Ich will sie nicht verlieren

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Ich beruhigte Leni erstmal und brachte sie dann zu den Jungs um weiter mit Samu zu reden. Wie mussten uns ja jetzt nicht auch noch vor Leni streiten. „Man Nea, ich brauche das doch nur für die Konzerte, nach der Tour höre ich auf." „Ja genau, glaubst du dir das eigentlich selbst?! Ich fasse es echt nicht! Dann reite dich schön in die Scheiße Samu, aber ohne mich und ohne Leni! Denn sie kann ganz sicher keinen abhängigen Vater gebrauchen!" schrie ich und lief davon. Ich konnte ihn einfach nicht mehr sehen. Warum kapierte er es einfach nicht? Warum nicht? Er konnte doch nicht so naiv sein und denken, dass er nach der Tour aufhören würde. Nicht mit mir... Aus dem Nebenraum hörte ich die anderen diskutieren und kurz darauf auch wieder Leni schreien. Sollte Samu sich doch kümmern... Ich brauchte erstmal meine Ruhe, bevor ich dann wieder zu den Jungs ging. Samu hatte unsere Tochter auf dem Arm und war vollkommen konzertiert auf sie. Leni spielte währenddessen an seiner Kette herum. „Gibst du mir Leni? Wir reisen wieder heim." sagte ich kühl und guckte ihn abwartend an. Sofort weiteren sich seine Augen und auch die anderen schienen verwundert zu sein. „Bleib hier Nea."

Ich schüttelte nur den Kopf und nahm ihm die Kleine aus den Armen, holte dann unsere Sachen und wollte gehen. Gerade als ich draußen war kam Riku mir jedoch hinterher. „Komm schon Linnea, bitte bleib doch noch. Er hat sich so auf euch gefreut. Er braucht dich." „Achja? Er sieht es ja nicht mal ein, dass er ein Problem hat! Er will sich gar nicht helfen lassen! Ich will keinen abhängigen Vater für meine Tochter ok?" Völlig verzweifelt schrie ich ihn an und fing wieder an zu weinen, genau wie Leni. Und die arme Maus konnte gar nichts dafür... „Und jetzt? Willst du dich von ihm scheiden lassen oder was?" „Ich weiß es nicht Riku...Ich weiß gar nichts mehr. Wir waren so glücklich nach der Geburt von Leni... Ich habe mich so gefreut ihn zu sehen und jetzt sowas? Ich habe ja für alles Verständnis, aber dafür nicht. Probleme lassen sich auch anders lösen, er hat mir versprochen über alles mit mir zu reden und es nicht wieder in sich hineinzufressen, damit genau sowas nicht wieder passiert. Aber was passiert? Er dröhnt sich wieder zu! Er hat mich versprochen dieses Zeug nie wieder anzurühren...Und dann kommt eine Krise und er greift direkt wieder dazu?"

„Ich verstehe dich doch Linnea...Ich verstehe ihn ja auch nicht, aber wir können uns auch nicht in ihn hineinversetzten. Die Chance, dass man rückfällig wird ist immer da... Da kann er wahrscheinlich gar nichts für..." sagte Riku zu mir und versuchte mich damit irgendwie umzustimmen, aber das schaffte er nicht. Ich wollte nur noch hier weg. „Ich möchte keinen Mann, bei dem ich immer Angst haben muss, dass er rückfällig wird... Dann schaffe ich es auch alleine." „Du liebst ihn...Lass ihn jetzt nicht im Stich." „Ich lasse ihn im Stich? Er lässt mich im Stich mit diesem Scheiß. Also kann ich jetzt auch gehen. Ich lasse mir jetzt kein schlechtes Gewissen einreden!" Und mit diesen Worten ließ ich ihn dann auch stehen. Als er nicht mehr in Sichtweite war, bestellte ich uns ein Taxi und wurde dann zum Flughafen gefahren. Ich wollte hier nur noch weg und hoffte, dass ich noch einen Flug nach Helsinki bekam. Ansonsten wüsste ich nicht wo ich jetzt hinsollte. Ich kannte hier niemanden und auf ein Hotel hatte ich auch keine Lust. Am Flughafen angekommen, wollte ich mir erstmal etwas zu Trinken kaufen und sah in dem Laden dann etwas, was ich lieber nicht gesehen hätte.

Auf dem Titelblatt eines Magazins war ein Bild wie Samu während des Konzerts zusammengebrochen war. Ich guckte mir die Doppelseite dazu an, wo dann noch mehr Bilder zu finden waren. Natürlich wurde sofort spekuliert, dass es wieder die Drogen waren, was ja auch nicht falsch war, aber trotzdem fand ich es einfach respektlos. Wahrscheinlich war das Internet auch schon voll mit Videos... Ich guckte lieber nicht nach... Wie hypnotisiert starrte ich auf die Bilder und merkte gar nicht wie mir Tränen über die Wange liefen. Erst als sich die Kleine bemerkbar machte, wurde ich wieder zurück in die Realität geholt. „Na komm Maus, wir fliegen nachhause. Wir bekommen das auch alleine hin bis Papa wieder zur Vernunft kommt." Ich bezahlte nur noch und wollte mich dann noch um das Flugticket kümmern, aber der nächste Flug für den noch etwas frei war, ging in ein paar Tagen. „Na super..." seufzte ich und setzte mich erstmal. Leni wurde so langsam auch noch quengelig. Es war Mittag und sie hatte Hunger, weshalb ich erstmal auf die Toilette ging um sie dort zu stillen.

Samu:
War Nea jetzt wirklich wieder weg? Verdammte Scheiße, ich war so ein Vollidiot. Aber warum wollte sie denn auch nicht verstehen, dass ich das alles unter Kontrolle hatte. Als Riku wieder zurückkam schüttelte er nur den Kopf und setzte sich zu uns. Ich merkte, dass sich keiner traute etwas zu mir zu sagen, was mich irgendwie immer wütender machte. „Was glotzt ihr alle so dumm hm?! Ja man, dann bin ich halt abhängig! Na und? Anders komme ich halt nicht durch! Glaub ihr ich suche mir das aus? Natürlich nicht! Und wer ist an der ganzen Scheiße Schuld? Mikko, einzig und allein Mikko! Ohne deinen scheiß Egoismus wäre das doch alles gar nicht erst passiert, aber das checkst du ja nicht!" Er stand gerade auf und wollte zu mir, da ging ich auf ihn los und schlug ihm direkt ins Gesicht. „Du mieses Schwein! Ich hasse dich! Wegen dir verliere ich wahrscheinlich meine Frau und meine Tochter!" Die anderen hielten mich zurück, doch ich war nicht mehr zu bändigen. Die ganze Wut der letzten Monate entlud sich genau in diesem Moment.

„Samu! Hör auf man!" rief Riku und auch Mikko schrie mich an. „Lass mich in Ruhe! Nicht nur du hast Probleme Samu!" Irgendwann hatten sie mich dann von ihm runterbekommen und ich fing an bitterlich zu weinen. „Lasst ihr uns mal kurz alleine?" hörte ich von meinem besten Freund, woraufhin die anderen auch gingen. Er setzte sich zu mir auf den Boden und zog mich einfach nur in seine Arme ohne etwas zu sagen. Ich ließ meinen Gefühlen freien Lauf und konnte mich kaum wieder beruhigen. Ich wollte, dass Nea hier war und ich wollte unsere Tochter in den Armen halten. Ich wollte meine Familie einfach bei mir haben. „Riku, ich will meine Familie nicht verlieren...Ich brauche sie doch..." „Ich weiß Samu...Nea wird dich nicht verlassen und sie würde dir auch niemals Leni wegnehmen. Aber gib ihr ein bisschen Zeit das zu verarbeiten und bitte komm wieder zu dir. Gib mir die Drogen." Er guckte mir intensiv in die Augen und ich konzertierte noch voll und ganz auf ihn. „Bitte Samu..." Wie ferngesteuert stand ich auf und holte dieses Teufelszeug aus meiner Tasche um es in Riku's Hand zu legen. „Ist das alles?" Ich nickte. „Versprochen?" Ich nickte wieder. „Ich bin stolz auf dich."

Sind wir Freunde oder sind wir mehr?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt