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Jungkook

Vorsichtig ließ ich ein Fuß ins Wasser gleiten. Das Wasser war angenehm tenperiert, schön warm und einfach ideal zum Entspannen. Und so ließ ich mich mit einem leisen seufzen ganz in die riesige Badewanne gleiten.

Es war für mich zu eine Art Ritual geworden, nach jedem erfolgreich abgeschlossenen Auftrag ein ausgiebiges Bad zu nehmen. Naja auch wenn ich dieses Mal eine Niederlage einstecken musste. Vorerst.

Es war auch nicht so das ich mir das unsichtbare Blut vom Körper waschen wollte, es klebte ohnehin an mir - und ich hatte mich daran gewöhnt. Es machte mir im Grunde genommen nichts aus, Menschen zu töten. Ich verspürte sogar eine tiefe Zufriedenheit dabei.

Ich hasste die Menschen.

Seufzend schloss ich die Augen und lehnte mich weit ins Wasser zurück. Ich schaltete komplett ab und selbst Mins nervtötende Stimme konnte mich gerade nicht stören, da ich den Ohrstecker endlich abnehmen konnte.

Das Badewasser schien meine Probleme aufzuweichen und fortzuspülen. Ich dachte weder an meinen missglückten Auftrag noch an das Problem mit dem Bild.

Alles war so weit weg...

*

Zwei mal zwei Meter kalter, harter Stein. Das war seine ganze Welt. Die Zelle hatte keine Fenster und das einzige Licht fiel durch die vergitterte Luke in der Tür zum Gang. Er hatte schon lange aufgehört hindurch zu sehen - hatte aufgegeben, hatte sich aufgegeben.

Irgendwo in der Ferne hörte er Schritte, die immer näher kamen. Angst klammerte sich um sein Herz, das er doch längst für tot gehalten hatte. Reflexartig zog er sich in eine der hinteren Ecken des Raumes zurück, den Rücken flach an die Wand gepresst. Die Ketten, die seine zierlichen Füße und Handgelenke miteinander verbanden, klirrten verräterisch und obwohl ihm dieses Geräusch so vertraut war wie nichts anderes, zuckte er unwillkürlich zusammen.

Die Schritte draußen auf dem Gang verstummten kurz. Dann tauchte ein Gesicht auf der anderen Seite der Gitterstäbe auf. Dunkle Augen blitzten finster im Zwielicht.

"Friss endlich, wir können es uns nicht leisten das du uns wegstirbst ehe die Verhandlungen abgeschlossen sind!!"

Eine weitere Luke im unteren Teil der Tür wurde mit einem hässlichen Geräusch aufgeschoben und wieder geschlossen. Der Geruch von Essen strömte in seine Nase. Ganz langsam bewegte er sich auf die Tür zu und nahm den Teller in Augenschein, der in die Zelle geschoben wurde. Reis und Fisch.

Sein Magen zog sich bei diesem Anblick fürchterlich zusammen. Wann hatte er zuletzt etwas gegessen? Er wusste es nicht mehr. Ehrfürchtig kniete er neben dem Teller nieder. Ängstlich spähte er wieder in die Höhe zu dem bedrohlichen Mann, als würde er nicht glauben wollen, das man ihm etwas zu essen geben wollte, das es für ihn war.

"Na wirds bald?!" keifte er genervt. "Oder soll ich dich noch füttern??"

Ein Kopfschütteln und dann beugte er sich auch schon über den Teller und begann zaghaft an zu essen.

Der Mann stand dort und beobachtete ihn eine ganze Weile, ehe er die Stimme nochmals erhob. "Hey Junge. Wie war dein Name nochmal?"

Er zögerte. Dann, ganz vorsichtig, teilten sich seine Lippen.

"Jungkook."

Seine Stimme klang seltsam verzerrt und hallte beängstigend von den Wänden der Zelle. Wie lange hatte er sich nicht mehr gehört, seine Stimme? Wie viel zwei war vergangen seit man ihn hierher gebracht hatte? Er konnte es nicht sagen.

*

Ruckartig riss ich den Kopf in die Höhe. Meine Atmung ging flach und stockend. Die Hitze des Wasser stieg mir zu Kopf und ließ das Bild vor meinen Augen verschwimmen. Ein Traum...

Ein fucking Traum.

Mein Herz schlug so heftig, wie schon lange nicht mehr. "Scheiße...."

Ich hatte schon Ewigkeit nicht mehr davon geträumt. Wieso ausgerechnet jetzt wieder?

Nachdem ich mich einigermaßen wieder gefasst hatte, erhob ich mich und stieg aus der Wanne. Ich nahm ein frisches Handtuch vom Stapel und schlang es mir dann um die Hüfte. Mit einem zweiten Handtuch begann ich mich abzutrocknen.

Frisch angezogen - Im simplen weißen Shirt und schwarzen Jogginghose, kehrte ich anschließend in den Wohnraum zurück, als mein Blick wieder auf die Zeitung fiel. Die Haare fielen mir noch feucht ins Gesicht, doch das störte mich nicht. Ich setzte mich auf die Couch und betrachtete das Bild vom Blondschopf nachdenklich.

Eins musste ich zugeben - hübsch war er. Außerordentlich hübsch sogar.

Ich musste zurück an unsere Begegnung im Club denken. Eigentlich hatte Min Recht gehabt. Auch wenn er mit dem Auftrag nichts zu tun hatte, so hatte Blondschopf mich doch gesehen und verdammt... - sogar ein Foto konnte er machen! Wieso war mir das nicht aufgefallen? So unprofessionell war ich doch sonst auch nicht.

Ich hätte ihn töten müssen. Ich wusste es. Er stellte eine Gefahr dar. Auch wenn er mit meinem Auftrag nichts zu tun hatte, so hätte ich etwas unternehmen müssen.

Und doch hatte ich es nicht getan.

Aber vielleicht musste ich es ja auch gar nicht tun - Insofern ich diesen blöden Stick bekam.

instinktiv fing ich an zu Lächeln und ließ die Zeitung wieder sinken. Mein Weg führte mich als nächstes zu meinem Schreibtisch, wo ich mir den Ohrstecker wieder einsetzte.

"Hast du alles erledigt worum ich dich gebeten hab?" fragte ich kühl, ohne eine Begrüßung auszusprechen und setzte mich an den Computer. Keine Sekunde später tauchte ein Bild auf dem Monitor auf. Ein Bild von meinem neuen Pass. Ich betrachtete es eingehend und nickte zufrieden.

"Perfekt."

"Jeon, ernsthaft? Justin Seagull?"

"Warum nicht? Ich mag den Namen."

"Du willst das echt durchziehen oder? Und was wenn es nicht funktioniert? Was wenn du den Stick so auch nicht bekommst?"

Ich antwortete nicht sofort, schien mein Inneres sich plötzlich gegen eine Antwort zu sträuben, obwohl ich wusste das mit letzten Endes keine andere Wahl blieb, sollte mein Plan nicht aufgehen.

"Dann muss ich Blondschopf wohl leider töten."

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Was sagt ihr zu dem Kapitel? Etwas kurz aber mehr schaff ich heute leider nicht mehr. :( Was war das wohl für ein Traum? Und was ist mit dem neuen Pass?

Ach und bald treffen sich taekook wieder 😀

𝐓𝐇𝐄 𝐑𝐄𝐀𝐏𝐄𝐑 𝐉𝐄𝐎𝐍 ᵏᵒᵒᵏᵛWo Geschichten leben. Entdecke jetzt