Sind wir Freunde oder sind wir mehr?

Panik

Riku:
Als ich Samu's Anruf bekam dachte ich mir zuerst nichts Böses, aber als ich ihn dann so hörte, machte sich Panik in mir breit. „Samu? Bist du noch dran? Sag was!" Doch er antwortete mir nicht mehr. „Scheiße!" fluchte ich laut, sodass Lea gleich zu mir. „Was ist los?" „Ich muss zu Samu, er ist irgendwie gestürzt und konnte mir nicht mehr antworten." Noch bevor sie antworten konnte, rannte ich zum Auto und fuhr so schnell es ging zu Samu. Ich hatte ein bisschen Angst was mich gleich erwarten würde. Als ich angekommen war, riss ich die Autotür sofort auf, hatte dann aber ein Problem. Ich hatte kein Schlüssel für das Haus. Irgendwas musste ich mir ausdenken, wie ich da jetzt reinkam. Schnell lief ich zur Terrasse, schnappte mir den Besen und zerbrach damit die Glasschiebetür.

Irgendwie kam ich dann auch da durch geklettert und sah Samu auch schon direkt auf dem Boden liegen. Um sieben Kopf herum war do viel Blut, dass ich kaum hingucken konnte. „Samu! Hörst du mich? Bitte mach die Augen auf!" rief ich verzweifelt und haute ihn leicht ins Gesicht, aber anscheinend war er schon bewusstlos. Ich rief sofort einen Krankenwagen und hoffte, dass der schnell hier war.
Und Samu sagte mir noch immer, er hätte alles im Griff...Da waren doch bestimmt wieder Drogen im Spiel gewesen. Die Bestätigung dafür fand ich auch gleich. Auf dem Tisch lag noch eine kleines Tütchen, wo das Zeug wahrscheinlich drinnen gewesen war. Verdammt, als sein bester Freund hätte ich doch merken müssen, dass nicht alles gut war und er gar nichts mehr unter Kontrolle hatte.

Ich war so sauer auf mich selbst...Was war ich nur für ein schlechter Freund? Ich machte mir solche Sorgen um ihn. Dieser Anblick von ihm war alles andere als schön. Mittlerweile hatte ich schon ein Handtuch geholt um die Blutung an seinem Kopf wenigstens zu stoppen. „Alles wird gut Samu...Wir werden alle für dich da sein..." sagte ich, obwohl er mich ja gar nicht hören konnte. Und dann hörte ich auch schon die Sirenen. Kurz drauf stürmten ein paar Sanitäter rein und hockten sich sofort zu Samu runter. Es war alle so hektisch und ich bekam kaum wirklich etwas mit, da ich auch noch so unter Schock stand. Ich merkte nur, wie er dann auf einmal auf diese Liege gehoben wurde und zum Krankenwagen geschoben wurde.

„Kann ich mitfahren? Ich bin der beste Freund." „Ja klar, steigen Sie ein." Ich hatte so ein schlechtes Gewissen, ich war einfach nicht genug für ihn da gewesen...Vielleicht wäre das hier sonst gar nicht erst passiert. Ich wusste ja noch nicht mal was genau ihn jetzt wieder so sehr aus der Bahn geworfen hatte. Zwar war mir klar, dass es mit Linnea zu tun haben musste, aber da musste ja ein bestimmter Vorfall gewesen sein. Den ganzen Weg zum Krankenhaus dachte ich darüber nach. Ich war dann aber auch froh als wir endlich da waren. Samu wurde sofort zum Arzt gebracht, während ich auf dem Flur wartete. Es dauerte eine Weile, bis ich dann wieder zu ihm konnte. Er kam ganz langsam wieder zu Bewusstsein, worüber ich sehr froh war.

„Samu...hey..." „Riku? Wo bin ich?" fragte er schwach. „Im Krankenhaus, du bist gestürzt." Er schien zu überlegen und erinnerte sich dann glücklicherweise auch. „Achja..." Ich fragte ihn dann natürlich erstmal was genau passiert war und warum. Erst zögerte ein bisschen, erzählte mir dann aber davon. „Gestern nach eurer Hochzeit...,danke erstmal, dass du trotzdem gekommen bist..., da saß Nea auf einmal vor der Tür. Ich habe sie natürlich mit reingenommen und sie hatte schon gut was intus...Ich wollte das wirklich nicht ausnutzen, aber schon die kleinsten Berührungen haben sich so gut angefühlt...Lange Rede, kurzer Sinn, wir haben miteinander geschlafen. Morgens als ich aufgewacht bin, war sie aber schon wieder abgehauen und ich konnte sie auch nicht erreichen. Das hat so weh getan Riku..."

Ich nickte verständnisvoll und wartete geduldig bis er weiter redete. „Dann habe ich halt wieder zu dem Scheiß gegriffen und war wieder total drauf, hab mir Sachen eingebildet und wollte mich irgendwie währen und bin dabei gestolpert und dann auf die Tischkante gefallen..." Oh man, was machte er denn auch schon wieder für Sachen? „Ich habe mir echt Sorgen gemacht, ich dachte du nimmst nichts mehr. Bitte lass dir helfen, das hätte ganz schlimm ausgehen können. Ich habe mitbekommen, dass du glücklicherweise nur eine Gehirnerschütterung hast." Er nickte nur und guckt mich beschämt an. „Es tut mir leid...ich hätte mit dir reden müssen." „Nein, mir tut es leid, ich hätte mehr für dich da sein sollen...Ich war so beschäftigt mit den ganzen Hochzeitsvorbereitungen, dass ich dich total vernachlässigt habe."

„Aber das ging vor Riku. Eurer Hochzeit war wichtiger. Ihr hättet jetzt bestimmt auch bessere Dinge vor, als dass du hier bei mir rumhockst." Zwar hatten wir den Tag anders verplant, ja, aber das war mir gerade auch egal. Hauptsache ihm ging es erstmal gut. „Mach dir darum keine Sorgen. Ich gehe mal ganz kurz auf Toilette ja?" „Ja." Das nahm ich nur als Vorwahn um Linnea anzurufen. Die konnte ihm gerade am besten helfen, außerdem mussten die beiden unbedingt miteinander reden. Zuerst war sie nicht so überzeugt davon herzukommen, ich bekam sie dann aber doch noch dazu. Sonst wäre ich auch persönlich zu ihr gefahren und hätte sie mitgenommen.

Wieder im Zimmer, sah ich wie Samu tief in Gedanken verloren aus dem Fenster guckte und einfach nur traurig aussah. Aber wie sollte ich ihn helfen? Ich konnte auch nichts an der Situation ändern. Ich hoffe nur, dass es wenigstens eine kleine Hilfe war, dass ich Linnea angerufen hatte. „Willst du darüber reden?" fragte ich vorsichtig und setzte mich neben ihn. „Eher nicht, glaub ich..." „Du kannst es aber auch nicht immer alles in dich reinfressen. Du siehst doch wo das endet." Ich wollte wenigstens ein bisschen aus ihm herausquetschen. „Was soll ich dir denn sagen?  Mir ging es noch nie so schlecht wie jetzt nach der Trennung. Und ich weiß nicht, was ich noch tun soll, damit sie mir wieder vertraut und mit noch eine Chance gibt." Das war wirklich eine berechtigte Frage...