Kapitel 31 | Sonnenuntergang

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Der Sonnenuntergang schien mit einem Mal vergessen und Javi beschäftigte sich fasziniert mit meiner Kamera für ein paar Sekunden, bis er sie mir mit den Worten wieder überreichte: „Lass uns noch ein Selfie machen mit diesem wunderschönen Hintergrund."

Das war eine tolle Idee, so wollte ich doch auf jeden Fall ein Erinnerungsfoto mit ihm haben. Wir standen sehr dicht beieinander, als ich den Auslöser betätigte und ein wohliges Gefühl breitete sich nun in mir aus.

Ich zog das Polaroid heraus und legte es vorerst auf eine Mauer neben uns, da ich noch ein zweites Bild machen wollte - für Javi. Kurz bevor ich dieses Mal auf den Auslöser drückte, spürte ich, wie Javi mir vorsichtig einen Kuss auf die Wange hauchte.

Meine Mundwinkel bewegten sich weiter nach oben, falls dies überhaupt noch möglich war und ich konnte es kaum erwarten, mir dieses Bild anzusehen. Ich räusperte mich verlegen und wedelte mit dem Polaroid vor meinem Gesicht herum, um meine brennenden Wangen abzukühlen.

„Lass mal sehen", sagte er leise, als könnte das Foto bei lauten Stimmen kaputtgehen.

Behutsam nahm er es in die Hand und dann wurden unsere Gesichter langsam sichtbar. Das Bild war ein Traum, es sah so aus, wie die unzähligen romantischen Bilder, die man so im Internet sah und man sich wünschte, ebenfalls so eins zu haben. Nun hatte ich es und beschloss spontan, Javi das Erste zu schenken. Denn dieses musste ich um jeden Preis behalten.

Perfecto. Nunca he visto algo tan hermoso."

Obwohl ich kein Spanisch konnte, verstand ich diesen Satz, da ich ihm zu hundert Prozent zustimmte. Aber es war nicht nur das Bild, das perfekt war. Der ganze Moment, den wir gerade teilten, war es, und es lag definitiv etwas in der Luft.

Javi schien dies auch zu spüren, denn er sah mir tief in die Augen und wusste ganz genau, was diesem perfekten Moment noch fehlte. Ich machte mich auf ein Feuerwerk in meinem Bauch gefasst und konnte die Anspannung nicht ertragen.

Ganz zärtlich nahm Javi mein Gesicht in seine Hände und hauchte mir einen Kuss auf die Lippen. Es war wunderbar. Etwas Einzigartiges, da es mein erster Kuss war und definitiv ein kribbliges Gefühl.

Jedoch blieb das erwartete Feuerwerk aus und auch die Schmetterlinge in meinem Bauch hielten sich in Grenzen. Das trübte meine Stimmung aber kein bisschen, denn wahrscheinlich wurde das Feuerwerk nur in Büchern erwähnt, um die jeweiligen Stellen auszuschmücken und in Wahrheit existierte es so gar nicht. Es war aber auch ohne Feuerwerk unvergesslich.

Stumm lächelten wir uns an und ich wollte mir nicht anmerken lassen, dass ich mich ein wenig verloren fühlte. Ich wurde den Gedanken nicht los, dass ich mich nur deshalb so seltsam fühlte, weil alles so schnell - viel zu schnell - zwischen uns geschah.

Ich kannte Javi erst seit wenigen Tagen, wusste noch nicht mal alles über ihn und sein Leben und doch stimmte die Chemie zwischen uns irgendwie, denn ansonsten hätte es den Kuss nicht gegeben. Ich hatte mir nur trotzdem das Feuerwerk oder etwas ähnliches erträumt, so, wie man es immer in Büchern liest und in Filmen sieht, aber diese Gedanken behielt ich selbstverständlich für mich.

Ohne etwas zu sagen, überreichte Javi mir die beiden Polaroidbilder, die ich in meine Tasche packte, schlang seinen Arm um meine Schulter und führte mich wieder in die entgegengesetzte Richtung. Zum Glück lag mir trotz meinen Gedanken ein seliges Lächeln auf den Lippen und ich hätte nichts dagegen, den Kuss zu wiederholen.

„Danke für das wunderschöne Date", bedankte ich mich bei ihm, als wir uns dem Hotel näherten und es draußen bereits stockdunkel war.

„Nein, ich muss mich bei dir bedanken. Wie bereits gesagt, war es anscheinend Schicksal, dass wir uns im Flugzeug getroffen haben und ich bin sehr glücklich deswegen."

Lumina ✈ Destination: EuropaWhere stories live. Discover now