Chapter Fourty-Four {Adams Vergangenheit}

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Herr Kaiser hat uns großartige Neuigkeiten überbracht. Nicht nur sind unsere Konzerte restlos ausverkauft, sondern sie sind auch in den Musiknews ein heiß diskutiertes Thema. Nach einer intensiven Woche gönnen wir uns endlich einen Tag für uns und verbringen ihn in Miami.

Mit einem Kribbeln im Bauch und einem breiten Lächeln schlendern wir zum Strand. Colin wäre lieber im Hotel geblieben, aber Adam und Doris sind bereits dort und suchen nach einem freien Platz.

Es ist offensichtlich, dass Doris nicht glücklich darüber ist, dass Colin und ich wieder zueinander gefunden haben. Ihre Blicke sind voller Hass, während sie zähneknirschend auf das Wasser starrt. Trotzdem fühle ich mich hier richtig wohl. Überall sind hübsche Menschen mit Tattoos und einer Lust am Leben, die ansteckend ist. Hier könnte ich mich wirklich zu Hause fühlen.

Adam betrachtet mich von Kopf bis Fuß, was Colin dazu veranlasst, ihm einen leichten Tritt zu geben. "Starr sie nicht so an." Mahnt er ihn.

Adam lacht und lässt sich nicht weiter beeindrucken. Seine Augen wandern zu den Mädchen, die ins Wasser laufen.

Colin bittet mich, mit Adam mitzukommen.

Ich sehe ihn fragend an. "Warum?"

"Das erkläre ich dir später. Vertrau mir." Bittet er mich und Adam streckt mir bereits seine Hand entgegen.

"Okay." Seufze ich und nehme seine Hand.

Mit zwei Boards, die Adam von einer Gruppe Jugendlicher geliehen hat, paddeln wir hinaus auf das Wasser. Ich kann meine Augen nicht von Colin abwenden, während Doris ihn schweigend ansieht und er mit ihr redet, und ihre Hand ergreift. Es ist ein vertrautes Gesprächsthema, und Doris hat es wieder geschafft, Colin mit ihrer Art und Weise bei sich zu behalten. Ich frage Adam, ohne Doris aus den Augen zu lassen, worum es geht. Er paddelt neben mir und zieht mich näher an sich heran. "Colin versucht irgendwie, Doris zur Vernunft zu bringen." Erklärt er.

"Du glaubst doch nicht wirklich, dass sie damit aufhört, oder?"

"Colin vermisst, wie es früher war. Wir haben so viele gemeinsame Momente und Jahre miteinander verbracht. Wir vermissen Doris und ihr Lachen." Antwortet er traurig und blickt zu ihr hinüber.

"Also war sie nicht immer so?"

"Nein."

"Was ist passiert?" Frage ich neugierig.

"Darüber schweigen wir."

Meine Augen wandern wieder zu Colin und dann zurück zu Adam. Wir sind seit Monaten eine Band, aber ich weiß so gut wie nichts über sie. Weder über Colin noch über Doris. "Wie bist du zum Surfen und zur Musik gekommen?" Frage ich schließlich, als wir uns auf unsere Boards legen und Adam mir gegenüber sitzt.

Er lächelt und schaut in die Ferne. "Als ich fünf Jahre alt war, sind wir nach Miami gezogen. In der Schule habe ich einen Jungen kennengelernt, der schon ein Profi unter den Kindern war. Er hat mir alles beigebracht, und seitdem war ich jeden Tag auf dem Wasser. Mit dreizehn hatte ich dann einen Unfall." Er grinst und seine Augen funkeln. "Ich hatte eine Begegnung mit einem Hai."

Mein Gesichtsausdruck entgleist. "Ein Hai?"

"Er hat sich hierher verirrt." Beruhigt mich Adam. "Aber mach dir keine Sorgen, sie kommen selten so nah an den Strand."

"Was ist dann passiert?"

"Er hat mich angegriffen, aber zum Glück nur mein Board erwischt. Ich bin mit dem Schrecken davongekommen."

"Wie bist du dann in New York gelandet, wenn Miami dein Zuhause ist?"

"Meine Eltern sind nach dem Vorfall sofort mit mir umgezogen und haben mir verboten, jemals wieder auf ein Board zu steigen. An meinem ersten Schultag bin ich mit Doris zusammengestoßen." Erinnert sich Adam mit einem Lächeln. "Sie hat mich angeschnauzt, ob ich keine Augen im Kopf habe. Colin stand plötzlich neben uns und hat mich hochgezogen. Seit diesem Tag waren wir unzertrennlich."

Ich lächle, als ich das Funkeln in seine Augen sehe. "Darf ich dich etwas Persönliches fragen?"

"Natürlich."

"Wo sind deine Eltern? Du hast noch nie über sie gesprochen."

Adam seufzt und blickt zum Horizont. "Sie leben in New York, aber ich habe seit Jahren keinen Kontakt zu ihnen."

Das Funkeln in seinen Augen verschwindet, und nach einer kurzen Pause findet er den Mut, über alte Wunden zu sprechen. "Ich habe herausgefunden, dass ich eine Halbschwester namens Maria habe. Mein Vater hat meine Mutter betrogen und sich nie um die gekümmert. Er wollte nicht, dass ich sie jemals kennenlerne, aber das war mein größter Wunsch. Es kam zum großen Streit, und ich bin zu Colin geflüchtet. Vier Jahre habe ich unter seinem Dach gelebt. Colin ist nicht nur ein Kumpel, er ist mein Bruder." Sieht er mich an und lächelt. "Er ist ein guter Kerl."

"Scheint so." Lächle ich vorsichtig.

Colin beobachtet uns, und unsere Blicke treffen sich. Ich lächle leicht und deute Adam an, dass wir zurückpaddeln sollten.

Als wir die Boards zurückbringen, bleibt Adam plötzlich stehen und starrt auf ein junges Mädchen. Sie ist braungebrannt, schlank und hat goldblondes Haar. "Alles in Ordnung?" Frage ich, lege meine Hand auf seine Schulter.

Adam antwortet nicht und tritt näher an das Mädchen heran. "Maria?"

Das Lachen des Mädchens verstummt, und sie dreht sich zu uns um. Ihre blauen Augen werden glasig, als sie ihn ansieht. "Adam!" Ihr zierlicher Körper drückt sich gegen seinen. "Was machst du hier?"

Er antwortet nicht, sondern drückt seine nassen Arme fester um sie.

Maria löst sich aus seiner Umarmung.

"Wir haben..." Stammelt er, kann aber keinen geraden Satz herausbringen. Es ist das erste Mal, dass ich Adam sehe, wie er mit den Tränen kämpft.

Arme umfassen mich von hinten. "Hallo Maria." Sagt Colin.

"Colin? Was macht ihr hier?" Strahlt sie ihn an.

"Wir sind gerade auf Tour." Erklärt er.

Adam fängt sich langsam und streicht sich die nassen Strähnen aus dem Gesicht. "Ich hatte gehofft, dich hier anzutreffen."

"Wirklich?" Fragt sie mit funkelnden Augen.

"Du hast mir gefehlt." Zieht er sie erneut in seine Arme.

Doris läuft auf Maria zu und fällt ihr um den Hals. Jetzt verstehe ich, was Adam, Colin und Doris in all den Jahren miteinander verbunden hat. Jeder von ihnen hat eine Vergangenheit, die sie gemeinsam durchlebt und überstanden haben.

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