Rückfall

486 26 4
                                    

Samu:
Nach einem 3 stündigen Flug kam ich am nächsten Tag in Berlin an und machte mich gleich auf den Weg in mein Hotel. Ich hatte mal wieder keine sonderliche Lust auf diesen Promotermin, aber es musste ja nun mal gemacht werden.
Ich hatte wirklich Glück, dass es nicht ewig lange dauerte, jedoch war ich danach einfach nur am Ende mit den Nerven. Diese ganze Fragerei über das Album und die kommende Tour war der Horror für mich. Doch die Krönung war,als mich die Journalistin gefragt hatte, wie Nea und ich das mit dem Kind regeln würden, wenn ich so viel unterwegs sein würde. Erstmal ging es niemanden außer uns etwas an und zweitens  hatte ich sofort einen Kloß im Hals bekommen, weil es dafür ja noch überhaupt keinen Plan gab. Wir wussten es ja selber nicht mal. Ich hatte dazu auch keinen Kommentar gegeben. Schließlich wusste ja auch eigentlich jeder, dass ich nur ungerne und sehr selten über mein Privatleben redete.

Glücklicherweise hatte die junge Frau das auch so hingenommen und nicht weiter drauf rumgehackt. Trotzdem ließ mich das ganze Interview einfach nicht mehr los. Am liebsten hätte ich gerade einfach nur Nea in meinen Armen gehalten. Sie tat mir so gut und war momentan die einzige, die mich aufmuntern konnte. Sie kannte mich einfach am besten und wusste immer wie sie mit mir umgehen sollte. Ich wusste, dass sie heute bei ihren Eltern war und rief sie deshalb auch nicht an. Stattdessen schrieb ich ihr eine einfache SMS.

„Vermisse dich Maus. Zähle die Stunden bis zu meinem Rückflug... Das Interview war beschissen."

Schnell kam auch eine Antwort von meiner Frau, weshalb ich grinsen musste.

„Ich vermisse dich auch. Denk nicht mehr so viel drüber nach. Morgen machen wir uns einen schönen Tag. Ich liebe dich!❤️"

„Ich versuch's...Ich liebe dich mehr!❤️"

Kurz darauf sank meine Laune aber auch schon wieder, als ich eine Nachricht von Mikko in unserer Whatsapp Bandgruppe bekam. Wir sollten morgen alle ins Studio kommen und das Album endlich fertig machen. Der hatte doch echt ein Rad ab. Mir war schon bewusst, dass wir in 2 Monaten soweit sein müssten, aber ich konnte heute schlecht noch einen kompletten Song schreiben und einen anderen noch zu Ende bringen. Der wusste ja überhaupt nicht, wie schwer das war unter so einem schrecklichen Druck. Eigentlich wollte ich stur bleiben und nichts tun, aber dann würde ich mich den Anschiss meines Lebens bekommen und die anderen dann auch noch mit reinziehen. Außerdem hatte ich eh nichts anderes zu tun. Schnell merkte ich jedoch mal wieder, dass ich so überhaupt nicht arbeiten konnte.

„Fuck man!" rief ich lauter als gewollt und schmiss mein Handy, wo ich erst ein paar Zeilen eingetippt hatte, wütend weg. Das konnte doch echt nicht sein. Konnte es nicht einmal laufen? Ich schmiss mich zurück auf's Bett und guckte genervt an die Decke. Als ich daran dachte, dass ich die Drogen in meinen Koffer gepackt hatte, kribbelte es mir gewaltig in den Händen. Nur ein ganz bisschen... Keiner müsste es erfahren... Scheiß drauf. Ich sprang förmlich aus dem Bett und kramte in meinem Koffer, bis ich das kleine Tütchen fand. Es war ein komisches Gefühl als ich es öffnete und diesen Geruch wieder zum ersten Mal roch. Gleich wäre mein Kopf wieder frei, fei von diesen Sorgen, Ängsten und von diesem Druck. Ich machte mir ein bisschen auf die Handfläche, zögerte doch nochmal kurz, und schniefte es dann durch die Nase. Ich würde auch gar nicht rausgehen und Scheiße bauen.

Ich wollte ja einfach nur ein bisschen runterkommen und entspannen. Ich hatte nicht so übertrieben wie vor einiger Zeit. Schon nach ein paar Minuten machte sich komplette Entspannung in mir breit. Mein Kopf wurde immer freier und ich immer sorgenloser. Trotzdem merkte ich auch diese altbekannte Hitze aufkommen. Mir war so unglaublich heiß, sodass ich mich bis auf meine Unterwäsche auszog und mich so zum Rauchen auf den Balkon setzte. Während ich zusätzlich eine Zigarette nach der anderen rauchte, liefen mir die Schweißperlen nur so den Körper runter. Auch meine Atmung wurde immer schwerer, sodass es schon bald nur noch ein Schnaufen war, als hätte ich stundenlang Sport gemacht. Aber mir war es total egal. Mir ging es gut und das war gerade alles was mir wichtig war. Warum konnte es so nicht immer sein? Zum Glück hatte ich dieses Päckchen von den Typen aus dem Park bekommen. Es ermöglichte mir wenigstens ein bisschen unbeschwerte Zeit. Ich hatte das schon im Griff, das würde nicht nochmal so ausarten. Irgendwann überfiel mich dann eine so starke Müdigkeit, dass ich mich noch am späten Nachmittag ins Bett legte und schlief.

Sehr früh morgens wachte ich wieder auf und packte schonmal meine Sachen zusammen. Mein Flug ging um 10.00 Uhr, von daher hatte ich noch ziemlich viel Zeit. Ich hatte ganz schön Kopfschmerzen von gestern, aber ansonsten ging es mir ganz gut. Ich freute mich zurück zu meiner Frau zu kommen und wäre am liebsten schon jetzt zurückgeflogen. Ich würde ihr auf keinen Fall von meinem kleinen Rückfall erzählen. Ich wollte nicht, dass sie sich dann sofort wieder Sorgen machen würde und mir dann auch noch den Rest vom Stoff wegschmeißen würde. Das hörte sich jetzt vielleicht ziemlich abhängig an, aber ich wollte einfach etwas haben, wenn mir wieder alles zu viel werden würde. Und das würde sowieso wieder passieren.
Ich guckte noch ein bisschen Fernsehen und schrieb mit Nea, bis ich mich auf den Weg zum Flughafen machte. Dort angekommen, kaufte ich mir noch etwas zu essen und wartete dann auf mein Flugzeug.

Knappe 3 Stunden dauerte es bis ich in Helsinki angekommen war. Gerade als ich mir ein Taxi bestellen wollte, kam Nea auf mich zu gerannt. Ich empfing sie mit offenen Armen und zog sie sofort so nahe, wie es ihr Bauch zuließ, an mich. „Du hast mir gefehlt Hase." nuschelte sie an meine Halsbeuge und guckte mich dann süß grinsend an. „Du mir auch..." Langsam beugte ich mich ein bisschen zu ihr runter und legte und verwickelte sie in einen sehnsüchtigen Kuss. Kurz darauf bückte ich mich erstmal runter um auch unsere Kleine zu begrüßen. „Hey meine kleine Prinzessin, Papa ist jetzt wieder da." „Hast du dir eigentlich schon Gedanken über einen Namen gemacht?" fragte mich Nea und holte mich wieder zu ihr hoch. „Hm es gibt so viele schöne Namen, schwebt dir denn schon was vor?" „Vielleicht."

Sind wir Freunde oder sind wir mehr?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt