pov. Enjolras:

Es ist schon dunkel draußen als sich unsere kleine Gemeinschaft langsam auflöst. Es dauert nicht lange bis nur noch Elisabeth, Marius, Courfeyrac und ich übrig bleiben. Nachdem auch Courfeyrac gegangen ist räumen wir unsere Unterlagen zusammen und gehen runter ins Café. Dort setzen wir uns an einen Tisch und warten darauf, dass Madame Hucheloup kommt.

„Also... das machst du den ganzen Tag?", fragt Elisabeth ihren Bruder. „Sieht ganz so aus", antwortet Marius mit einem müden Lächeln. Ich sehe mich im Café um und stelle fest, dass nur noch wenige Leute hier sind. Wie spät ist es überhaupt? Madame Hucheloup sollte endlich mal eine Uhr hier unten hinstellen...

Mir bleibt keine Zeit länger darüber nachzudenken, da eine kleine runde Frau auf unseren Tisch zukommt. „Madame. Wie schön Sie zu sehen", sagt Marius erfreut zu ihr. „Marius. Enjolras. Wollt ihr mir nicht die junge Dame vorstellen, die bei euch sitzt?" „Ja, verzeihung. Das ist meine kleine Schwester Elisabeth", stellt Marius sie vor. „Ich dachte das Thema hatten wir schon. Ich bin nur ein Jahr jünger als du", sagt Eliabeth empört bevor sie sich an Madame H. wendet, „Es freut mich sehr Sie kennen zu lernen Madame... ?!" „-Hucheloup. Ich bin die Besitzerin dieses Cafés", beendet die kleine Frau den Satz.

„Könnten Sie uns bitte etwas zu Trinken bringen? Die Rechnung geht auf mich", sage ich. Madame Hucheloup sieht mich- mit den Händen in den Hüften- an, so als wäre sie meine Mutter und ich ihr ungezogenes Kind. „Mein lieber Enjolras. Wie oft habe ich dir schon gesagt, dass du nicht bezahlen musst?", fragt sie mich und dreht sich um, damit sie etwas zu Trinken für uns holen kann.

Ich denke, dass wenn sie weg ist, die beiden Geschwister ihre Unterhaltung fortsetzen werden. Jedoch sind beide leise. Marius starrt Löcher in die Luft und ist wahrscheinlich in einer ganz anderen Welt, vielleicht in einer besseren als unserer...
Elisabeth hingegen starrt mich an. „Was ist?", frage ich sie und sie fragt anscheinend ehrlich interessiert: „Ist Madame Hucheloup deine Mutter?"

Ich starre sie verdutzt an. Doch dann muss ich leicht lachen, weil diese Idee so absurd ist. Elisabeth guckt mich verwirrt an und fragt: „Habe ich etwas falsches gesagt?" Ich schüttle meinen Kopf. „Es kam nur noch niemand auf die Idee, dass sie meine Mutter sein könnte", antworte ich auf die Frage. „Entschuldigung. Ich dachte nur-", fängt sie an. Doch ich unterbreche sie: „Nein. Du brauchst dich nicht zu Entschuldigen." Elisabeth nickt und senkt leicht beschämt ihren Kopf.

Marius, der jetzt endlich wieder geistig anwesend ist, schaut mich fragend an. „Deine Schwester hat mich gerade gefragt, ob Madame Hucheloup meine Mutter ist", antworte ich auf seine stumme Frage. Er muss leicht grinsen und sagt spielerisch ernst: „Etwas ähnlich seid ihr euch ja schon. Ich meine-" Weiter kommt er nicht, da ich ihn leicht auf den Arm schlage. Seine Beschwerden ignoriere ich und fange an zu lachen. Eliabeth und Marius steigen kurz darauf mit ein.

„Wie schön, dass ihr euch so amüsiert. Hier sind eure Getränke", sagt Madame Hucheloup zwinkernd. Nachdem wir uns bei ihr bedankt haben, fragt sie: „Marius, warum läuft deine Schwester eigentlich schon den ganzen Tag mit einem Nachthemd herum? Hat sie denn nichts anderes zum anziehen?" „Etwas zum anziehen habe ich schon. Doch heute früh war ich so in Eile, dass ich vergessen habe mir etwas anzuziehen", erklärt ihr Elisabeth. „Wenn das so ist will ich euch nicht weiter stören", sagt Madame Hucheloup und geht wieder zu den leeren Tischen, um sie abzuräumen.

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Als wir fertig sind und gehen wollen ist das Café leer. Wahscheinlich hat es schon längst geschlossen und Madame H. hat uns mal wieder länger hierbleiben lassen. Nachdem wir uns von ihr verabschiedet haben und Elisabeth ihr versprechen musste, dass sie morgen nicht ihr Nachthemd trägt, gehen wir zurück zu meiner Wohnung.

Die Straßen sind dunkel und leer. Es ist komplett still und mir kommt der Weg diesmal viel länger vor als sonst. Keiner von uns sagt etwas, bis Elisabeth fragt: „Was machen wir morgen?" Ich überlege was ich darauf antworten soll und noch bevor ich etwas sagen kann antwortet Marius: „Ich werde morgen nach einer Wohnung suchen, damit wir Enjolras nicht länger als nötig auf die Nerven gehen müssen. Wenn du willst kannst du mich begleiten." Seine Schwester nickt fröhlich mit ihrem Kopf.

„Ihr geht mir nicht auf die Nerven. Ihr könnt von mir aus so lange bleiben wie ihr wollt. Das müsstest du eigentlich wissen mein Freund", sage ich. Nach wenigen Minuten haben wir meine Wohnung erreicht und ich schließe die Tür auf. Elisabeth verabschiedet sich von uns und verschwindet, so wie gestern Abend, im Gästezimmer. Kurz darauf verabschiedet sich auch Marius von mir. Doch ich bleibe wach und gehe in mein Arbeitszimmer, um meine nächste Rede vorzubereiten.

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Ich hoffe, dass euch das Kapitel gefallen hat. Es ist diesmal etwas kürzer, aber naja...🙈🙃

LG Lina

Elisabeth Helóise Pontmercy (Les Mis FF)Where stories live. Discover now