Die Schulglocke ertönte und ich schnappte mir meinen Block. Die Schultasche über eine Schulter geworfen stürzte ich los.

„Hey, du hast deinen Stift liegen lassen" rief mir Vivien genervt hinterher. 

Ich drehte mich nur kurz zu ihr um und lächelte sie an. „Kannst ihn behalten." Dann bog ich scharf in einen anderen Korridor ab und wäre beinahe hingeflogen. Perplex wichen mir einige Schüler aus und warfen mir schräge Blicke zu, aber ich kümmerte mich nicht darum.

Ich war mir sicher, gut in der Zeit zu liegen. Die Cafeteria war nur noch zwei Quergänge entfernt und ich legte noch einen Zahn zu, wurde jedoch abrupt und ziemlich schmerzvoll ausgebremst.

Der Collegeblock rutschte mir aus der Hand und ich fiel auf den Boden. Einige Schüler um mich herum kicherten, aber ich ignorierte sie. Sollten sie doch lachen.

„Sorry, ich wollte dich nicht anrempeln." Teilte ich der Person mit, in die ich rein gerannt war.

Die Blätter aufsammelnd, die aus dem Block gerutscht waren und nun den Boden um mich bedeckten, bemerkte ich zunächst gar nicht, in wen ich da gerannt war. Und erst als ich mich aufrichtete und den Blick zu der großen Person hob, die sich bedrohlich vor mir aufgebaut hatte, erkannte ich ihn.

Ich war ausgerechnet in Kyle Jordan gelaufen, dem miesesten Typ Junge, den es an unserer Schule gab. Er prügelte sich mindestens einmal die Woche mit jemandem und war vor allem für seine sportliche Betätigung bekannt. Das betraf sowohl Basketball als auch Bettsport, wie man hörte.

Ich bezweifelte nicht, dass sein Gesichtsausdruck auf ersteres hinauslief. Die üble Sorte Jungs.

Seine Brauen waren zusammengezogen und er sah mit finsterer Miene auf mich herab. Wortwörtlich, denn ich war nicht nur ziemlich klein, sondern er auch unglaublich groß, was den Unterscheid noch viel deutlicher machte.

„Shit." Murmelte ich und wich einen Schritt zurück.

Kyle folgte mir und sah mich an. „Pass auf wo du hinläufst" warnte er mich mit rauer und einschüchternder Stimme. Ich konnte nur schwach nicken und atmete erleichtert auf, als er sich abrupt umdrehte und in die entgegengesetzte Richtung davon ging.

faking itWhere stories live. Discover now