Ich liebe dich

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Nea:
Es war ein ganzer Monat vergangen seit Samu einfach so aus dem Nichts mit mir Schluss gemacht hatte. Fast jeden Tag hatte ich geweint und war zu nichts fähig gewesen. Lea und meine Geschwister hatten mich unterstützt und versucht mich wieder aufzubauen, aber es ging gar nichts mehr bei mir. Ich konnte und wollte es einfach nicht wahrhaben. Das konnte Samu doch nicht ernst meinen? Er brauchte mich doch auch. Ich war nicht glücklicher ohne ihn, was dachte er da?
„Linnea? Hey?" „Hm?" „Du bist schon wieder so abwesend... Fahr endlich zu Samu in die Klinik. Rede mit ihm. Das war eine Kurzschlussreaktion von ihm." sagte Lea zu mir und nahm mich in den Arm. Sollte ich da wirklich hin? Würde er mich überhaupt sehen wollen? „Meinst du echt?" „Ja, soll ich dich fahren? Dein Bruder passt hier auf Leni auf." Ich nickte und wischte mir ein paar Tränen aus dem Gesicht. Ich machte mich noch schnell frisch und dann fuhren wir auch schon los. Ich wurde immer nervöser, desto näher wir der Klinik kamen.

„Meinst du er lässt mich überhaupt zu sich? Vielleicht lassen mich ja nicht mal die Ärzte zu ihm, weil das zu viel Stress für ihn ist." „Das werden wir ja sehen. Mach dich nicht so verrückt." sagte Lea zu mir und versuchte mich auch noch die restliche Fahrt zu beruhigen, aber das funktionierte eher weniger gut. Als wir ankamen und ich ausstieg zitterten meine Beine wie verrückt und mir war ganz schlecht. Ich wusste nicht mal wie es Samu überhaupt ging... Lea und ich fragten gleich nach Samu's Arzt und ich wurde dann auch gleich zu diesem geschickt. „Guten Tag Frau Haber. Schön Sie hier zu sehen." begrüßte er mich gleich freundlich und reichte mir die Hand. „Hallo...Wie geht es Samu?" kam es gleich aus mir herausgeschossen. „Ich will sie zwar nicht beunruhigen, aber anlügen natürlich auch nicht. Sein Zustand ist wirklich nicht gut, schlimmer als das letzte Mal. Er hat mir von Ihrer Trennung erzählt, weswegen wir ihm auch gleich eine Psychologin zur Seite gestellt haben, damit er darüber reden kann.

Was ich dazu sagen muss ist, dass wir vor zwei Wochen Wunden an seinem Arm entdeckt haben, die von einer Rasierklinge kommen. Natürlich redet die Psychologin auch darüber mit ihm. Ich bin ehrlich, das letzte Mal waren Sie sein größter Halt hier und das ist dieses Mal natürlich nicht mehr so, was es für ihn alles noch schlimmer macht. Wir geben ihm stärkerer Medikamente, jedoch währt er sich häufig stark dagegen, weil er die Wirkung natürlich kennt. Zwar unterdrücken sie den Drang nach den Drogen, aber er wird zugleich auch sehr emotionslos." Mir kamen sofort die Tränen als ich das hörte. Das konnte doch nicht wahr sein. Ich wollte unbedingt zu ihm und ihm sagen, dass er nicht alleine ist, dass ich ihn nicht einfach im Stich lasse und für ihn da bin. „Ich muss zu ihm und mit ihm reden, sofort." „Das könnte Stress bei ihm auslösen und dann zu aggressivem Verhalten führen Frau Haber." „Ich werde auch ganz ruhig mit ihm sprechen, bitte. Ich will ihm nur sagen, dass ich für ihn da bin und die Trennung gar nicht will. Bitte..." flehte ich ihn fast schon an. „Na gut, aber ich werde das beobachten." Ich nickte und dann gingen wir auch schon zu Samu's Zimmer. Ich hatte irgendwie Angst was mich erwarten würde.

Der Arzt klopfte an seiner Tür, woraufhin ein leise Murren zu hören war und er die Tür öffnete. Samu lag auf dem Bett und starrte die Wand an.
Seine Haare waren länger geworden
und so viel Bart hatte er wohl auch noch nie gehabt. „Sie haben Besuch." Doch das schien Samu überhaupt nicht zu interessieren. Er starrte einfach weiterhin an die Decke. „Schatz ich bin's." Ich wusste, dass wir eigentlich getrennt waren, aber das war mir gerade vollkommen egal. Sofort guckte Samu dann auch in meine Richtung und weitete seine Augen. Er sah müde aus, aber es war nicht die Müdigkeit, wenn man zu wenig geschlafen hatte, er war müde vom Leben. „Nea?" fragte er mit rauer Stimme und konnte es wohl selber gar nicht glauben, dass ich hier war. Ich ging langsam auf ihn zu und setzte mich neben ihn. Dann strich ich ihm eine längere Haarsträhne aus dem Gesicht und und ließ meine Hand auf seiner Wange liegen. „Was machst du hier?" „Für dich da sein. Ich hätte schon viel früher kommen sollen." Er schüttelte den Kopf und nahm meine Hand von seiner Wange.

„Ich bin nur eine Last für dich." sagte er leise und guckte mich mit tränengefüllten Augen an. „Nein, das bist du nicht, hörst du? Ich liebe dich, du bist der wichtigste Mensch in meinem Leben Samu. Glaubst du wirklich ich bin ohne dich glücklicher? Das ist Schwachsinn, ehrlich. Ich will doch für dich da sein und dir Halt geben. Du musst das nicht alleine schaffen. Egal wie schwer es wird oder wie lange es dauert, ich bleibe an deiner Seite. Wir haben uns ein Versprechen gegeben. Für immer...Durch dick und dünn, egal was kommt. Und ich hatte auch nicht vor dieses Versprechen zu brechen. Siehst du meinen Ring? Den habe ich nicht einmal abgenommen. Ich weiß was ich im Bus gesagt habe...Damit habe ich dir wahrscheinlich diesen Floh ins Ohr gesetzt, aber das meinte ich doch nicht so. Ich war einfach enttäuscht und verzweifelt. Ich hab mich hilflos gefühlt. Aber wir schaffen doch alles zusammen. Ich bin hier, aber du musst es zulassen und mich nicht wegstoßen." Als ich zu Ende geredet hatte, fing er an hemmungslos zu weinen, woraufhin ich ihn sofort in meine Arme schloss.

„Ich liebe dich." schluchzte er und klammerte sich so fest an mich, dass ich kaum Luft bekam. „Ich liebe dich auch und da wird sich auch nie etwas dran ändern." sagte ich und musste selber anfangen zu weinen, weil ich einfach so froh war. Wie hielten uns eine Ewigkeit einfach nur in den Armen, bis wir uns ein bisschen voneinander lösten und uns mit verheulten Augen anguckten. Trotzdem schaffte ich es ihn anzulächeln und das erwiderte er dann auch. „Ich würde dich unglaublich gerne küssen." flüsterte ich und kam seinem Gesicht immer näher, bis er den letzten Abstand überbrückte und ich seine Lippen wieder spüren konnte. Er war nur ein ganz sanfter Kuss, in dem jedoch so viel Liebe steckte, dass mein Herz fast raussprang. „Ich war ein Idiot..." murmelte Samu an meine Lippen und lehnte seine Stirn an meine. „Lass uns das einfach vergessen ja?" Er nickte und legte seine Lippen dann wieder auf meine. Jetzt würde alles wieder bergauf gehen.

Sind wir Freunde oder sind wir mehr?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt