Kapitel 30 | Date

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Am nächsten Tag wollte ich Himmel und Erde in Bewegung setzen, um Javi auf den Ramblas spielen zu sehen. Ich konnte es nicht ertragen, mir stundenlang irgendwelche Figuren und Statuen in Museen anzusehen und hoffte inständig, dass ich die Möglichkeit bekommen würde, ihn zu sehen. In der Mittagspause tauchte dann der langersehnte Lichtblick auf. 

„Wir machen jetzt ein Stündchen Pause, ihr könnt euch etwas zu essen holen oder von mir aus auch ein wenig shoppen, wir treffen uns dann in einer Stunde wieder hier und es geht weiter", meinte Mrs. Bowman und ließ uns mitten auf den Ramblas stehen. Ich hätte am liebsten einen Freudensprung in die Luft gemacht und freute mich wie ein kleines Kind. 

„Na gut, dann wollen wir den Herzensstehler mal ausfindig machen", grinste Savannah und wir drückten uns in der Menschenmenge vorwärts. 

Schnell wurde klar, dass es sehr schwierig sein würde, irgendetwas zu sehen, bei der Vielzahl an Touristen, die unterwegs waren und wir uns höchstens an Javis Stimme orientieren konnten, vorausgesetzt, wir würden sie überhaupt hören. Aber ich wollte nicht aufgeben und wir hatten eine ganze Stunde Zeit, also schlängelte ich mich rasend schnell durch die Menschen hindurch und wollte nebenbei mein Handy hervorholen, um Javi eventuell anzurufen und zu fragen, wo genau er sich befand, aber das erwies sich gar nicht mehr als nötig. Denn in diesem Moment hörte ich jemanden singen, der verdammt gut klang und mein Herz setzte für eine Sekunde aus. Er musste es sein! 

Von neuem Mut angetrieben folgte ich der Stimme und lief dann beinahe gegen eine Mauer aus Menschen, die allesamt um den Sänger herumstanden und ihm beim Singen zuschauten. Es dauerte nicht lange, da stand ich in der ersten Reihe und ein Strahlen breitete sich auf meinem Gesicht aus – Ich konnte es nicht fassen, er war es tatsächlich! 

Javi stand dort mit seiner Gitarre in der Hand und sang ein spanisches Lied, welches ich nicht kannte, aber fantastisch klang. Er sah dabei so professionell aus und es standen locker um die hundert Leute in einem Halbkreis um ihn herum, die lautstark applaudierten, als er das Lied beendete. 

Nun lösten sich ein paar aus der Menge und gingen auf ihn zu, um ihm ein wenig Geld in die Box zu werfen, die er vor sich hingestellt hat. Bei jedem bedankte er sich persönlich und vollführte eine kleine Verbeugung als Dankeschön. Ohne zu zögern fummelte ich in meiner Tasche nach meinem Portemonnaie und stürmte auf Javi zu. 

„Hey!", rief ich bereits von weitem und winkte. Sofort fiel sein Blick auf mich und es war, als würde die Sonne aufgehen. 

„Lumina!", begrüßte er mich mit einem breiten Lächeln und nahm mich kurz in den Arm. 

„Du warst großartig", meinte ich und wollte ihm einen Zehn-Euro-Schein in die Hand drücken, aber er hob seine Hand und lehnte ab. 

„Danke, aber das kann ich nicht annehmen." 

„Wieso nicht?", fragte ich verwundert und reichte ihm den Schein erneut. 

„Weil wir Freunde sind und ich kein Geld von Freunden annehme." 

„Aber ich bin auch eine Passantin, die rein zufällig hier vorbeigekommen ist und deine Musik gut findet." 

Javi lächelte darüber, machte aber immer noch keine Anstalten, mein Geld zu akzeptieren. Stattdessen schlug er etwas anderes vor, was mich beinahe dazu verleitete, auf der Stelle umzukippen. 

„Wie wäre es denn, wenn du dein Geld wieder einsteckst und ich dich heute Abend zum Essen einlade?" 

Meine Augen wurden groß und ich blickte stumm in sein strahlendes Gesicht, bis mir etwas einfiel. „Aber dann bist du doch derjenige, der bezahlt. Ich wollte dir doch etwas schenken." 

Lumina ✈ Destination: EuropaWhere stories live. Discover now