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pov. Enjolras:

"Zu den Barrikaden", rufe ich und weiß im selben Moment, dass es jetzt beginnt. Keine Zeit für Rückzieher. (Nicht, dass ich etwas derartiges in Betracht ziehen würde.)

Ich renne durch die Straßen, eine Gruppe Studenten hinter mir, Marius auf einem Pferd und roter Flagge in der Hand, in Richtung des Café Musains. Denn dort werden wir die Barrikade errichten. Zumindest, wenn wir es rechtzeitig bis dahin schaffen.

Als wir in eine Nebenstraße einbiegen, liegen schon Möbel auf der Straße für eine Barrikade, weitere werden aus den Fenstern geschmissen. In wenigen Sekunden steht der Schutzwall und wir können Deckung hinter ihr suchen, um die Soldaten hinter uns abzuwehren. Erst als sie wegreiten, kommen wir hervor und rennen weiter. Ich nehme kaum etwas um mich herum wahr. Nicht die Schreie, die Schüsse, nicht einmal meine Freunde um mich.

Endlich erreichen wir den Platz vor dem Musain. So wie zuvor auch geht alles ganz schnell. "Wir brauchen so viele Möbel wie möglich. Werft alles heraus, was ihr habt!", ruft Courfeyrac nach oben. Daraufhin werden wahllos Möbel von den Fenstern aus den oberen Stockwerken auf die Straße befördert. Tische, Schränke, Stühle, sogar ein Piano ist dabei. Als das Instrument auf dem Boden zerschellt, bricht ein kleiner Teil von mir und ich muss an Elisabeth denken, wie sie am Klavier saß und das Lied unserer kleinen Revolution spielte. Doch ich rufe mich zur Vernunft und löse meinen Blick von dem Piano und den Errinerungen.

Wir haben schon eine Grundlage für die Barrikade geschaffen, als mir eine Kutsche nicht weit von hier auffällt. Also rufe ich Jean, Bossuet und einen der neuen - François glaube ich - zu mir, damit sie mir helfen den Kutschwagen zur Barrikade zu tragen. Kaum liegt er stabil, wenden wir uns alle einem anderen Teil der Barrikade zu. François versucht die Möbel zu stabilisieren und zum ersten Mal betrachte ich den jungen Mann etwas genauer. Irgendetwas an ihm kommt mir bekannt vor. Doch darüber kann ich nachher noch weitergrübeln. Jetzt ist das vor mir weitaus wichtiger.

Von oben kommen keine Möbel mehr, weshalb auch das Café, sehr zum leidwesen der Madame, herhalten muss. Wir nehmen alles, was wir finden können. Feuilly zerschlägt sogar die Treppe, um deren Stufen zu verbauen. Etwas weiter rechts sitzt Madame Hucheloup stur auf einem ihrer Stühle und weigert sich aufzustehen, damit Grantaire ihn auf die Barrikade werfen kann. Da R. sowieso kein Mann vieler Worte ist, küsst er sie so plötzlich, dass die Madame vor Schreck aufsteht und er den Stuhl mitnehmen kann. Den empörten Ausruf ignoriert er gänzlich und ruft nur hastig ein Dankeschön als er geht.

"Wir brauchen einen Freiwilligen, der herausfindet, was sie planen und wann sie angreifen werden!", rufe ich nun aus, da Courf mich darauf aufmerksam gemacht hat, dass wir überhaupt nicht wissen, wie wir am Besten vorgehen sollen. Und da kam mir ein Spion sehr nützlich vor. Ein Stück von mir entfernt, kommt ein älterer Mann auf mich zu. "Ich kann die Wahrheit herausfinden", meint er. "Ich kenne ihre Wege. Ich habe ihre Kriege gekämpft als ich ihnen in meiner Jugend gedient habe." Jean klopft ihm anerkennend auf die Schulter. "Ich hoffe du sagst die Wahrheit", sagt Grantaire stumpf und nimmt einen Schluck aus seiner Flasche. Bossuet drückt ihm mit den Worten "Hunde werden beißen" eine Pistole in die Hand und Gavroche schreit : "Bitte kämpft nicht!" "Sie werden tun, was richtig ist", erwidert Bossuet nur.

Also nicke ich dem Mann zu, als Zeichen, dass wir auf ihn zählen und er gehen kann. Dann nehme ich die Flagge, die Marius mir reicht und erklimme die nahezu fertig gestellte Barrikade. "Rot", rufe ich, "das Blut ist heiß und jung!" Vereinzelt stimmen meine Mitstreiter in den Ruf ein. "Schwarz - die schwere Leidenszeit!" Ich befestige die Flagge an der Spitze der Barrikade. "Rot - die Morgendämmerung!" Jetzt stimmen alle mit ein und wir bilden eine Einheit, so wie zuvor bei der Beerdigung. "Schwarz - die Nacht verliert den Streit!"

Elisabeth Helóise Pontmercy (Les Mis FF)Hikayelerin yaşadığı yer. Şimdi keşfedin