Verwirrung

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Samu:
Die letzten Monate waren ein ständiges Auf und ab. Die ersten paar Wochen, in denen sich Nea nicht einmal bei mir gemeldet hatte, waren einfach nur schrecklich. Ich hatte mir große Vorwürfe gemacht und hatte mich nur noch zuhause verkrümelt. Irgendwann brachten mich meine Jungs dann aber doch wieder dazu rauszugehen, etwas zu unternehmen und dann lernte ich auch relativ schnell Etel kennen. Wir hatten uns von Anfang an sehr gut verstanden, aber ich dachte mir nichts weiter dabei. Der Liebeskummer wegen Nea wurde zwar weniger, aber ganz weg ging er nicht. Erst als ich merkte, dass ich mich langsam begann in Etel zu verlieben, verschwand sie etwas aus meinem Kopf.

Ich ließ mich immer mehr auf sie ein, weil ich nach dieser längeren Zeit einfach die Hoffnung mit Nea aufgegeben hatte. Zwar war es schwer, weil sie mir einfach fehlte, auch als Freundin. Wir waren immer unzertrennlich und dann 2 Monate gar keinen Kontakt. Ich hatte Etel ganz ehrlich davon erzählt und trotzdem ließ sie das mit uns zu. Doch als sich Nea genau an dem Tag bei mir meldete, an dem ich mit Etel zusammen kam, war ich mehr als verwirrt. Es schmiss mich total aus der Bahn. Natürlich kamen da gewisse Gefühle zurück, aber das verdrängte ich. Da wir wieder öfters miteinander schrieben, machte ich mir Hoffnungen, dass wir zumindest wieder Freunde sein könnten. Von meiner neuen Beziehung erzählt ich ihr jedoch nicht. Ich wusste nicht wie und hatte auch ein wenig Angst vor ihrer Reaktion.

Als ich sie dann heute mit Lea im Park sah, fühlte ich mich mehr als schlecht. Sie hätte das alles ganz anders erfahren sollen. Vor allem als ich sah, dass sie geweint hatte, plagten mich die Schuldgefühle. Sie hatte uns doch noch nicht aufgegeben. Für mich war es unglaublich schwer das von ihr zu hören, da ich wirklich nicht wieder schwach werden wollte. Wenn ich das gewusst hätte, hätte ich mich bestimmt nicht auf eine andere Frau eingelassen. Jetzt konnte ich es aber nicht mehr ändern, ich war glücklich mit Etel zusammen und das sollte auch so bleiben. Ich war auch nicht mehr der Jüngste und wollte so langsam wirklich mal die Richtige an meiner Seite haben. Ob das mit Nea und mir so gut funktioniert hätte bezweifelte ich irgendwie, auch wenn sie mich immer noch nicht kalt ließ.

Ich war total froh, dass sie trotz meiner Beziehung und meinen ganzen Fehlern nichts gegen eine Freundschaft hatte. Das war mir wirklich wichtig, da ich noch nie so eine gute Freundin wie sie hatte und die letzten Monate wirklich komisch ohne sie waren. Wahrscheinlich würden wir jetzt nicht mehr jede freie Minute miteinander verbringen, wie vor dem Urlaub, aber die Hauptsache war, dass ich sie wieder hatte.
„Lass uns morgen etwas zusammen machen." sagte ich zu Nea, um ihr zu zeigen, dass ich sie wirklich vermisst hatte und unbedingt wieder mehr mit ihr machen wollte. „Gerne." kam es nur knapp von ihr. Ich merkte, dass sie ziemlich traurig war und das schon wieder wegen mir. „Ich habe dich echt vermisst Nea."

Ich zog sie wieder zu mir und umarmte sie fest, während sie wieder anfing zu weinen, was mir auch direkt die Tränen in die Augen trieb. „Ich dich auch...es tut mir so leid, dass ich mich so lange nicht gemeldet habe..." „Das muss dir nicht leid tun, wir beide haben irgendwie Fehler gemacht. Wichtig ist, dass wir uns jetzt wieder haben oder?" Sie nickte leicht und krallte sich noch fester an mich. „Was hältst du davon, wenn wir morgen eine Bootstour machen?" Ich wollte einfach nur so schnell wie möglich aus dieser traurigen Stimmung heraus kommen. „Hört sich super an." Endlich lächelte sie mich mal wieder ehrlich an, wie sehr ich das vermisst hatte. „Ich freue mich wirklich darauf." sagte ich bis über beide Ohren grinsend und nahm sie noch mal in den Arm. „Ich mich auch."

Da ich sah, wie ungeduldig meine Freundin schon auf mich wartete und wie schlecht Lea mit ihr klarkam, gingen wir wieder zurück zu ihnen. „Dann bis morgen." sagte ich fröhlich. Daraufhin umarmten wir uns ein weiteres Mal zur Verabschiedung. „Bis morgen Samu."
Als sie mit Lea weiterlief, schaute ich ihr noch eine Weile lächelnd hinterher. Ich war einfach total erleichtert, dass wir wieder auf einem guten Weg waren. Da Etel gar nicht wusste was gerade los war, erzählt ich ihr, dass das Nea war und auch worüber wir geredet hatten. Sie freute sich zwar für mich, aber ich bemerkte auch die Eifersucht in ihren Augen. Ich konnte es ja nachvollziehen, aber sie musste mir bei der Sache vertrauen.

Etel und ich genossen das schöne Wetter noch ein bisschen im Park, bis es dann irgendwann langsam frischer wurde und wir zu mir nachhause fuhren. Irgendwie war ich den ganzen Abend abwesend und war in Gedanken bei Nea, auch wenn ich das eigentlich nicht wollte. Ich sollte glücklich mit meiner Freundin sein, aber nein da warf mich Nea schon wieder so aus der Bahn. Ich musste das ganz schnell wieder unter Kontrolle bekommen. „Worüber denkst du nach?" fragte mich Etel plötzlich, als wir im Bett lagen und Fernsehen guckten. „Ach nichts besonderes." log ich, da ich ihr ja schlecht erzählen konnte, dass ich gerade nur noch an Nea denken konnte. „Und das soll ich dir jetzt glauben?" Na super, jetzt kaufte sie mir das noch nichtmal ab... „Du kannst mir wirklich glauben ok? Alles ist gut." Daraufhin küsste ich sie zärtlich, ließ das aber auch nicht ausarten. Heute war ich absolut nicht in der Stimmung.

Der Abend verging schleppend und ich wollte irgendwann nur noch schlafen, doch Etel hatte da ganz andere Pläne. Sie zog mir mein Shirt über den Kopf und verteilte Küsse auf meinem Oberkörper. Ich konnte das gerade aber einfach nicht. „Ich bin müde Engel...wollen wir nicht schlafen?" fragte ich und gähnte um es realistischer aussehen zu lassen. „Also ich bin gerade überhaupt nicht müde. Was ist denn los mit dir?" Sie wurde schon etwas skeptisch, hörte aber nicht auf mit ihren Zärtlichkeiten. Obwohl ich es schon irgendwie genoss, wollte ich wirklich lieber schlafen. „Es ist nichts los..." Mir fiel keine Ausrede mehr ein. „Ist es wegen dieser Linnea? Hast du doch noch Gefühle für sie?" fragte sie mich überhaupt nicht sauer, sondern eher ziemlich traurig. „Nein habe ich nicht, ich liebe dich, das weißt du doch. Wie gesagt, ich bin einfach müde." „Ich liebe dich auch..." Begeistert hörte sie sich nicht an, aber wenigstens akzeptierte sie jetzt, dass ich keine Lust hatte, sodass wir kurz drauf beide einschliefen.

Sind wir Freunde oder sind wir mehr?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt