s i x t e e n

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Als ich aufwachte, war Harry weg. Er hatte nur einen Hoodie zurückgelassen, aber sonst kein Lebenzeichen. Frustriert zog ich mich an. Ich griff sofort nach meinem Handy und suchte bei Instagram DMs Harry. Er hatten mir neue Nachrichten gesendet.

Harry: Hey, tut mir leid, dass ich gegangen bin. Ich brauche einfach Zeit für mich. Wenn du mich wirklich liebst, flieg nach London. Ich werde am Hypepark nächste Woche um 4:30 pm auf dich warten. Am Samstag.

Harry: Wenn du nicht kommst, bin ich für immer aus deinem Leben. Ich werde mir mein Leben ohne dich gestalten.

Harry: Ich weiss, das kommt jetzt so plötzlich, aber ich habe keine andere Wahl.

Harry: Ich melde mich nicht mehr. Ich deaktivier' diesen Account. Bye.

Ich pfefferte mein Handy aggressiv gegen die Wand, wodurch es sehr schnell einen zersplitterten Display hatte. Ich zog mir ein lässiges blaues T-Shirt an und zog mich einem heftigen Ruck die Zimmertür auf, welche ich hinter mir dann zuzog.

"Alles okay?", Spike kam sofort zu mir. "Sieht es denn danach aus?!", zischte ich verärgert und lief an ihm vorbei. Für dieses Arsch fliege ich ganz bestimmt nicht nach London. Genau so sehe ich ja aus.

Ich nahm mir ein Glas aus dem Wandschrank und füllte dieses mit Wasser. Das Wasser trank ich dann recht zügig aus und pfefferte das Glas auf den Boden. "Lou", Spike kam zu mir. "Beruhig dich", er nahm die Scherben des Glases zusammen.

"Nein, ich beruhige mich jetzt nicht!" Ich nahm eine leere Bierflasche und zerschlug diese an Spikes Kopf. "LOUIS", zischte er. "Spike!", Raffa kam zu ihm. "Lass Louis in Ruhe. Er braucht einfach Zeit für sich okay?", Raffa klang genervt von ihm.

Spike atmete tief aus, nickte dann aber. Raffa zog mich in eine einfache Umarmung. "Mein Bruder Phil kommt heute rum, vielleicht willst du dich ja zu uns gesellen?", sie sah mich aufmunternd an. "Ja", lächelte ich. Ich zog sie in mein Zimmer. "Ist was?", sie sah mich fragend an.

"Wenn man wen liebt, ist es dann nicht das einzig richtige, ihn gehen zu lassen?", wollte ich recht nachdenklich wissen. "Manchmal schon", Raffa legte einen Arm um mich. "Aber manchmal sollte man um sie auch kämpfen, weil es sich lohnen wird."

Ich erwiderte nichts. "Du liebst ihn, nicht wahr?", sie sah mich mitleidend an. Ich nickte nur. "Ich würde um ihn kämpfen. In meinen Augen ist er's wert", lächelte sie optimistisch. "Vielleicht, aber etwas in mir sagt mir, ihn loszulassen", ich atmete tief durch.

"Ich kann dir nur Tipps geben. Beste Freunde raten manche Sachen dir ab, aber wenn du es doch tust, muntern sie dich auch wieder auf. Ich würde an deiner Stelle um ihn kämpfen, aber wenn du nicht willst, akzeptiere ich das."

"Danke Raffa", ich musste lächeln und umarmte sie. "Hör zu, er ist fast zehntausend Kilometer entfernt, wie wäre es, wenn ich dir meine Freunde vorstelle? Phil ist mein grosser Bruder, den lernst du heute kennen und morgen stelle ich dir alle meine Freunde vor", schlug Raffa vor.

"In Ordnung", lächelte ich. "Ich weiss, es klingt bescheuert, aber wenn es dir schlecht gehen sollte, kann ein Tagebuch helfen. Lösche alle Kontaktmöglichkeiten zu ihm, damit dein Kopf frei wird", riet mir Raffa.

"Wann kommt Phil denn?", wollte ich lächelnd wissen. "Um 2:00 pm", erwiderte sie und stand auf. "Wenn du nichts dagegen hast, mache ich mich dann fertig", lächelte sie und verliess das Zimmer. Ich atmete tief durch und nahm Harrys Hoodie, welchen ich im hintersten Ecken meines Schrankes versteckte.

Dann lief ich ins Wohnzimmer, wo grummelnd Spike sass. "Hey", murmelte ich und setzte mich neben ihn. Dieser verdrehte nur die Augen. "Tut mir leid wegen vorhin", ich sah verlegen weg. "Ach, ist schon okay", Spike umarmte mich kurz.

"Es ist ja eigentlich nicht wegen dir", er zuckte mit den Schultern. "Was ist denn los?", besorgt sah ich ihn an. "Ich weiss es auch nicht", er liess sich nach hinten fallen. "Ich schreibe am Montag eine wichtige Prüfung, aber ich habe momentan keine Lust mehr aufs Studium", er atmete aus.

"Das wird schon", ich sah ihn aufmunternd an. Den restlichen Morgen verbrachten wir dann mit Netflix und es war echt lustig.

Pünktlich um 2:00 pm stand Raffa mit einer engen Skinny-Jeans, einen engen Crop-Top und lässigen Sneakers im Wohnzimmer, als es klingelte. Spike war vor einer halben Stunde mit Eleanor und paar Freunden weggefahren.

Raffa öffnete mit einem Knopf die Eingangstür und öffnete mit einem Schwung die Haustür. Ich stellte mich zu ihr. Ich trug ebenfalls eine Skinny-Jeans, allerdings war meine deutlich männlicher als ihre. Der Fahrstuhl öffnete sich und dann kam um die Ecke ein junger Mann.

"Hey", er umarmte kurz Raffa und sah dann mich an. Er musterte mich und lächelte freundlich. Er hatte wie Raffa dunkelblondes Haar und trug ein rot-schwarz-kariertes Hemd, welches er offen liess. Drunter hatte er ein langweiliges, weisses Shirt an. Eine etwas engere Jeans, welche wie einer Skinny-Jeans aussah, vollendete sein nettaussehendes Outfit.

"Hey, ich bin Phil", stellte er sich freundlich vor. "Ich bin Louis", erwiderte ich ebenso freundlich. "Raffa hat bestimmt schon erzählt, dass ich rum komme", grinste er. "Definitiv", grinste ich. "Wie wäre es, wenn ich euch auf ein Eis einlade?", schlug Phil freundlich vor.

"Gerne", grinste Raffa und zog mich aus der Wohnung. Phil lud uns in sein Auto und fuhr los. "Wie gefällt es dir eigentlich in Los Angeles?", wollte Phil von mir wissen. "Ich habe noch nicht viel gesehen, aber von dem, was ich gesehen habe, bin ich begeistert", antwortete ich wahrheitsgemäss.

Der Tag ging recht schnell um. Ich hatte viel über Phil erfahren und andersrum auch. Klar, ich hatte heute einen Schicksalsschlag, aber Schicksalsschläge gehörten zum Leben dazu. Ich hatte es Phil erzählt. Er erwies sich als guter Zuhörer, was mich glücklich machte.

Wir hatten noch Nummern ausgetauscht und ich wusste, dass er bestimmt ein guter Freund werden würde. Gerade sassen Raffa und ich auf der Couch und suchten einen Film, den wir vielleicht schauen könnten.

Spike und Eleanor waren auch mittlerweile wieder Zuhause. Sie waren allerdings beide mit sich beschäftigt. "Wie heissen deine Freunde eigentlich?", wollte ich wissen. "Es sind vier Mädels und sechs Jungs, mit Spike sieben Jungs. Die Mädels heissen Feya, Jenna, Lucy und Caroline. Die Jungs heissen Jeffry, Sebastian, Mex, Logan, Jasper und Dean", grinste sie.

Als wir endlich einen Film fanden, schauten wir ihn an. Er hiess "Call Me by Your Name". Anfangs war er totlangweilig. Erst gegen Ende wurde er recht spannend. Dann beendete ich den Tag, indem ich mich schlafen legte und hoffte, dass Raffas Freunde auch meine Freunde sein wollten.

Two Lifes || l. s.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt