Die Augen der Friseurin wurden groß und sie sah mich schockiert an. „Bist... bist du dir da ganz sicher? Das ist fast ein halber Meter, den du da abschneiden möchtest. Denk lieber darüber nach, denn bis das nachwächst, bist du zehn Jahre älter." 

„Ich habe lange darüber nachgedacht und bin mir hundertprozentig sicher." 

Sie seufzte, rang sich aber zu einem Lächeln. „Na schön, dann soll es so sein. Eine komplette Typveränderung kann manchmal auch nicht schaden." 

Da gab ich ihr Recht und ich spürte, wie sich eine gewisse Vorfreude in meinem Körper breitmachte. Anstatt es zu bedauern, wie eine Haarsträhne nach der anderen zu Boden fiel, konnte ich es kaum noch erwarten, meinen neuen Kurzhaarschnitt zu bewundern. Es würde eine riesige Umstellung für mich werden, aber ich war bereit dafür. 

Fasziniert starrte ich in den Spiegel, sobald meine Haare mir nun endgültig nur noch bis zu den Schultern gingen und nach kurzem Styling so gut aussahen, wie wohl noch nie zuvor. 

„Wow", stotterte ich nur, zu sprachlos, um mehr hinzuzufügen. Ich fühlte mich wie ein anderer Mensch und war froh, diesen Schritt gemacht zu haben. 

Ich bedankte mich bei der Friseurin, die mir beteuerte, wie toll ich aussah, und bezahlte, dann trat ich hinaus in die frische Luft als neugeborene Lumina. Während des ganzen Weges zu Savannah fasste ich mir an meine Haare und konnte immer noch nicht so recht glauben, was für ein großes Stück da nun fehlte und wie seltsam es sich anfühlte. Seltsam, aber endlich irgendwie richtig. 

Mit mulmigem Gefühl im Bauch klingelte ich an der Haustür meiner besten Freundin und war gespannt darauf, wie sie wohl reagieren würde. Immerhin wusste sie nichts davon, genauso wie ich selbst noch heute morgen. Ich vernahm flüchtige Schritte von drinnen, dann öffnete sich die Tür ruckartig und Savannah grinste breit, da sie mich bereits erwartet hatte. Aber kaum betrachtete sie mich genauer, wich ihr das Lächeln aus dem Gesicht und ihre Augen wuchsen mindestens auf Tellergröße. 

„Lumina? Äh... wow! Bist du es wirklich?" Sie kam auf mich zu und begann an meinen Haaren herumzufummeln. „Das glaube ich nicht. Deine Haare! Sie sind... weg!" 

Ich musste kichern und nickte. „Sieht wohl so aus." 

„Oh mein Gott!" Nun strahlte sie wieder und warf sich mir um den Hals. „Du siehst großartig aus, es steht dir mega! Ich bin echt stolz auf dich, dass du dich das getraut hast." 

„Danke, Sav, das bedeutet mir echt viel." 

„Nun komm endlich rein, wir haben einiges zu besprechen!" 

Erleichtert über ihre sehr positive Reaktion betrat ich das Haus, in dem ich mich auch schon beinahe wie zu Hause fühlte. Wie üblich liefen wir im Eiltempo die Treppen zu ihrem Zimmer hoch, wo es so aussah, als hätte ein Tornado darin gewütet. Überall lagen Notizzettel herum, Ausschnitte aus Zeitschriften, sowie Stifte in verschiedensten Ausführungen, als hätte sie einen Schreibwarenladen ausgeraubt. 

„Oh je", lachte ich, während ich versuchte, vorsichtig über die Sachen zu klettern und mich aufs Bett plumpsen zu lassen. „Findest du überhaupt noch etwas in diesem Chaos?" 

„Keine Sorge, es sieht vielleicht nach einem Chaos aus, aber es ist ein geordnetes Chaos. Ich weiß genau, wo alles ist." Sie fasste sich an ihre hinteren Hosentaschen und runzelte die Stirn. „Moment mal... wo ist mein Handy?" 

Ich verfiel in einen Lachanfall und fiel in die Kissen. „Schon klar, du hast alles unter Kontrolle." 

„Ah, ich hab's! Hey, ich hab wirklich alles unter Kontrolle! Siehst du doch." Sie schmunzelte und setzte sich im Schneidersitz auf den wohl einzig freien Platz auf dem Boden. „Jetzt hör auf mich zu necken und schau dir das hier an. Das ist der Entwurf für die Einladungskarten, die ich morgen schon rausschicken muss. Wie gefällt er dir?" 

Lumina ✈ Destination: EuropaΌπου ζουν οι ιστορίες. Ανακάλυψε τώρα