12 - Auftritte und Vor-Dem-Schlafengehen-Rituale

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•Rocky•

Ich saß in meinem neuem Zimmer, das viel kleiner war als das in Littleton; Colorado. Die Schränke und der Schreibtisch verspäteten die Sicht von der hellgrünen Wand. Überall lag noch irgendwas im weg, da ich nicht wirklich Platz hatte alles so zu verstauen wie vorher. In einer Ecke standen noch ein paar unausgepackte Kartons und meine grüne und meine Akustik Gitarre standen in einer kleinen Einbuchtung neben der Tür, die für nichts anderes zu gebrauchen war. Gegenüber der Tür stand unter dem Fenster mein Bett das von der Wand in den Raum ragte. Und auf diesem Bett saß ich und schaute mir das Video von Charlies Auftritt an, das mir nicht sie sondern ihre Mutter geschickt hatte.

Die Leute vor der Bühne waren begeistert von Charlie und ich war es auch. Am liebsten hätte ich wie die dort gejubelt und Charlie irgendetwas zugerufen. Doch hier in meinem Zimmer konnte ich nicht mehr machen, als mir breit grinsend das Video anzusehen.

"Als letztes", sagte Charlie schließlich. "Möchte ich einen Song singen, den ich Zusammen mit meinem besten Freund Rocky Watson geschrieben habe. Eigentlich sollte er heute mit mir zusammen auftreten, doch er konnte leider nicht aus Familiären Gründen. Ich vermisse dich Rocky"

"Ich vermisse dich auch", flüsterte ich zu meinem Handy und hörte mir Chaletts wundervollen Gesang an.

»Super, dein Auftritt! Ich vermiss dich auch. Wie war es denn sonst?«, schrieb ich ihr.

»Danke:* ziemlich gut. Viele haben mir gesagt das ich Super singe und einer möchte mit mir mal reden um eine CD oder so zu machen«

»Ja!? Und?«

»Ich hab bis her noch nicht zugesagt«

»WAS😳!??!«

»Ich sagte dass ich es nicht ohne dich mache!«

»Du dummes Ding😄 kannst du denjenigen noch irgendwie erreichen?«

»Ich könnte ihn anrufen wenn ich wollte«

»Mach es! Sonst stehe ich schneller vor der Tür als du sagen kannst "ich habe angerufen"«

»Dann Ruf ich jetzt erst recht nicht an😝«

»Warum das?«

»Rocky? Wo bleibst du. Ich habe jetzt schon zehn Mal "ich habe angerufen" gesagt und du bist immer noch nicht hier. Ich warte schon vor der Haustür« Charlie schickte mir ein Bild von sich, wo sie vor der Haustür stand. Am liebsten würde ich jetzt ins nächste Flugzeug steigen, oder ins Auto, einfach irgendwie, nur um jetzt zu ihr zu kommen. »Und wie lief es bei dir heute :* :)«

Und mit einem Schlag kam alles wieder zurück. Ich hatte doch für die letzte halbe Stunde an nichts außer Chalett gedacht. Ich hatte doch tatsächlich vergessen, warum ich nicht bei ihr war. Und jetzt kam alles zurück. Mein lächeln verschwand. Nur wegen diesem ganzen Durcheinander konnte ich nicht mit ihr zusammen unseren Traum leben. Und dabei wusste ich jetzt noch nicht mal wie meine biologische Familie war. Statt mich mit ihnen zu unterhalten oder einfach sie mal genauer anzusehen, hing ich mit meinen Augen an meinem Handy. Ich weiß nur, dass Mom mir mein Handy abnehmen wollte, dann aber jemand merkte das mein Zweitname der Name meines Leiblichen Vaters war und sie es darauf vergas.

Mom? Konnte ich sie überhaupt so nennen?

»Eigentlich ganz gut«, schrieb ich dann.

»Erzähl!«

"Rocky! Ben! Kommt ihr?!", rief Mom.

"Ja! Ich komme sofort Mo... Mom!" Sie ist und bleibt einfach meine Mom, also werde ich sie auch weiterhin so nennen.

»Ein anderes mal. Ich muss los. Bis später. Ich vermiss dich<3«

»Ich dich auch <3«

•Rose•

"Und?", fragte Rydel als wir nach dem Treffen im Kaffee noch einen langen Tag in Los Angeles verbracht hatten und wir endlich wieder zuhause waren und uns Bettfertig machten. Jeden Abend redeten wir vor den Schlafen gehen. Es war schon fast ein Ritual.

"Ich mag ihn nicht", antwortete ich ehrlich im Glauben das nur gedacht zu haben.

"Wen? Benjamin oder Rocky"

"Dreimal darfst du raten", antwortete ich unlogischer weiße.

"Warum denn? Ich fand ihn eigentlich nett"

"Ist ja auch klar. Er ist dein Bruder. Ist doch logisch das ihr euch gut versteht"

"Rose. So war das nicht- er hat ja kaum geredet"

"Rydel, das hat jetzt deine vorige Aussage widerlegt", antwortete ich.

"Was magst du denn nicht an ihm?"

"Na ja", überlegte ich. "Er wirkte an allem desinteressiert. Sein Name ist irgendwie komisch und seine Augen. Die sind-na ja-"

"Rose", unterbrach mich Rydel. "Er hat die gleichen Augen wie wir alle. Und Rocky ist doch ein schöner Name. Ebenfalls mit einem R. Und- Oh. Jetzt verstehe ich. Es liegt gar nicht an ihm. Eigentlich magst du ihn, oder? Sogar Ziemlich"

"Ihn mögen? Was??? Nein!"

"Komm schon. Du magst ihn nur nicht wegen der Tatsache dass er bei deiner eigentlichen Familie aufgewachsen ist. Er und nicht du" Sie ließ sich auf ihr Bett fallen und machte ihr Licht aus, so dass das Zimmer nur noch durch das wenige Licht meiner Nachtischlampe erhellt wurde.

Ich antwortete nicht. Stattdessen ließ ich mich ebenfalls auf mein Bett fallen, knipste mein Licht aus und starrte an die Zimmerdecke die ich in der Dunkelheit gar nicht sehen konnte.

"Ross hat uns von eurem Gespräch erzählt. Er hatte auch keine andere Wahl. Mom hat ihn theoretisch dazu bestochen. Wir wollten halt alle wissen wie es die geht.", sagte Rydel in die Dunkelheit als ob ihre Stimme von nirgendwo und dennoch von überall her zu kommen schien.

"Danke das du es mir gesagt hast, ich kannst verstehen", antwortete ich.

Dann wurde es wieder für lange Zeit still. Ich dachte schon, Rydel wäre eingeschlafen. Also schloss ich ebenfalls meine Augen. Doch keine Sekunde später tauchte Rydels Stimme wieder in der Dunkelheit auf.

"Du magst ihn also nicht wegen der Vertauschungs Sache. Aber was genau ist daran so schlimm?", fragte sie, so als ob über Ross nie geredet wurde. "Ist es so schlimm bei uns aufgewachsen zu sein? Wäre das nicht passiert hätten wir uns wahrscheinlich nie kennengelernt. Dann hätte es nie die Rosie-und-Delly-Abende gegeben. Oder die Ryland-Ross-Rose-Streiche..." Rydel verlor sich in ihren Gedanken und wurde von Wort zu Wort leiser, bis ich sie nicht mehr verstehen konnte.

"Das ist es nicht!", sagte ich leise mit Nachdruck. "Es liegt eher daran das ich nicht wirklich weiß wer ich bin, schätze ich. Ich mein, wahrscheinlich würde ich noch nicht mal Rose heißen. Meine Hingabe für Musik habe eindeutig nur wegen euch und..."

"Ach Rose.", flüsterte Rydel. "Woher willst du das wissen"

"Woher willst du das wissen."

Dann war wieder Stille. Umschlungen von der Dunkelheit lag ich auf dem Bett und starrte ins nichts. Bis sich meine Augenlider schwer wurden und ich ins Land der Träume fiel. In einem Land wo nichts von all dem Passiert ist. In einem Land wo alles so war wie vor dem Unfall.

Switched (Rocky Lynch FF/ German)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt