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Taehyung

Überall war plötzlich Blut, eine zähflüssige Substanz und sie bedeckte beinah vollständig den Boden. Zumindestens kam es mir in dem Moment so vor. So viel Blut.. wie konnte ein Mensch nur so viel Blut haben? Ein tiefes dunkles rot. Wenn es nicht grad eines Menschens Tod bedeuten würde, könnte man meinen es wäre ein kunstvolles Werk erschaffen worden. Diese Farbe wirkte irgendwie faszinierend und beängstigend zugleich.

Ich fühlte mich taub, einzig meinen schweren Atem hallte in diesem Raum, auf einmal wich jegliche Kraft meinen Körper und diese beängstigende Stille um mich herum bestärkte dieses Gefühl der Erschöpfung in mir. Aber ich atmete und dies wiederrum sagte mir, das ich noch am Leben war.

Obwohl mein Herz wie verrückt raste und jeder einzelne Schlag mir noch mehr Luft raubte, spürte ich eine unbeschreibliche Leichtigkeit in meiner Brust.

Wie leergefegt starrte ich auf den Toten. Mein Magen rebellierte heftig angesichts des ganzen Blutes und den weit aufgerissenen Augen, die einfach nur noch dumpf und leer erschienen.

"Verdammter Mist, wieso ist der Strom jetzt schon wieder an?!" zischte eine fremde Stimme und katapultierte mich zurück in die Realität.

Mir lief ein eiskalter Schauer über den Rücken und ich bekam eine Gänsehaut. Zwischen meinen Atemzügen schluckte ich schwer als ich langsam wieder aufsah und auf einen Mann in komplett schwarz gehüllter Kleidung starrte. Er hatte mir den Rücken zugekehrt und auch wenn ich sein Gesicht nicht sehen konnte, jagte mir seine ganze Präsenz ungeheuerliche Angst ein. Mein Blick fiel auf das blutgetränkte Messer, welches er vor wenigen Sekunden dem Perversen alten Sack in den Hals gerammt hatte.

Es tropfte noch Blut davon herab. Er hatte ihn getötet. Eine Erkenntnis die mich gefrieren ließ.

Er schien mich gar nicht zu beachten. Stattdessen hob er einfach die Klinge, drehte das Messer in seiner Hand und betrachtete es nahe zu hypnotisiert. Er sagte erneut etwas aber die Worte drangen kaum zu mir durch, ich verstand sie nicht, einzig und allein was ich tat, war ihn mit weit aufgerissenen Augen anzustarren.

Würde er mich auch gleich töten?

Sein Blicke schweifte über den leblosen Körper und der Blutlache, die sich in so einer rasenden Geschwindigkeit unter ihm ausgebreitet hatte. Er fluchte laut und trat den toten Körper einmal kräftig, was mich deutlich zusammenfahren ließ. Wimmernd presste ich mich heftig gegen die Wand, als würde ich jeden Augenblick eins mit ihr werden und sah zitternd zu ihm hinauf.

Ich sah sein Gesicht nun von der Seite, jedoch versperrte mir der Mundschutz und die schwarze Cape die Sicht und ich konnte keinen genaueren Blick auf ihn werfen, außerdem hatte er auch noch die Mütze seines schwarzen Hoddies übergezogen, es war unmöglich auch nur irgendetwas zu erkennen.

"Zum Teufel, wieso hast du das nicht eher überprüft?! Ich höre schon die Aufruhe vor der Tür, also beeile dich einwenig!"

Mit wem redete er den da? Es war doch sonst Niemand hier..

Nun fiel mir auch das heftige Klopfen gegen die Tür auf. Auf der anderen Seite hörte man wildes panisches Geschrei. Die ganze Disco schien in großer Aufruhe zu sein.

Immer wieder wackelte die Tür heftig in der Verankung, lange würde sie diese extreme Wucht nicht standhalten können.

Aber das schien ihn nicht nur annähernd aus der Ruhe zu bringen. Er seufzte. Wusste er gar nicht das ich noch hier war?! Ich krallte meine Hand fest um mein Handy, bis meine Fingerknochen weiß hervorstachen. Das wäre die Chance... Ein Foto vom Reaper. Ein einziges Foto...

Jedoch zitterte ich so heftig und auch wenn ich versuchte mich zu beruhigen, die Nervosität stieg mit jeder Sekunde an, je weiter ich meinen Arm hob.

Reiß dich zusammen Taehyung... Ganz ruhig..

Immer wieder rief ich mich zur Ruhe doch nichts beruhigte mich.

Er stand so nah vor mir, das ich es immer noch kaum glauben konnte. Dann drehte er sich auf einmal zu mir herum. In diesem trüben dunklen Licht sah er mehr als bedrohlich aus. Ich zuckte zusammen, ließ augenblicklich meine Hand sinken, als ich sah wie er langsam auf mich zuging.

Oh nein bitte nicht...

Ich zog die Beine schützend an meinen Körper, während mir erneuten Tränen der Angst und Verzweiflung kamen. "B-bitte nicht.." kam es fast tonlos über meine bebenden Lippen. Dann stand er direkt vor mir, beugte sich zu mir hinunter und hielt mein Kinn mit seinen Fingern fest. Unkontrolliert schluchzte ich auf.

Ich wollte noch nicht sterben.

Ich hatte noch so viel vor.

Ich war noch nicht bereit dazu.

Fast schon zärtlich fuhr er mit dem Daumen über meinen Mundwinkel und wischte mir das wenige Blut, was sich dort befand, einfach weg. Ich kniff die Augen zusammen, dachte er würde mich gleich schlagen, aber es geschah nichts dergleichen. Verwundert öffnete ich sie wieder und sah hinauf in das maskierte Gesicht. Ich konnte nur einwenig von den dunklen Augen erkennen, die in dem Licht so schwarz wie die Nacht wirkten.

Auf einmal konnte ich nicht mehr wegsehen. Er schaute auf meine Lippen, ehe er den Blick hob und sich unsere Augen für wenige Sekunden trafen.

Ich hielt den Atem an...

Dann brach es wie eine Sinnflut über mich herein und ich verlor mich in diese endlose Schwärze, die mir irgendwie auf einmal gar nicht mehr so Fremd vorkam.

Doch dann wandte er sich auch schon wieder ab, nickte kaum merklich und entfernte sich von mir. Er tötete mich also nicht?

"Du solltest besser auf dich aufpassen, so viel Glück wirst du wahrscheinlich beim nächsten mal nicht haben" sprach er ruhig, dennoch mit einer berechenbaren kälte in der Stimme. Ich öffnete den Mund, schloss ihn dann aber wieder sofort, als kein Ton heraus kam.

Im nächsten Moment überschlugen sich die Ereignisse. Die Tür hielt der groben Gewalt nicht mehr stand und wurde schlussendlich brutal aufgebrochen. Die Männer, die ich vorher schon gesehen hatte, stürmten mit Waffen in ihren Händen hinein und hatten den Reaper bereits im Visier.

Er jedoch stand da ganz lässig und schien die Ruhe in Person zu sein, hob die Hand und winkte den Männern einfach zu.

"Machts gut ihr Lackaffen.", dann wurde es dunkel. Der Strom fiel ein weiteres mal aus.

"Scheiße er verschwindet!!" schrie einer von ihnen. Ich konnte die nächsten wirren Geräusche um mich herum überhaupt nicht mehr auseinanderhalten. Die fremden Männer schrien wild herum, draußen hörte man immer noch die panische Menge. Es war so laut, daß ich mir nur noch die Ohren zu hielt. Die Sirenen, der heranfahrenden Polizei, hörte ich nicht.

Ich wollte nur noch meine Augen schließen. Nichts mehr sehen, nichts mehr hören und nichts mehr spüren.

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Nächste Kapitel kommt aus der Sicht des Reapers 🙆‍♀️

Danke fürs Lesen 💜

𝐓𝐇𝐄 𝐑𝐄𝐀𝐏𝐄𝐑 𝐉𝐄𝐎𝐍 ᵏᵒᵒᵏᵛWo Geschichten leben. Entdecke jetzt