Chapter Three

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Die Morgenstunden haben etwas Grausames an sich, wenn sie auf eine Nacht voller Alkohol und wenig Schlaf folgen. Mein Kopf fühlt sich an, als wurde er von einem Presslufthammer bearbeitet und meine Augenlider sind schwer wie Blei. Ich versuche mich auf meine Arbeit zu konzentrieren, aber mein Gehirn scheint im Nebel zu versinken. Ein Blick zu Matt bestätigt, dass er das gleiche Leid teilt. Er sieht aus, als hätte er die Nacht mit offenen Augen verbracht.

Als ich letzte Nacht die Bar verließ, war es bereits nach drei Uhr morgens und Matt wurde von einem Groupie begleitet. Ich muss zugeben, dass ich erleichtert war, als Matt sie entdeckt hatte. So konnte ich endlich verschwinden und den durchdringenden Blicken von Colin entfliehen. Seine Art, mich anzusehen, hatte mich verwirrt. Er war schwer einzuschätzen. Aber Matt hatte recht gehabt - Colins Stimme hatte sich in mein Gedächtnis gebrannt. Rau und doch sanft. Ein Schauer durchzog mich, als unsere Blicke sich trafen. Er ließ mich nicht aus den Augen und ich konnte meine nicht von ihm abwenden.

Ich lasse den gestrigen Abend noch einmal Revue passieren. Ohne es zu bemerken, bin ich in meinen Gedanken versunken und merke erst, dass Matt über unsere kleine Trennwand hinweg zu mir schaut, als ein dicker Hefter vor meiner Nase auf meiner Tastatur landet. Ich zucke zusammen und Matt bricht in Gelächter aus. "Hallo Prinzessin. Schön, dass du aus deinem Tagtraum zurück bist."

Das halbe Büro dreht sich zu uns um. Einige schütteln den Kopf, andere werfen Matt böse Blicke zu.

"Könntest du bitte etwas leiser sein?" Murmle ich und massiere meine Schläfen mit meinen Fingern.

"An was hast du gedacht?"

"An nichts."

"Sicher? Du hast ab und zu gelächelt." Schmunzelt er.

Ich weiß, dass ich meine Worte gleich bereuen werde. "An den gestrigen Abend und an das Konzert."

Sein dämliches Grinsen breitet sich über sein Gesicht aus. "Du hast an Colin gedacht!"

"Auch, ja."

"Er gefällt dir, oder?"

"Um Gottes willen, nein!"

Ja, ich habe ein wenig geflunkert.

Ich muss zugeben, dass Colin trotz seiner abstoßenden Art und Weise anziehend ist. Aber es ist noch etwas anderes, etwas, das ich verdränge, etwas, das ich für immer vergessen wollte.

"Matt?"

Er sieht mich aufmerksam an.

"Das Konzert... es hat etwas in mir ausgelöst."

Ich spüre, wie sich mein Herz zusammenzieht, während ich nach den richtigen Worten suche.

Matt sieht mich weiterhin geduldig an, kann aber gleichzeitig seine ungeduldig spüren.

"Du fragst mich ständig, was ich vor meiner Zeit hier gemacht habe. Nun, es ist kompliziert. Aber auch eigentlich nicht." Ich schließe meine Augen und atme tief durch. "Vor langer Zeit war ich in einer Band."

Seine Augen weiten sich vor Schock. "Nein! Erzähl mir alles!"

"Nicht hier." Sehe ich mich um.

"Heute Abend bei dir! Ich will alles wissen!" Er ist völlig aus dem Häuschen. Jetzt nein zu sagen wäre nicht klug. Jetzt, wo ich es angesprochen habe, wird er mich nicht mehr in Ruhe lassen und mich täglich mit Fragen löchern. "Okay!"

An seinem Gesichtsausdruck erkenne ich, dass er nicht damit gerechnet hat, so einfach ein Gespräch mit mir zu führen. Umso mehr freut er sich nun. "Ich kann es kaum erwarten! Heute Abend bei dir, Prinzessin. Vergiss es nicht!"

"Du wirst es mich bestimmt nicht vergessen lassen. Und jetzt, ab zurück an die Arbeit."

Mit einem breiten Grinsen auf den Lippen verschwindet er hinter unserer Trennwand. Ich bereue es jetzt schon, ihm davon erzählt zu haben, aber er ist mein bester Freund und es ist an der Zeit, ihn ein kleinen Einblick in meiner Vergangenheit zu geben.

Und wenn es auch nur ein kleiner, kaum sichtbarer Tropfen ist.

Is It Love - ColinWhere stories live. Discover now