Kapitel 4 | Die erste Nacht

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Der Temperaturunterschied war sofort spürbar, in London war es um einiges kälter, als Zuhause. Voller Vorfreude stiegen wir die Treppen hinab und hüpften in den Bus, der bereits auf uns wartete und uns zum Flughafen bringen würde. 

„Ich kann es immer noch nicht glauben", lachte Savannah, sobald alle vollzählig waren und wir uns langsam in Bewegung setzten. 

„Ich werde es nicht einmal glauben, wenn ich in einem Jahr wieder in meinem Zimmer sitze", fügte ich hinzu. 

Es war so surreal – Wir befanden uns auf einem anderen Kontinent, tausende von Kilometern entfernt von allem, was wir kannten und hatten nun die Zeit unseres Lebens vor uns. Am Flughafen dauerte es tatsächlich ziemlich lange, bis wir alle unsere Koffer eingesammelt haben, genauso, wie Gabbie es bereits vorhergesehen hat. 

„So Leute, da es wahrscheinlich schon dunkel sein wird, wenn wir am Hotel ankommen, schlage ich vor, dass wir die Kennenlernrunde auf morgen nach dem Frühstück verschieben und ihr euch alle erst einmal vernünftig ausruht und schläft. Dazu kommt auch noch der Jet Lag gegen den wir ankämpfen müssen", meinte Mrs. Bowman und lächelte mitfühlend. „Mrs. Shields und ich werden höchstwahrscheinlich auch nicht davon verschont bleiben, also könnt ihr davon ausgehen, dass ihr nicht die Einzigen sein werdet." 

„Na das kann ja heiter werden", flüsterte Gabbie und kicherte. 

Die anderen sagten nicht mehr viel dazu und es war offensichtlich, dass alle müde waren und sich nur noch nach einem kuscheligen Hotelbett sehnten. Zu allem Übel mussten wir auch noch quer über den ganzen Flughafen marschieren, um zu unserem Reisebus zu gelangen. Mit den Koffern im Schlepptau war es kein schöner Spaziergang und wir fielen alle fix und fertig in unsere Sitze. 

Savannah gähnte neben mir und streckte ihre Arme aus. „Boah, ich habe das Gefühl, seit einer Woche nicht mehr geschlafen zu haben. Du hast es gut, du hast im Flieger ein Nickerchen gemacht. Ich glaube, ich sterbe gleich!" Dramatisch fasste sie sich an die Stirn und ich grinste. 

„So schnell stirbst du nicht. Außerdem kannst du ja jetzt ein wenig schlafen." Kaum hatte ich dies ausgesprochen, schon lag ihr Kopf auf meiner Schulter und ihr Atem ging regelmäßig. Das musste ein neuer Rekord sein. 

Während Savannah vor sich hin döste, blickte ich aus dem Fenster und sah der Landschaft dabei zu, wie sie an uns vorbeizog. Die Sonne war hinter einer dicken Wolkendecke verborgen und würde sich in wenigen Minuten ganz hinter dem Horizont verstecken. Es wurde immer leiser im Bus und es dauerte nicht lange, da waren alle verstummt und schienen eingeschlafen zu sein – Außer ich. 

Ich war in diesem Augenblick viel zu aufgedreht dazu, um auch nur ein Auge zuzudrücken. Wir könnten jede Minute am Hotel ankommen und ich wollte nichts verpassen, auch wenn ich draußen nicht mehr als nur Schwärze sah. Aber als der Bus abbremste und ich feststellte, dass ich erst einmal meine Augen öffnen musste, ärgerte ich mich über mich selbst. Kurz warf ich einen Blick auf die Uhr und stellte fest, dass die Busfahrt doch etwas länger dauerte, als gedacht. Im Bus ging das Licht an und ich verdeckte mein Gesicht, um bloß nicht zu erblinden. 

„Sind wir endlich da?", murmelte Savannah neben mir und reckte sich. Die Antwort kam sogleich. 

„So, wir sind da, meine Lieben!", flötete Mrs. Bowman fröhlich und klatschte voller Tatendrang in die Hände, während wir wie Zombies nach unseren Taschen griffen und müde aus dem Bus schlurften. 

Draußen war es sehr kalt und ich begann, zu frieren, während wir darauf warteten, bis der Busfahrer unsere Koffer herausgeholt hat. Während ich auf der Stelle ein wenig hin- und herwippte, um mich warm zu halten, sah ich mich um. Wir befanden uns mitten in der Stadt, der Verkehr war laut und deutlich zu hören und auch noch um diese Uhrzeit war viel los auf den Straßen. Das Hotel sah von außen sehr schlicht aus, aber ein Luxushotel konnten wir wohl kaum erwarten. Zumindest die meisten von uns. 

Lumina ✈ Destination: EuropaWhere stories live. Discover now