Kapitel 43 | Für die Ewigkeit

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Die Tage in Paris neigten sich langsam dem Ende zu und somit auch mit die schönsten Tage, die ich in meinem Leben jemals erleben durfte. Manchmal vergaß ich, dass wir eigentlich auf einer Lernreise waren und zeitweise sogar auch, dass meine beste Freundin dabei war. 

Denn zu rund 90 Prozent verbrachte ich nun meine Zeit mit Carter, der mich zu einem Date nach dem anderen einlud. Von Rollschuhfahren über Macarons essen bis hin zu einer romantischen Bootstour bei Nacht war alles dabei. Jeder Moment mit ihm war besonders, aber vor allem der letzte Tag würde mir noch lange in Erinnerung bleiben, als hätte er das Beste absichtlich bis zum Schluss übrig gelassen. 

Direkt nach dem Frühstück ging es los mit einem Spaziergang entlang der Seine, wo es um diese Uhrzeit für pariser Verhältnisse noch relativ ruhig war, aber das war mir nur recht. Wir schlenderten über eine Brücke und ich blieb für einen Moment stehen, um das Wasser zu beobachten und die schöne Aussicht zu genießen. 

Gerade, als ich mich komplett in den sachten Wellen verloren hatte, meinte Carter neben mir geheimnisvoll: „Wir sind nicht aus Zufall hier. Weißt du, was das hier ist?" 

Irritiert drehte ich mich zu ihm um und runzelte meine Stirn. „Eine... Brücke?" 

„Ja, schon klar, Sherlock", lachte er und ich verschränkte trotzig meine Arme. 

„Anstatt mich auszulachen, könntest du vielleicht schneller zum Punkt kommen. Also?" 

„Das hier ist eine besondere Brücke. Die Pont des Arts. Bis vor einigen Jahren war das Geländer vollständig umsäumt mit Liebesschlössern." 

Erstaunt blickte ich auf das leere Geländer, welches scheinbar nun so umgebaut wurde, dass Touristen keine weiteren Schlösser daran anbringen konnten. 

„Die ganzen Schlösser haben rund 45 Tonnen gewogen. Irgendwann konnte die Brücke diese Last nicht mehr tragen, weswegen ein kleiner Teil zusammengebrochen ist. Seitdem wurde die Brücke umgebaut und jetzt ist das Anbringen der Schlösser unmöglich", erklärte Carter mir wissend und ich nickte. 

„Verständlich. Klar war es irgendwo eine romantische Angelegenheit, aber wenn jeder Tourist ein Schloss dranhängt, kann selbst die stabilste Brücke das Gewicht nicht mehr tragen." 

Gedankenverloren fuhr ich mit meiner Hand über das Geländer und konnte nicht anders, als mir trotzdem zu wünschen, dass ein hübsches Liebesschloss mit unseren Initialen genau hier hängen würde, bis wir in ein paar Jahren an den Ort zurückkehren und es wiederfinden würden. Aber das konnte und wollte ich der Umwelt und den Einwohnern von Paris nicht antun, also behielt ich meine Gedanken für mich. 

Carter lächelte jedoch so seltsam und mich beschlich die Vorahnung, dass er es eventuell anders sah. Er griff in seine Jackentasche und zog einen kleinen Gegenstand hervor, den er mir behutsam in die Handfläche legte. Meine Vermutung bestätigte sich, denn es war tatsächlich ein Liebesschloss. Sobald ich es erblickte, schüttelte ich den Kopf. 

„Nein. Wir können das auf keinen Fall aufhängen." 

„Wer hat denn was von aufhängen gesagt?", grinste er und kam einige Schritte näher. „Das Schloss ist für dich, aber ich werde den Schlüssel dazu behalten. Solange wir zusammen sind, bleibt es geschlossen. Solltest du irgendwann – was ich keinesfalls hoffe – dich dazu entschließen, unsere Beziehung zu beenden, bekommst du den Schlüssel und kannst das Schloss dann symbolisch damit öffnen. Aber bitte, lass mich den Schlüssel für immer für dich aufbewahren." 

Ich musste lächeln, denn das war echt süß und wirklich clever, außerdem war ich erleichtert, dass er nicht die verrückte Idee bekam, das Schloss doch verbotenerweise irgendwo an der Brücke aufzuhängen. Ich drehte es in meiner Hand um und sah dann ein mit schwarzem Marker daraufgeschriebenes „L+C" und darunter das Datum des Tages, an dem wir uns unsere Gefühle zueinander gestanden haben. 

Lumina ✈ Destination: EuropaWhere stories live. Discover now