Ich sehe doch, dass du mich willst

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„Ich habe mich einfach nochmal mit ihm getroffen, wir sind gute Freunde geworden Samu. Der Hauptgrund, warum wir etwas gemacht haben, war, dass ich ihm sagen wollte, dass zwischen uns nichts laufen wird, weil ich Gefühle für dich habe. Du musst nicht immer so voreilig urteilen, wenn du absolut keine Ahnung hast." Ich war richtig sauer, so kannte ich ihn überhaupt nicht. Er war doch sonst nicht so empfindlich und machte einem wegen jeder kleinsten Sache Vorwürfe. Als ihm bewusst wurde, dass er mir schon wieder Unrecht getan hatte, wurde er ganz kleinlaut.
„Ach man scheiße Nea...Ich bin im Moment echt ein Vollidiot..." sagte er leise und ließ seinen Kopf hängen. „Ja das bist du. Und warum hast du mich vorhin eigentlich einfach so geküsst? Du weißt, dass ich erstmal Abstand will." „Ja, weiß ich, aber ich wollte diesem Alex einfach zeigen zu wem du gehörst. Das kam einfach so über mich, aber du schienst jetzt auch nicht so als hättest du es total scheiße gefunden."

Grinsend guckte er mich an und zwinkerte mir kurz zu. Ich würde noch vollkommen irre werden mit diesem Kerl. „Erstmal gehöre ich dir noch lange nicht Samu, da musst du dich schon deutlich mehr anstrengen. Zweitens, hab ich das gar nicht genossen..." Den letzten Satz sagte ich nicht wirklich überzeugend und eher trotzig, weshalb Samu sich ein Lachen nicht verkneifen konnte. „Und jetzt will ich einfach nur noch schlafen, wir müssen morgen früh raus, also gute Nacht."
Schnell zog ich mich um und drehte mich dann demonstrativ von ihm weg. Zurück in Helsinki würde ich definitiv erstmal Abstand von ihm nehmen und dann konnte man weitersehen.
So sehr ich es versuchte, aber ich konnte einfach nicht einschlafen. Heute war einfach viel zu viel passiert, was ich erstmal verarbeiten musste. Auch Samu schlief nicht, er wälzte sich immer wieder hin und her.

Es wurde mal wieder eine kurze Nacht, dieses Mal jedoch aus nicht so schönen Gründen wie gestern. Ich wachte immer mal wieder auf und schlief nur schwer wieder ein. Vielleicht könnte ich ja wenigstens nachher im Flugzeug schlafen. Gerade wollte ich nochmal meine Augen schließen, da hörte ich Samu's Wecker klingeln. Och nö... Auch er schien nicht so begeistert zu sein und stöhnte genervt auf. Das konnte ja noch was werden. Wenn wir nicht geschlafen hatten, waren wir echt unausstehlich. Im Gegensatz zu Samu, blieb ich noch ein bisschen liegen und hatte meine Augen geschlossen. Als ich jedoch hörte, wie er sich umzog, wagte ich einen kurzen Blick. Das konnte ich mir einfach nicht verkneifen. Wie er da so stand, die Sonnenstrahlen durch das Fenster im Gesicht und dazu dieser unglaubliche Körper.

Er hatte nicht zu viele Muskeln, aber auch nicht zu wenige, einfach perfekt, wie ich fand. Mein Blick wanderte von seinem Oberkörper immer weiter runter. „Vielleicht solltest du auch mal aufstehen, anstatt mich nur anzustarren." sagte Samu provozierend grinsend. Oh Gott, war mir das jetzt unangenehm. Ich hatte gar nicht bemerkt, dass ihm das aufgefallen war. Peinlich berührt guckte zu ihm und wäre am liebsten im Erdboden verschwunden. „Wollte ich gerade sowieso machen." antwortete ich und verschwand schnell im Bad. Warum musste er auch immer alles mitbekommen. Eigentlich müsste ich noch immer total sauer auf ihn sein wegen gestern, aber komischerweise war das gar nicht mehr so präsent in meinem Kopf. Ich war kein wirklich nachtragender Mensch, trotzdem war es natürlich nicht ganz aus meinem Kopf verschwunden und das würde es auch erstmal nicht.

Komplett fertig gemacht, kam ich wieder raus und sah Samu, der immer noch nur in Boxershorts auf dem Bett lag. „Ach mich hetzt du, aber selber schaffst du es nicht mal dir etwas anzuziehen." Ich weiß nicht, warum ich auf einmal so gereizt war. Wahrscheinlich weil es mich selber ärgerte, was dieser Anblick mit mir anstellte. „Ich dachte mir einfach, dass ich dir ohne Klamotten bestimmt ganz gut gefalle." Schon wieder der provozierende Unterton. Was hatte er an Abstand nicht verstanden? „Nein, mir gefällt das überhaupt nicht, geht das in deinen Kopf?" antwortete ich patzig und begann meinen Koffer zu packen. Samu bewegte sich immer noch kein Stück, stattdessen beobachte er mein Tun, was mich noch mehr aufregte. „Nea, komm mal bitte her." kam es auf einmal richtig liebevoll von Samu, der mit seiner Hand auf das Bett klopfte. Nur widerwillig setzte ich mich neben ihn und guckte ihn erwartungsvoll an, da ich nicht so ganz wusste, was er jetzt von mir wollte.

Ohne etwas zu sagen, zog er mich auf seinen Schoß und schaute mir einfach nur in die Augen, was mich schon wieder total aus dem Konzept brachte. Ich wollte doch noch sauer auf ihn sein, aber mein Herz machte mir da einen Strich durch die Rechnung. „Ich weiß, dass du gesagt hast, dass du Zeit brauchst, aber ich sehe doch, dass ich dich genauso wenig kalt lasse wie du mich. Du weißt, wie leid es mir tut und dass ich das niemals getan hätte, wenn ich gewusst hätte, dass du es wirklich ernst mit mir meinst." Es war schon süß von ihm und ich glaubte ihm das ja auch alles, aber trotzdem war der Gedanke, dass er mit einer anderen geschlafen hatte, nicht gerade schön. „Samu..." Weiter kam ich gar nicht, da spürte ich seine Lippen auch schon auf meinen. Das war doch echt nicht zu fassen, er dachte echt, dass er sich alles erlauben konnte. Dieses Mal war ich stark genug um den Kuss zu unterbrechen. „Warum tust du das? Akzeptiere doch einfach meine Entscheidung. Das hast du dir alles selber zuzuschreiben."

Wütend wollte ich mich aus seinen Armen befreien, doch er hielt mich fest. „Lass mich jetzt los Samu!" sagte ich jetzt schon etwas lauter, sodass er mich tatsächlich gehen ließ und seufzte. Doch lange ließ er mich nicht in Ruhe. Gerade war ich fertig mit meinem Koffer, da drängte er mich gegen die Wand und verteilte feuchte Küsse an meinem Hals, meine absolute Schwachstelle. Ich wollte jetzt nicht schwach werden, aber es war schlicht unmöglich, aus der dieser Situation herauszukommen. „Du bist das beste, was mir je passiert ist Nea."hauchte mir Samu ins Ohr und küsste mich daraufhin auf den Mund.

Sind wir Freunde oder sind wir mehr?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt