Kapitel 4

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Vielleicht schaff ich es jetzt endlich, einen lieben Gruß an die zauberhafte 'typmitquerengedanken' zu speichern, die das erste Kapitel gegengelesen und mich ermutigt hat, es zu veröffentlichen ❤

Johannes' POV


Wie jeden Vormittag der letzten Woche waren sie wieder auf dem Weg ins Krankenhaus. Schweigend liefen sie nebeneinander her, aber das war okay so. Jeder hing seinen Gedanken nach. Die Hände hatte er tief in den Jackentaschen, um wenigstens ein wenig der Kälte zu entgehen.

Mit Lena hatte er wieder einmal telefoniert, so aufgeregt und ängstlich, wie sie war, sowie mit Mark's Mutter, die sofort kommen wollte und mit Tilmann. Wobei jeder Einzelne dafür sorgen würde, dass die gute Nachricht über Mark's Gesundheitszustand alle wichtigen Menschen erreichen würde.

Das war der positive Teil der Geschichte. Den anderen hatten sie jetzt vor sich und Hannes konnte sich nicht erinnern, schon einmal so Bammel vor einem Gespräch gehabt zu haben. Und das, obwohl es mit Mark so einfach war, er einen absolut angenehmen Kommunikationspartner abgab.

Aber es ging ja nicht um ein belangloses Thema. Es könnte alles verändern, je nachdem, wie es weitergehen würde. Alles war noch so in der Schwebe.

Sie kamen am Krankenhaus an, liefen zügig durch die großen Flügeltüren, einen langen Gang entlang und schauten immer erst auf, wenn sie vor dem Glasfenster standen, hinter welchem Max lag, an welchem unzählige Kabel und Schläuche befestigt waren.

Momentan musste er auch beatmet werden, was die ganze Dramatik zusätzlich steigerte.

Und wie jedesmal überkam Johannes eine Gänsehaut, wenn er hier stand, bei diesem Anblick.

Max seine Mutter war wie so oft da, also klopfte Nitti an das Fenster. Sie wandte sich um und winkte ihnen zu. Dann hob sie einen Daumen in die Höhe, was bedeutete, dass sich nichts verschlechtert hatte.

Sie kannte Mark zwar, wollte ihn allerdings noch nicht besuchen gehen, scheute den Kontakt.

Irgendwie war Johannes froh, dass Mark noch nicht so mobil war, herzukommen, so dass ihm dieses Bild bislang erspart geblieben war. Er mochte sich nicht ausmalen, was in ihm vorgehen würde, wenn er erstmal alles wusste und dann das hier sah.

Als könnte Nitti Gedanken lesen, erhob er seinen Blick zu ihm und meinte leise: "Bist du vorbereitet? Wenn du willst, dass ich..."

"Nein." Johannes schüttelte den Kopf. "Da ist man wohl nie vorbereitet. Aber ich habe das Gefühl, dass er es von mir erfahren sollte. Keine Ahnung warum."

"Vielleicht hast du recht." Nitti schnaufte kräftig aus, klopfte dem Revolverheld Frontmann auf die Schulter und deutete mit dem Kopf an, dass sie es hinter sich bringen sollten.

Also gingen sie zurück zu dem Aufzug, fuhren in den ersten Stock. Vor der Zimmertür sahen sie sich noch einmal kurz an, klopften und traten ein.

Johannes spürte, so wie die letzten Tage auch, diesen Stich in der Brust, wenn er Mark so elend liegen sah. Diese eine Woche hatte diesem so zugesetzt, er war extrem blass und die Wangen eingefallen, es spiegelte den Kampf um sein Leben wider, den er nun erfolgreich beendet hatte.

Und wie jedesmal nahm er seine Hand, die so kalt war, dass er sich genötigt fühlte, sie zu wärmen. Doch im Gegensatz zu sonst schlug Mark seine Augen auf, lächelte sie an, als er sie erkannte.

"Hey." In seinem Blick lag so viel Wärme. Johannes versuchte, es sich einzuprägen, hatte große Bedenken, dass es das letzte Mal für einige Zeit sein konnte, ihn so zu sehen.

"Wie geht es dir?" Nitti stand neben ihm, strahlte über das ganze Gesicht.

Mark nickte leicht. "Ganz gut, denke ich mal." Er wurde schlagartig ernst. "Ist halt schlimm, wenn ich an Max denke. Kann mir nicht vorstellen, dass...es wird hoffentlich wieder..." Ihm fehlten offensichtlich die Worte für etwas wofür es keine gab. "Später wird die Polizei kommen, aber ich weiß immer noch nicht, was passiert ist. Was soll ich ihnen sagen?"

Johannes musste schlucken. Er räusperte sich. "Ähm." Wie sollte er nur anfangen? Er spürte den fragenden Blick von Mark auf sich.

"Hannes? Is' was?"

Warum konnte es nicht etwas Positives sein. "Ich denke, es ist wichtig, dass du das weißt."

Mark sah ihn aufmerksam an, die Lippen leicht geöffnet, die Augenbrauen hochgezogen. Verdammt, es erinnerte ihn arg an ihre Zeit bei 'The Voice Kids', als sie sich richtig kennengelernt hatten und er so den kleinen Stimmen gelauscht hatte.

Er musste sich zusammenreißen.

"Also, wegen dem Unfall..." Es war so schwer, also setzte er sich zu ihm ans Bett, sah ihn direkt an, hielt die Hand von ihm weiterhin fest, fuhr wie so oft mit dem Daumen in Kreisen über seinen Handrücken.

"Ja? Was muss ich wissen?" Mark lächelte ihn an, wollte ihn aufmuntern. "Ist schon ok, sag einfach drauflos."

Johannes hatte es begonnen, jetzt musste er es durchziehen. "Es ist halt so, dass die Polizei davon ausgeht...nun ja...sie sagen, dass du bei Rot über die Ampel..., also, dass du..." Ihm versagte die Stimme, doch er konnte erkennen, dass Mark verstanden hatte, was das bedeuten würde, da seine Gesichtsfarbe noch abgestandener wirkte als ohnehin schon und der fassungslose Blick ins Leere abdriftete.

Eine ganze Weile herrschte eine angespannte Stille. Dann wurde sie von Mark durchbrochen und seine Stimme war nur ein Hauchen.

"Es ist...meine Schuld..."

FateWhere stories live. Discover now