Chapter One

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Inmitten des wirbelnden, chaotischen Lebensballetts öffnen sich manchmal Pfade, die man sonst nie in Erwägung ziehen würde. So fand ich mich unvermittelt in einer Umgebung wieder, die diametral zu meiner sonst so lebhaften Persönlichkeit steht. Ein monotoner Bürojob in einem weitläufigen, ultramodernen Open-Space-Büro, der nun mein Leben bestimmt, weit weg von meinen einstigen Träumen und Sehnsüchten.

Ich verharre auf meinem ergonomischen Drehstuhl, der strategisch zwischen Glas- und Stahltrennwänden positioniert ist, die eine trügerische Illusion von Privatsphäre in der ansonsten offenen, sterilen Bürolandschaft erzeugen. Die glatten Oberflächen der Schreibtische glitzern im sanften, diffusen Licht, das durch die großzügig platzierten Fenster in den Raum strömt, während die Bildschirme in der drückenden Stille des Büros vor sich hin flackern.

Ein ganzer Monat in dieser keimfreien, leblosen Umgebung ist bereits verstrichen, und die erdrückende Langeweile droht, mich zu verschlingen. Ziellos navigiere ich mit der Maus über den leuchtenden Bildschirm, während ich langsam in den Tiefen meines Stuhls versinke, als würde er mich verschlucken.

Plötzlich durchbricht ein amüsiertes Lachen die bedrückende Stille, das von der anderen Seite der Trennwand zu mir hinüberdringt. Ein Lachen, das zu Matt gehört, meinem Kollegen mit den haselnussbraunen Haaren, den blendend weißen Zähnen und den tiefbraunen Augen, die mich durchdringend mustern.

Obwohl unsere Bekanntschaft erst wenige Wochen alt ist, hat er sich als eine der tragenden Säulen in meinem neuen, ungewohnten Leben etabliert. Mit seiner beständigen Präsenz – Tag für Tag, Nacht für Nacht – hat er meine tiefe, unerschütterliche Loyalität erlangt.

"Was ist los, Prinzessin?" Seine Stimme erreicht mich, sanft und zugleich herausfordernd, und dennoch verziehe ich das Gesicht. Ich mag es nicht, wenn er mich so nennt. Er weiß, dass es eine unterdrückte Frustration in mir auslöst. "Ich langweile mich." Murmele ich resigniert.

"Hast du kein Projekt, das du abschließen musst?"

"Das ist nicht erfüllend!"

Sein fragender, verwirrter Blick trifft auf meinen. "Wovon sprichst du?"

Ich lasse mich tiefer in meinen Stuhl sinken und Matt rollt auf seinem Stuhl zu mir herüber.

"Du arbeitest schon lange hier. Hattest du nie das Gefühl, dass das nicht die Erfüllung für dich ist?"

"Oh, glaub mir, das hatte ich schon öfters."

"Glaubst du, dass du diesen Job für immer machen wirst?"

"Ja, das glaube ich." Erwidert er mit einer Entschlossenheit, die mich überrascht.

"Und du bist damit zufrieden?"

"Es bringt Geld, oder?" Lächelt er mich sanft an.

"Ja, klar, aber es ist so... alltäglich."

Matt sieht mich an und stützt sich mit den Ellenbogen auf den Knien ab. "Was hast du gemacht, bevor du hierher gekommen bist?"

Ein Schauer durchzieht meinen Körper, als ich an meine Vergangenheit denke. Matt scheint zu bemerken, dass ich noch nicht bereit bin, darüber zu sprechen. "Du bist ein Rätsel, Prinzessin."

"Vergangenheit ist Vergangenheit! Das Hier und Jetzt ist, was zählt."

Er nickt und wechselt das Thema. "Weißt du, heute Abend gibt es ein Konzert. Hast du Lust, mit mir hinzugehen?"

"Ein Konzert?" Meine Stirn runzelt sich in Neugier.

"Ja, es ist vielleicht nicht ganz dein Stil, aber meine Freunde spielen Metal."

Beim Wort 'Metal' spüre ich, wie mein Herz schneller schlägt. "Gerne!"

Meine Antwort kommt so schnell, dass Matt fröhlich lacht. "Okay! Wir treffen uns dort. Ich muss ihnen helfen, alles aufzubauen."

Mit einem breiten Lächeln mache ich mich wieder an die Arbeit. "Okay!"

Auch wenn es wahrscheinlich keine besonders gute Idee ist, hinsichtlich meiner Vergangenheit, könnte es vielleicht ganz gut sein, wieder unter Leuten zu gehen und mein verkorkstes Leben irgendwie zu genießen.

Is It Love - ColinWhere stories live. Discover now