Kapitel 31 | Sonnenuntergang

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Wie bereits erwartet, wurde nichts aus dem Nachtisch und egal, wie sehr Javi sich auch anstrengte, gute Miene zum bösen Spiel zu machen, war es ersichtlich, dass er nach der Begegnung mit seiner Ex betroffen war. Wir redeten nicht mehr allzu viel miteinander, aber ich versicherte ihm, bei seinem wichtigen Training in wenigen Tagen dabei zu sein.

„Ich will nicht, dass der Tag so endet", sagte Javi, sobald wir das Restaurant verließen und die Sonne langsam unterging.

„Das möchte ich auch nicht", gab ich zu und versuchte zu vergessen, was soeben geschehen ist.

„Na dann lass uns noch einen ausgiebigen Spaziergang machen, um uns auf andere Gedanken zu bringen."

Javi lächelte wieder und das ließ ich mir nicht zweimal sagen. Hoffentlich würden wir doch einen schönen Tagesabschluss bekommen.

„Ich habe meinen Eltern übrigens von dir erzählt", meinte er irgendwann und es fühlte sich so an, als hätte er gerade eine wichtige Bombe platzen lassen. Erstaunt sah ich ihn an und wusste zuerst nicht, was ich darauf antworten sollte.

„Wie... echt jetzt? Was hast du ihnen gesagt?"

„Dass wir uns auf Anhieb super verstanden haben und dass ich gerne Zeit mit dir verbringe und auch noch mehr verbringen möchte. Sie... möchten dich kennenlernen."

Was, jetzt schon? Ich spürte, wie ich bei dem Gedanken daran, seine Familie kennenzulernen, rot anlief. Als wäre ich bereits seine offizielle Freundin, oder so.

Jedoch überkam auch mich nun das Bedürfnis, meinen Eltern von Javi zu erzählen und zu erfahren, was sie über ihn dachten. Ich merkte mir vor, sie demnächst anzurufen, musste aber erst einmal mit meinen aktuellen Gefühlen klarkommen.

„Oh wow", brachte ich hervor und kicherte nervös. „Das geht aber alles echt schnell."

„Du musst sie natürlich nicht jetzt sofort kennenlernen", beschwichtigte er mich. „Meine Eltern sind nun mal so. Wir können mit dem Kennenlernen auch erst bis zu meinem Training warten, denn da seid ihr alle dann da."

Er zwinkerte und machte mich damit nur noch mehr verlegen. Was bedeutete das alles? Ich kannte mich mit so etwas kaum aus, aber wollte Javi damit etwas andeuten? Ist es etwa möglich, dass wir... zusammen kommen könnten?

Da war es dann nun - Ein leichtes Kribbeln im Bauch. Ich vermutete, dass es in den kommenden Stunden oder Tagen noch stärker werden würde, wenn wir so weitermachten. Oh Gott, wohin sollte mich diese Reise noch führen?

Wir schlenderten durch die beleuchteten Straßen von Barcelona und genossen die warme Abendluft. Javi war interessiert an unseren bisherigen Reiseorten, also erzählte ich ihm ein wenig von dem Abenteuer, das wir bestreiten durften.

Irgendwann blieb er wie angewurzelt stehen und ich hörte augenblicklich auf, zu sprechen.

„Was ist los?", fragte ich besorgt, dann folgte ich Javis Blick und sah nach vorne.

Mir offenbarte sich ein traumhafter rot-orangener Himmel inklusive Sonnenuntergang, wobei die Sonne schon fast komplett hinter den Häusern verschwunden war.

„Wow", hauchte ich und konnte nicht anders, als davon ein Bild mit meiner Polaroidkamera zu machen, die ich glücklicherweise mitgenommen habe.

„Ich liebe Barcelonas Sonnenuntergänge", schwärmte Javi neben mir.

Er drehte sich zu mir und bemerkte dann meine Kamera, woraufhin seine Augen aufleuchteten. „Die ist ja toll! Darf ich mal sehen?"

„Klar." Ich reichte ihm die Kamera, während sich das Bild in meiner Hand langsam entwickelte.

Lumina ✈ Destination: EuropaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt