Sind wir Freunde oder sind wir mehr?

Schlimmer als im Kindergarten

Samu:
Als ich meine Augen wieder aufmachte, sah ich sofort Nea und Alex vor meinen Augen. Sie saßen eng aneinander und lachten über irgendwas. Riku und Lea waren auch daneben, weshalb ich mich einfach mit ihnen unterhielt. Diesen Alex konnte ich nicht leiden, also musste ich auch nicht mit ihm reden. „Jetzt reiß dich doch mal zusammen Samu, ich dachte ihr seit nur Freunde." sagte Riku zu mir. Da hatte er ja auch Recht, ich war ja auch nicht eifersüchtig oder so, dieser Typ war einfach ätzend. „Ist ja gut."

Vielleicht war es auch einfach ungewohnt Nea nach einem Jahr wieder mit einem Mann zu sehen, der dazu auch noch verdammt gut aussah und deutlich jünger war als ich. Ich gönnte ihr es ja, aber das würde doch eh nicht gut gehen. Er wohnte in einem anderen Land und über kurz oder lang würde sie daran kaputt gehen. Das war jetzt schon ein bisschen sehr weit gedacht, aber ich sah ja wie die beiden sich angucken. Ich wollte doch nur das beste für sie, aber schön, wenn sie sich auf sowas einlassen wollte, würde ich sie davon nicht abhalten.

Nach einer kleinen Pause wagten wir es dann alle nochmal ins Wasser mit unserem Surfbrett. Ich schaffte es meine Laune etwas zu kontrollieren und nicht nur die ganze Zeit auf Nea und Alex zu achten. Warum sollte ich auch? Unterbewusste strengte ich mich aber total an eine gute Figur zu machen um Nea zu beeindrucken, damit sie auch mal wieder auf mich achtete. Schon komisch, wie ich mich verhielt. Sowas tat ich doch sonst auch nicht. Vielleicht sollte ich mir einfach auch wieder irgendeine Frau ausgucken um mich abzulenken, aber darauf hatte ich gerade überhaupt keine Lust.

Obwohl das Surfen teilweise auch Spaß gemacht hatte, war ich froh, als wir unsere Sachen wieder zusammenpackten und zurück zum Ferienhaus wollten. Dieser Alex guckte Nea die ganze Zeit strahlend aus der Entfernung an. Meine Güte war ich froh den gleich nicht mehr sehen zu müssen.
Die beiden verabschiedeten sich noch mit einer Umarmung, während er uns nur die Hand schüttelte. „Freut mich dich kennengelernt zu haben." sagte er schon wieder so überfreundlich zu mir und grinste. Ich fragte mich ob das einfach seine Art war oder ob er sich einschleimen wollte. Ich grinste nur gespielt und ging dann.
„Bis nachher dann!" rief er Nea noch hinterher. Wie bitte? Die beiden wollten sich auch noch treffen? Nein, Samu dich stört das nicht, fahr runter, ihr seit NUR Freunde.

Zuhause angekommen machte sich Linnea gleich für ihr Date fertig und wirkte total glücklich. Es freute mich ja auch für sie, keine Frage, aber irgendetwas störte mich daran. Ich wusste zwar nicht was, aber es fühlte sich nicht richtig an. Ich wollte gerade einfach alleine sein und den Kopf frei bekommen, weshalb ich meine Sportsachen anzog und los zum Joggen wollte. „Hey warte mal." Riku hielt mich am Arm fest um mich noch aufzuhalten. „Was?" motzte ich ihn an. „Ich komme mit, dann können wir mal ein bisschen reden ok?" Eigentlich wollte ich ja jetzt nicht reden, es gab ja auch nichts zu reden, aber wenn Riku unbedingt wollte. Der würde sowieso keine Ruhe lassen.

„Gestehe es dir doch endlich mal selber ein Samu. Du bist total verknallt in Linnea." Wir waren vielleicht gerade mal 5 Minuten unterwegs, da kam er schon mit so etwas an.
„Bin ich nicht." antwortete ich trotzig und beschleunigte mein Tempo. Riku kam kaum noch hinterher. „Ihr seit schlimmer als Kindergartenkinder echt... es könnte so einfach sein, aber stattdessen wollt ihr es ja beide nicht wahrhaben und schmollt herum, wenn der andere mal etwas mit jemand anderem macht. Ihr habt doch nur Angst davor."
Ich wollte so etwas jetzt nicht hören. Als mein bester Freund sollte er einfach mal das akzeptieren, was ich gesagt hatte. Lea und er immer mit diesem Gefühlsscheiß. Ich musste doch sowieso erstmal komplett über Vivi hinweg sein, aber zwischen mir und Nea würde nie etwas sein. Von wegen Kindergartenkinder, es war doch mehr als erwachsen, unsere Freundschaft nicht zu riskieren.

„Halt einfach die Fresse Riku." sagte ich verärgert und verausgabte mich weiterhin.
„Du bist ein echter Idiot Samu. Dann vögel doch weiter deine dummen Weiber, obwohl du doch eigentlich viel lieber Nea hättest..." Was sollte das denn jetzt schon wieder? Der ging mir langsam echt gewaltig auf die Nerven. „Riku, ich bin alt genug um zu wissen was ich will, verstanden?" Er schnaufte nur und sagte nichts mehr zu dem Thema. „Dann lauf doch wenigstens ein bisschen langsamer, du kippst mir hier gleich noch um." Ich dachte gar nicht daran. Doch ich merkte schnell, dass ich lieber hätte auf Riku hören sollen.

Nach fast einer Stunde Joggen oder besser gesagt rennen bei der Wärme wurde mir immer schwindeliger. Ich wurde langsamer, bis ich dann ganz stehenblieb um mich wieder zu fangen. „Samu alles gut?" rief Riku aus weiterer Entfernung, da er viel langsamer gelaufen war. Doch ich konnte ihm gar nicht mehr antworten, da wurde schon alles um mich herum schwarz und ich fiel. Das letzte was ich hörte war „Samuuuu!"