Kapitel 23

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Johannes' POV


Mark war nicht mit ihnen gekommen.

Irgendwie hatte er mit dem Arzt so lange diskutiert, bis dieser darauf bestanden hatte, ihn doch noch einen Tag in der Klinik zu behalten. Und Hannes wurde das Gefühl nicht los, dass Mark es absichtlich getan hatte.

Nitti hatte seitdem kein Wort mit ihm gewechselt, war offensichtlich sauer.

Kurz waren sie noch bei Max gewesen, dem es weiterhin unverändert ging und nun fuhren sie schweigend den Weg nach Hause.

Hannes ärgerte sich wegen seiner Hemmung Mark gegenüber, schließlich hatte er ihn geküsst und er sollte es ihm nicht zusätzlich schwer machen. Obwohl er sich nicht wirklich sicher war, wie es Mark tatsächlich ging. Er war ihm zu positiv und zielgerichtet gewesen, und das nach gestern, wo er überhaupt nicht zu beruhigen war.

Das hatte ihn zusätzlich verunsichert und er konnte sich nicht wirklich darüber freuen. Diese gute Laune kaufte er ihm nicht ab. Und jetzt war Mark alleine dort. Ob das gut war?

Als er das Auto vor seiner Wohnung parkte, erntete er wieder einen missbilligenden Blick von Nitti. "Bin mal gespannt, wie du das Nati erklären willst." maulte er vor sich hin.

"Was?!" Hannes wusste ja, dass er einen Fehler gemacht hatte, aber ihn deswegen so zu schneiden, fand er trotzdem nicht fair. "Es hat mir ja leid getan, aber du hast doch gesehen, dass ich ihn nicht mehr überzeugen konnte." verteidigte er sich.

"Weil du ein Idiot bist." Nitti griff nach der Autotür, doch Hannes hielt ihn fest.

"Darf ich in deinen Augen keinen Fehler machen?" Hannes atmete schwer ein und aus. "Die ganze Situation ist nicht einfach, für niemanden! Und wie er heute drauf war...so gut gelaunt. Das war nicht er, auf jeden Fall nicht nach gestern. Du hättest ihn erleben sollen!"

Nitti sah ihn mit ungläubigem Blick an. "Schon mal daran gedacht, dass er es für dich gemacht hat?" Er schüttelte den Kopf. "Du hattest solche Angst vor ihm, und so wie es aussah hat er dir jede Scheu nehmen wollen, zeigen, dass alles gut ist. Und was machst du? Drückst ihn weg. Und das, eben nach all dem, was du über gestern erzählt hast. Ich kann ihn verstehen, dass er nicht mit wollte. Wenn es dir schon unangenehm ist, wie soll es ihm gehen, wenn er weiß, dass Anna da ist? Du hast ihn geküsst. Was hast du erwartet? Du hättest ihm sagen müssen, dass du es ihr erzählt hast."

Nitti hatte ja recht, aber trotzdem...warum hatte er nicht eingegriffen und ihm geholfen? Schon wegen Mark.

"Mann, es tut mir leid. Was soll ich denn deiner Meinung nach jetzt tun? Er wollte doch, dass wir gehen." Die Situation war einfach unangenehm und Hannes hoffte inständig, dass mit Mark alles in Ordnung war.

Wieder sah Nitti ihn ungläubig an. "Du verstehst das gerade nicht, oder? Lassen wir das, können wir heute sowieso nicht mehr klären." Damit öffnete er die Tür und stieg aus.

Hannes seufzte auf. Was für ein furchtbarer Tag. Auch er verließ den Wagen und trottete hinter Nitti her. Natürlich hatte er keine Ahnung, was er Natalie sagen sollte. Die Wahrheit? Würde sie das verstehen?

Als sie in die Wohnung traten hörten sie lautes Gejuchze, anscheinend wurde irgendwas gespielt. Seine Hasennase lachte gerade laut auf.

Nitti lief vor ihm in den Wohnraum, nachdem er sich Jacke und Schuhe ausgezogen hatte und als Hannes ihm kurz danach folgte und beide sich an den Tisch stellten, waren die Augen wieder einmal groß auf sie gerichtet.

"Ist Mark wieder nicht mit?" Natalie hörte sofort auf zu Würfeln und starrte sie beide an. "Was ist los? Wo ist er?"

Auch Anna und Emil sahen fragend zu ihm. "Wo ist Mark?" Emil mochte Mark gern und es tat Hannes weh, wie sein Kleiner ihn so traurig ansah.

Er musste schlucken, wusste nicht, was er sagen sollte.

"Er muss noch einen Tag dort bleiben." war letztendlich alles, was er über seine Lippen brachte, wollte sich am liebsten in Luft auflösen. Er hatte nun doch Angst zu erzählen, dass er sich ihm gegenüber wie ein Depp verhalten hatte und er deshalb nicht mitgekommen war.

"Und dann lasst ihr ihn einfach allein? Was ist, wenn es ihm schlecht geht? Wieso seid ihr nicht bei ihm geblieben?" Nati's Stimme klang ungläubig und aufgebracht und Hannes sah, wie Anna ihr beruhigend die Hand auf den Arm legte.

"Mark wollte, dass wir gehen." Hannes war überrascht, dass Nitti ihm nun doch beistand.

Doch Nati schüttelte den Kopf. "Das sagt doch alles! Ihr hättet trotzdem nicht weggehen dürfen." Sofort stand sie auf, ging Richtung Sofa und nahm Papiere auf, die dort lagen, blickte immer noch fassungslos zu ihnen. "Mark's Manager war hier und hat was wegen der Presse für ihn dagelassen. Ich bring es ihm ins Krankenhaus. Soll er sich durchlesen. Und wenn ich sehe, dass es ihm nicht gut geht..."

Damit drehte sie sich um und lief zur Eingangstür, die auch kurz danach ins Schloss fiel.

Perplex sah Hannes ihr hinterher. Eigentlich hätte er mit ihr gehen sollen, doch irgendwie war ihm momentan alles zu viel. Als er sich umdrehte merkte er, dass Anna ihn musterte und er wusste nicht, was sie dachte.

"Papa, ist Mark arg krank, weil er doch im Krankenhaus ist?" Sein Sohn hockte auf einem Stuhl und hatte sich einen Würfel geschnappt, mit dem er über den Tisch rieb.

Hannes musste trotzdem leicht schmunzeln. "Ein bisschen krank ist er noch, aber bald ist er wieder ganz gesund, dann siehst du ihn auch." Er strich ihm über die Haare, blickte dann zu Anna, die ihn nicht aus den Augen gelassen hatte.

"Geh' doch kurz deine Sachen aufräumen, mein Schatz. Wenn Natalie wieder kommt, spielen wir weiter." Anna gab Emil einen Kuss und schon rutschte er vom Stuhl und rannte laut rufend in sein Zimmer.

Wieder sah Anna eindringlich zu ihm. "Also. Was ist mit Mark? Warum ist er nicht da?"

Hannes senkte den Kopf, zuckte mit den Schultern. "Vielleicht, weil ich zu verkrampft war nach gestern. Ich konnte mich ihm gegenüber nicht so geben wie sonst. Kann sein, dass das der Grund war."

Anna stand nun auf, kam um den Tisch herum, lächelte ihn an und nahm ihn dann in den Arm, was Hannes erleichtert erwiderte. "Es wird schon wieder werden. Aber du musst das klären. Für dich, für Mark und für uns." murmelte sie an seine Brust.

Dann blickte sie noch einmal hoch, sah ihm tief in die Augen. "Ich liebe dich, Hannes."

Ein warmes Gefühl durchströmte ihn. Sie hatte so recht. Warum nur hatte er nicht mit ihm gesprochen? Und hoffentlich ging es Mark wirklich gut.

FateWhere stories live. Discover now