Kapitel 20

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Johannes' POV


"Das wollte ich nicht."

Hannes drückte ihre Hand, in welcher sie ein Taschentuch hielt und lächelte sie an, wischte sich selber über die nassen Augen. "Das weiß ich doch."

Sie warteten im Gang darauf, dass sie endlich in das Zimmer durften, in welches sie Mark gebracht hatten. Er hatte stark aus einer Platzwunde an der Stirn geblutet und war nicht ansprechbar gewesen.

Im ersten Moment war Hannes vor Schreck das Herz stehen geblieben, als er ihn fallen gesehen und diesen dumpfen Schlag vernommen hatte. Auch jetzt hatte er sich immer noch nicht beruhigt, musste wissen, wie es Mark ging.

"Oh, Johannes. Ich weiß, dass es für Sie auch schwer ist. Sie sind doch mit beiden befreundet."

Er sah ihre Unsicherheit, doch er konnte sie schon verstehen. Auch sie musste ihren Frust irgendwo ablassen und Mark's Anwesenheit hatte die Schleusen dafür geöffnet.

Dennoch hatten ihn die Worte schockiert, schon, weil er ahnte, wie sie bei Mark ankommen würden. Und er hatte nicht schnell genug reagiert, als dieser sich von seinem Arm gerissen hatte und weglaufen wollte.

Das Bild von Mark, wie er so leblos dagelegen hatte, schob sich wieder vor seine Augen und Hannes spürte, wie Tränen kamen. Unmittelbar hatte ihn die Angst ergriffen, die ihn an den Tag des Unfalls erinnerte, die Angst, dass er...

Er seufzte auf. "Wissen Sie, Mark leidet auch sehr unter dieser Situation und würde sie gerne ungeschehen machen. Nie hätte er ihren Max bewusst schaden wollen. Sie sind doch befreundet."

Auch in ihren Augen konnte er Tränen sehen. "Natürlich weiß ich das, auch, wie gern sich die Beiden haben, aber der Gedanke, dass meinem Jungen..."

Hannes nahm sie seitlich in den Arm, drückte sie fest. Er wollte nicht mit ihr tauschen.

Die Tür ging auf und ein Arzt kam heraus, sah sie ernst an. Beide standen sofort von ihren Stühlen auf. Hannes' Herz klopfte bis zum Hals. "Sie können zu ihm, aber Herr Cwiertnia wird bis morgen zur Überwachung hier bleiben müssen." Dann verabschiedete er sich und machte ihnen Platz zum Eintreten.

Hannes war erleichtert, das hörte sich nicht so schlecht an, wenn er eventuell am nächsten Tag wieder gehen dürfte. Also trat er schnell in das Zimmer, gefolgt von Max' Mutter.

Mark saß halb sitzend mit aufrechtem Rückenteil in dem Krankenbett, während eine Schwester eine Infusion anhing, den Kopf von ihnen abgewandt, der Blick traurig und ernst. Ein dicker Verband zierte seine Stirn und er schien ziemlich blass. Aber er war wieder wach.

Als sie am Bett ankamen verließ die Schwester den Raum, doch Mark schaute weiterhin Richtung Fenster, obwohl er sie gehört haben musste.

Hannes legte seine Hand vorsichtig auf die seines Freundes, der bei der Berührung kurz zusammenzuckte, sich aber weiterhin nicht regte. "Mark?" sprach er ihn an, doch er sah nur, wie dieser stark schluckte.

Warum wollte er nicht zu ihnen sehen? Er verstand, dass ihm die Worte von Max' Mutter weh getan hatten, aber sie waren doch hier.

"Es tut mir leid, Mark." Max' Mutter trat nun näher ans Bett, rieb ihm nun auch über den Arm. "Was ich gesagt habe, war nicht richtig."

Hannes beobachtete ihn und ihm tat es im Herzen weh, als er registrierte, wie Mark plötzlich Tränen über die Wangen liefen, während er starr irgendwohin sah, ohne irgendeine Reaktion. Dann murmelte er: "Sie haben doch recht. Ich habe alles kaputt gemacht. Und es wäre nur gerecht, wenn ich dort liegen würde und nicht Max. Vielleicht wäre es besser, es würde mich gar nicht mehr geben..."

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