Kapitel 2

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Kapitel 2

Sephiroth führte Sezuna hinaus in den Hof seines Schlosses, wo sie bereits eine viel zu große Kutsche erwartete, die von geflügelten Pferden gezogen wurde. Diese Tapis waren friedliebende Tiere und sehr intelligent. Sie waren auf ihrer Welt überall zu finden und wurden gern als Zugtiere für Fortbewegungsmittel genutzt.

Allerdings fragte sich Sezuna, warum ein Engel eine Kutsche brauchte. Er konnte immerhin selbst fliegen. Trotzdem führte Sephiroth sie in Richtung ihre Richtung und eine junge Frau in einem Smoking öffnete ihr die Tür.

Ein weiblicher Butler?

Sephiroth ließ Sezuna als erstes einsteigen, bevor er folgte. Die weißen Flügel mit dem schönen, roten Glitzer dabei eng an seinen Rücken gelegt. Doch als er ebenfalls in der Kutsche war, entfaltete er sie wieder ein Stück und ließ sich auf die Sitzbank nieder, die Sezunas gegenüberstand. Das Innere war groß genug, dass er seine Flügel zumindest ein wenig entfalten konnte und für Sezuna war das gut, denn sie litt unter Klaustrophobie. Was auch der Grund war, warum sie unruhig dasaß und ihre Hände im Schoß aneinander rieb.

Es war nicht nur die Enge der Kutsche, sondern auch Sephiroths violetter Blick, der direkt auf ihr lag, was sie nervös machte.

Er hob erneut die Hand und strich ihr sanft eine Strähne aus der Stirn. „Du brauchst keine Angst zu haben, ich werde dir nichts tun", versicherte er ihr. „Ich habe nur vor, dir etwas zu zeigen."

„Das ist es nicht", murmelte Sezuna noch immer unruhig. „Oder vielleicht doch, aber nicht nur", korrigierte sie sich selbst, denn sie konnte nicht leugnen, dass sie Angst hatte. Obwohl sie eine Vampirin war, war sie noch recht jung und unerfahren. Doch Sephiroth strahlte Macht aus und das ließ sie in seiner Gegenwart vorsichtig werden, fast eingeschüchtert. Zudem kannte sie die Gerüchte, dass Engel Gefühle spüren konnten. Sollte das so sein und sie würde ihn anlügen, würde sie nur dafür sorgen, dass er böse auf sie wurde. Und das wollte sie nicht. Immerhin war sie erst am Anfang ihres Vertrages und wusste noch nicht genau, was sie sich leisten konnte und was nicht.

Belustigt verzogen sich die Lippen des Engels. „Interessant", gab er von sich, als hätte er gerade etwas wirklich Unglaubliches erfahren. Sezuna konnte diese Reaktion nicht nachvollziehen, also schwieg sie.

Mit einem sanften Ruckeln setzte sich die Kutsche in Bewegung und wurde immer schneller. Sezunas Magen begann nervös zu kribbeln, als sie spürte, wie sie plötzlich von Boden abhoben.

Panik durchzuckte sie und ihre Finger krallten sich in den Stoff ihres Kleides, während ihr Atem schneller ging. Eine fliegende Kutsche. Wer hatte sich das nur ausgedacht. Als wäre ihre Raumangst nicht schon schlimm genug, jetzt waren sie auch noch vom Boden abgehoben! Zum Glück musste sie es nicht sehen. Dennoch spürte sie den Unterschied im Luftdruck und das ließ bei ihr kalten Schweiß ausbrechen.

Sie war so vertieft darin ihre Angst unter Kontrolle zu bringen, dass sie den Blick des Engels gar nicht wahrnahm.

Nachdenklich musterte Sephiroth sie, bevor er seinen Flügel ausstreckte und mit der Spitze seiner Feder sanft ihren Arm berührte.

Sezuna zuckte zusammen und riss die Augen auf, die sie direkt auf die Flügel richtete. Dort, wo er sie berührte ging eine sanfte Wärme aus und ihr Körper begann sich zu beruhigen. Als hätte sie ein Mittel geschluckt. Sie spürte die Zauber, die er wohl um sie herum webte. Ein Beruhigungszauber.

Eigentlich musste diese Macht ihr Angst machen, doch im Moment war sie einfach nur froh darüber, denn ihre Angst ließ immer mehr nach und die verkrampften Muskeln begannen sich langsam wieder zu entspannen. Dennoch spürte Sezuna im Inneren eine gewisse Angst, da sie begann sich zu fragen, wie weit seine Manipulationskünste gingen. Wenn er ihre Gefühle so schnell manipulieren konnte, wie konnte sie dann wissen, ob es ihre eigenen Gefühle waren, die sie spürte?

„Du bist eine eigenartige Persönlichkeit", kommentierte Sephiroth und Sezuna wusste nicht, ob sie von dieser neugierig hervorgebrachten Aussage beleidigt sein sollte oder nicht.

Eigenartig musste immerhin nicht gleich schlecht sein.

Da sie nichts darauf erwiderte, verstummten beide und so verlief die Reise ruhig. Nur durchbrochen durch ihre Atmung und manchmal den Wind, der draußen rauschte.

Wie schnell sie wohl unterwegs waren?

Das Gefühl in Sezunas Magen sagte ihr, dass sie langsam wieder zum Landeanflug ansetzten und auch der Druck auf ihre Ohren nahm zu. Da sie allerdings als Vampir selbst Flügel besaß, wusste sie, wie sie ihre Reaktion auf diesen Druck kontrollieren konnte.

Schließlich hielten sie und kurz darauf öffnete eine Frau die Kutschentür. Sie trug die Kleidung eines Kutschers und das lange, grüne Haar wehte offen im Wind.

„Wir sind angekommen", verkündete sie und zog sich dann von der geöffneten Tür zurück.

Sephiroth schüttelte ein wenig den Kopf und stieg aus, bevor er Sezuna eine Hand reichte, um diese hinauszuführen.

Etwas, was Sezuna schon vorher aufgefallen war. Sephiroth war ein Gentleman und schien Frauen gegenüber, egal in welcher Position diese sich befanden, immer einen gewissen Respekt an den Tag zu legen. Das beruhigte Sezuna sehr, denn das hieß, dass er wahrscheinlich auch nicht einfach so über sie herfallen würde.

„Yui. Ich werde dir nicht den Kopf abreisen, nur weil du sie anziehend findest und anfassen willst", erklärte der Engel leise an die Grünhaarige gewandt, die sofort ihren Körper von Sezuna und ihm wegdrehte. Wahrscheinlich um zu verstecken, wie sie rot anlief. Zumindest vermutete Sezuna das nach so einer Ansage.

Sezuna wusste nicht so ganz, wie sie mit der Situation umgehen sollte und entschied sich einfach zu schweigen, während Sephiroth sie weiterführte. Dabei achtete sie auf ihre Umgebung und stellte fest, dass sie sich einer riesigen Mauer näherten. Außerdem konnte sie Schreie hören, welche ihr die Nackenhaare aufstellten. Schlimmer wurde es, als ihr klar wurde, dass sie sich darauf zubewegten.

Sephiroth beugte sich zu ihrem Ohr und Sezuna spürte seinen warmen Atem an diesen. „Das wäre auch mit dir geschehen, wenn du nicht auf mich sondern einen anderen Engel getroffen wärst", flüsterte er und zog sich dann wieder zurück.

Sezuna durchlief ein Schauer. Das war nicht sein Ernst, oder? Er nahm sie doch nicht wirklich mit auf eine Sklavenauktion. Machte er das nur, um ihr zu zeigen, wie viel besser sie es bei ihm mit ihrem Vertrag hatte? Hundert Jahre für ihn arbeiten, statt ein Leben lang versklavt zu werden, wie die armen Wesen, die hier gefangen gehalten wurden?

Sie traten zusammen auf das große Tor zu, das von zwei Engeln bewacht wurde. Als diese Sezuna bemerkten, schienen sie skeptisch, entspannten sich aber, als ihr Blick auf Sephiroth fiel. Das verdeutlichte der jungen Frau, dass Sephiroth wohl wirklich eine hohe Position begleitete.

Sie schluckte und versuchte sich nicht an seinem Arm festzukrallen, als sie ängstlich mit ihm zusammen durch das Tor trat und die Hölle auf Erden zu betreten schien.

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Was er hier wohl will? Ich bin ja gespannt auf eure Meinungen zu dem Kapitel und ob ihr eine Idee habt, was Sephiroth hier sucht.

EngelsliebeTahanan ng mga kuwento. Tumuklas ngayon