Chapter Fourty-Eight {Sarayas Vergangenheit}

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Der qualvolle Schmerz, der mich überkommt, wenn ich Colin sehe, ist kaum auszuhalten. Es ist offensichtlich, dass er gerade eine schwierige Phase in seinem Leben durchmacht, und das schmerzt uns alle zutiefst. Aber trotz aller Rücksicht, die ich aufbringe, haben seine Worte, seine unkontrollierte Wut und seine explodierende Gewalt mich tief getroffen.

Ich wusste immer, dass eines Tages, trotz all meiner Bemühungen, meine Vergangenheit mich erreichen würde. Sie würde mich wie ein Raubtier lebendig zerfleischen und mein innerstes Selbst ausbluten lassen.

Ich höre Doris und Adam, wie sie über Colins Wutanfall diskutieren, bevor sie zu Bett gehen. Leise, fast wie ein Geist, schleiche ich mich hinaus, um etwas Essbares zu finden. Plötzlich friert mein Schritt ein, als ich Colin auf dem Sofa sehe. Er starrt wieder einmal auf den Bildschirm und wartet auf das unausweichliche.

Mit gesenktem Kopf und schweren Schritten gehe ich an ihm vorbei und öffne den Kühlschrank. Dann höre ich die Stimme. Mein Magen verkrampft sich und ich bleibe wie gelähmt stehen. Colin ruft nach Doris und Adam und sie setzen sich zu ihm. Als ob die Situation nicht schon angespannt genug wäre, muss Doris noch eins draufsetzen. "Ich bin gespannt, was die Alte über unser liebes Püppchen herausgefunden hat!"

"Nicht viel mehr als das, was wir in wenigen Sekunden erfahren haben!" Hallt seine Stimme durch den engen Raum des Busses.

Ich bleibe weiterhin im Hintergrund, fast unsichtbar, und lehne mich an den kalten Kühlschrank. Meine Vergangenheit wird mich immer wieder erreichen. Egal wohin ich auch gehe, sie verfolgt mich wie ein unerbittlicher Dämon.

"Und da sind wir wieder. Ich habe meinen Kollegen Simon ins tiefste Texas geschickt, um die Anfänge von Saraya Nox zu erkunden. Ein bodenständiges Mädchen aus einer wohlhabenden Familie. Sie ist Millionärin, aber trotzdem ein einsames Mädchen mit verletzten Flügeln."

Mit einem schmerzhaften Stich im Herzen senke ich meinen Blick zu Boden. Jedes Gebet, jede verzweifelte Bitte, schien ins Nichts zu gehen.

"Nun wird Simon euch die gesamte Geschichte live aus Texas erzählen."

Adam bemerkt meine Anwesenheit und schaut mich mit einem emotionslosen Blick an.

"Es ist unglaublich, welche Informationen wir gesammelt haben. Wir haben über Saraya recherchiert und mir wurde klar, dass ich sie bereits schonmal gesehen habe. Habt ihr euch auch gefragt, wo ihr ihr Gesicht schon einmal gesehen habt? Dann seid ihr nicht allein. Denn viele von euch haben uns geschrieben und was wir gelesen haben, hat uns sprachlos gemacht. Aber beginnen wir von vorne. Hinter mir seht ihr das alte Jugendgefängnis von Texas! Sarayas Leben nahm ab ihrem dreizehnten Lebensjahr eine dramatische Wendung. Sie brach aus ihrem wohlhabenden Leben aus und landete in der Unterschicht. Sie freundete sich mit Straßenkindern an, sie wurden ihre engsten Freunde. Ihre Familie versuchte alles, um ihre geliebte Tochter zurückzuholen. Aber ohne Erfolg! Saraya wollte nicht gefunden werden. Sechs Monate nach ihrem Verschwinden kam die erneute Wendung! Saraya wurde festgenommen. Sie wurde des Vandalismus, Diebstahls und Drogenmissbrauchs beschuldigt."

Ein Bild von meiner Festnahme wird eingeblendet.

"Saraya lehnte den Anwalt ihrer Eltern ab, ebenso wie die Kaution für ihre Freilassung. Sie verhielt sich gegenüber dem Richter aggressiv und pöbelnd. Ein halbes Jahr später wurde sie entlassen und in die Obhut ihrer Eltern übergeben. Doch Saraya brach in der gleichen Nacht wieder aus und verschwand zurück in die Unterschicht. Man hätte meinen können, sie hätte daraus gelernt. Aber nein! Sie ging noch einen Schritt weiter und stahl den Schmuck ihrer Mutter und verkaufte ihn. Saraya folgte ihrem Herzen und verwendete das Geld für einen guten Zweck. Auf der Straße lernte sie viele Straßenkinder kennen. Von obdachlosen Kindern bis hin zu Kindern, die von ihren Eltern vernachlässigt wurden. Sie "spendete" das Geld und begann mit dem Bau eines Jugendclubs, in dem Kinder aller Altersgruppen Zuflucht finden konnten. Ihr Ziel: Kein Kind sollte Hunger leiden, wenn es genug Geld für alle gibt. Warum ist die Welt zwischen Reichen und Armen gespalten? Warum kann das Geld nicht gerecht verteilt werden? Die Einrichtung existiert übrigens immer noch und dorthin werden wir uns nun begeben. Bis dahin, zurück zu dir, Roxy."

Is It Love - ColinWhere stories live. Discover now