Kapitel 19

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Kapitel 19

Sezuna konnte es nicht fassen, dass sie als Ausrede missbraucht werden sollte, weshalb sie Sephiroth auch noch immer anstarrte, als sich die Tür öffnete und Lilith hereinkam. Ihre grünen, pupillenlosen Augen huschten über die Umgebung und hielten schließlich bei Sezunas Flügel an.

In der Hand hielt sie eine kleine Schale mit einer Kräutercreme, die ihren angenehmen Geruch im Zimmer verteilte. „Ich möchte deine Flügel noch einmal behandeln", erklärte Lilith mit ihrer leisen, geisterhaften Stimme und Sezuna versteifte sich ein wenig.

„Ist das nötig?", fragte sie, weil sie gerade froh war, dass die Schmerzen soweit abgeklungen waren, dass sie sich etwas ausruhen konnte. Sezunas Blick war dabei erst auf Lilith gerichtet, ging dann aber zu Sephiroth über, der seufzte.

„Stell die Schale ab, ich werde mich später darum kümmern", erklärte er und deutete auf den Tisch.

Lilith nickte langsam und trat auf den Tisch zu. „Am besten wirkt es, wenn der gesamte Oberkörper damit eingerieben wird", erklärte sie leise und schielte zu Sephiroth, ehe sie die Schale auf den Tisch stellte und Sephiroth ein Nicken schenkte, das ein wenig wie eine leichte Verbeugung wirkte.

Auf Sephiroths Lippen legte sich ein leichtes Lächeln, während er selbst ein Glas Wein an seine Lippen führte. Ihr den Oberkörper einzureiben war sicherlich eine interessante Aufgabe. Ob sie sich sträuben würde?

So misstrauisch wie sie ihn ansah, konnte er sich das gut vorstellen. „Trink dein Blut aus, damit ich dich einreiben kann. Wenn du dich dann noch ein paar Stunden ausruhst, gehe ich vielleicht sogar mit dir heute Abend raus den Sternenschauer anschauen", erklärte Sephiroth, was Sezuna fragend den Kopf schieflegen ließ. Dann verengte sie die Augen.

„Erpressung?", fragte sie, was Sephiroth schmunzeln ließ.

„Und? Funktioniert es?", wollte er belustigt wissen, während er zusah, wie Sezuna das Glas Blut leerte und abstellte.

„Ich liebe den Sternenschauer", grummelte Sezuna wenig erfreut darüber, dass es ihr so schwer fiel diese Erpressung zu umgehen. Aber sie wollte den Sternenschauer wirklich sehen. Auch wenn sie davon ausgegangen war, dass man diesen hier in der Gegend gar nicht sehen konnte.

Sephiroth griff nach der Schüssel mit der Creme und trat auf Sezuna zu. Sein violetter Blick lag von oben abwartend auf ihr und die junge Frau fragte sich, was er eigentlich wollte. Sie richtete ihre goldenen Augen zu ihm nach oben und ein schiefes Grinsen erschien auf seinen Lippen. „Ziehst du dein Oberteil aus, oder soll ich?", fragte er und Sezuna wurde rot um die Nase.

Sie trug ein Oberteil, das wohl von Engeln genutzt wurde. Es war am Hals gebunden, so dass der Rücken mit dem Flügel frei lag. Außerdem gab es unter den Flügel so etwas wie kleine Knöpfe, mit denen das Oberteil hielt.

Alles in allem war es gemütlich und störte ihre Flügel nicht. Was gut war, denn selbst Stoff auf der Flügelhaut löste bei ihr noch immer Schmerzen aus.

Dennoch gab es ein Problem. Sie musste die Knöpfe am Rücken öffnen und dazu musste sie die Flügel heben und mit den Händen hinter sich greifen. Im Grunde kein Problem, doch die Wahrscheinlichkeit, dass sie ihre Flügel streifen würde, war groß.

Sezuna biss die Zähne zusammen und versuchte mit den Fingern die Knöpfe zu erreichen ohne ihre Flügel zu berühren. Das funktionierte nicht ganz und sie zuckte vor Schmerzen zusammen. Einen Moment hielt sie einfach wie sie war inne und versuchte gegen den Schmerz anzuatmen, bevor sie versuchte langsam die Flügel aus dem Weg zu hoben. Ohne Erfolg und erneut zuckten Schmerzen durch ihren Körper.

Wie eine Puppe ließ sie die Arme hängen. „Ich kann nicht", erklärte sie niedergeschlagen und überhaupt nicht zufrieden mit der Situation.

Sephiroth spürte zwar ihre Verärgerung, musste jedoch grinsen. „Das dachte ich mir fast", erklärte er, als hätte er das geplant, was bei Sezuna dafür sorgte, dass sie ein wenig die Lippen verzog. Dennoch drehte sie sich ihm zu, damit er an die Knöpfe kommen konnte, ohne die Flügel zu berühren. Flügel, die er gleich einreiben würde. Bei der Vorstellung lief ihr ein Schauer über den Rücken.

EngelsliebeWhere stories live. Discover now