Kapitel 51

2.4K 134 5
                                    


"Vorsichtig", flüsterte Sezuna, die irgendwie versuchte, Eves Flügel zu halten, damit diese nicht durch den Schutt in den Tunneln schleiften.

Die junge Frau hing auf Sephiroths Rücken, da sie kaum noch ansprechbar war. Sie hoffte sehr, dass sie es irgendwie geschafft hatten, ohne großartige Spuren zu hinterlassen.

In der Dunkelheit war es schwierig das zu begutachten, weshalb sie nun Angst hatte, dass eine Blutspur die Wächter zu den Tunneln und auf ihren Weg führte.

Daher beeilten sie sich auch, um zurückzukehren. Dort würde man sie erwarten. Lilith und Yui würden bereitstehen, um die Verwundeten zu versorgen und dann könnten sie Eve hoffentlich in Sicherheit bringen.

Sephiroth fluchte leise und hielt plötzlich an, was Sezuna unsicher werden ließ und sie lugte an ihm vorbei. "Was ist los?", wollte sie wissen, konnte jedoch nicht viel erkennen.

"Wir sind falsch", gab der Engel widerwillig zu.

"Was?", quietschte Sezuna entsetzt und starrte auf die Karte.

Sephiroth zeigte auf diese. "Laut der Karte sollte hier ein Gang sein", erklärte er.

Der Rückweg war nicht mit dem Weg hin gleich, da sie an einer anderen Stelle hinausgelangen wollten. Doch wie es schien, mussten sie einen Umweg nehmen.

"Vielleicht wieder ein Zauber, der einen Weg verbirgt?", fragte die Rothaarige und tastete die Wand ab, konnte aber weder einen Zauber noch einen Mechanismus finden.

In dieser Zeit suchte Sephiroth nach einem weiteren Weg, um an das Ziel zu gelangen, als es im Gang seltsame Geräusche gab.

Beide erstarrten in ihren Bewegungen und lauschten. Es klang, als würde etwas über den Boden kriechen. Ein Tier oder doch schlimmer?

"Dafür haben wir keine Zeit", bemerkte der Engel und deutete auf einen anderen Weg. "Er ist zwar länger, aber wir sollten weiter."

Sezuna besah sich die Karte nur flüchtig, bevor sie nickte. "Ich vertraue dir", gestand sie und überließ ihm somit die Führung. Die Sorge um ihre Schwester und die Angst davor, gefangengenommen zu werden, war einfach zu groß.

So viel Druck war Sezuna nicht gewohnt und sie hatte das Gefühl, darunter erdrückt zu werden.

Nur dank Sephiroth war sie in der Lage, durchzuhalten.

Sie folgte ihm stumm und achtete dabei weiterhin auf Eve. Ihr Zustand wurde schlechter, doch da sie zur Hälfte Engel und auch Vampir war, würde sie es überleben. Sie würde zwar Schmerzen haben, doch sie würde es überleben.

Es fühlte sich wie eine Ewigkeit an, in der sie durch die Tunnel liefen. Sezuna hatte schon längst die Orientierung verloren und die ganzen Geräusche, die sie wahrnahm, sorgten für Panik. Allerdings kamen die Stimmen, Schritte und das Krachen nicht aus den Tunneln. Scheinbar war der Krieg losgebrochen und das genau über ihnen.

Sie liefen weiter und weiter und irgendwann waren die Geräusche weg. Das sorgte bei Sezuna jedoch nicht unbedingt für innere Ruhe. Im Gegenteil. Sie wurde noch angespannter. Als wäre es die Ruhe vor dem Sturm.

Schließlich wurde Sephiroth langsamer und vorsichtiger. "Wir sind gleich da", flüsterte er und Sezuna spannte sich an. Jetzt war es wichtig herauszufinden, ob der Ausgang sicher war. Lilith und Yui sollten diesen zwar schützen, doch niemand konnte sagen, ob es ihnen gelungen war.

Der Ausgang lag in einer Taverne auf dem Reich der Engel.

Hinter einem Schrank im Keller. Eigentlich sehr praktisch, doch es hatte Sephiroth schockiert, das herauszufinden, bis Raphael gemeint hatte, dass er diesen Gang kannte. Über diesen hatte er sich immer mit Shioni getroffen. Das machte es für Sezuna noch bedeutungsvoller.

Eigentlich waren sie hier in Sicherheit, doch was, wenn der Krieg bis hierher vorgedrungen war? Wenn die Taverne belagert wurde?

Ganz vorsichtig schon Sephiroth die Mauer zur Seite und blickte zuerst auf die Rückseite des Schrankes. Er ging nicht weiter und lauschte.

Alles war still, was ihn leise seufzen ließ. Er deutete Sezuna an, dass sie gehen sollte. Er trug Eve und mit ihr war er leichter angreifbar, obwohl es ihm nicht gefiel, dass Sezuna zuerst ging. Er wollte sie beschützen, wusste aber, dass es keine andere Wahl gab.

Ganz langsam begann Sezuna den Schrank zu bewegen und hörte dabei, wie sich jemand bewegte. Das ließ sie vorsichtiger werden, doch als sie einen Spalt zum Durchsehen hatte, bemerkte sie die grünen Haare von Yui, was sie leise seufzen ließ.

"Es ist alles in Ordnung", meinte sie an Sephiroth gewandt, der sich ebenfalls entspannte und nickte. Die Tunnel waren seltsam, denn er spürte die Gefühle nicht mehr so, wie er es sollte.

Als auch Yui bemerkte, wer da kam, half sie Sezuna sofort, den Schrank zur Seite zu räumen, damit beide leichter aus den Tunneln konnten.

Sezuna ging zuerst und stellte erleichtert fest, dass Lilith anwesend war.

Sie würde Eve sicherlich helfen konnten.

Sephiroth trat hinter Sezuna heraus und legte die junge Engelsfrau auf den Boden. Sofort war Lilith an ihrer Seite und bereit dazu, ihr zu helfen. Sie ließ ihre grünlich schimmernden Hände über ihren Körper wandern und untersuchte so, was genau ihr fehlte.

"Sie braucht Wasser und Nahrung", meinte Lilith mit ihrer geisterhaften Stimme. "Ihr Körper ist sehr geschwächt. Ansonsten finde ich keine wirklichen Verletzungen. Nur ihre Augen", informierte die Weißhaarige in ruhigem Ton. Diesen nutzte sie immer, wenn es um Patienten ging. Sie wusste, dass gerade bei Engeln Gefühle sehr vorsichtig eingesetzt werden mussten. Sie konnten sehr großen Schaden anrichten.

"Sie war lange im Kerker", flüsterte Sezuna. "Eve reagiert sehr stark auf negative Gefühle. Daran kann ihre Verfassung liegen."

"Wir kümmern uns um sie", versprach Lilith, die bereits damit begann, ihre Augen zu heilen. Es würde einige Zeit in Anspruch nehmen, doch Sezuna und Sephiroth wurden auf dem Schlachtfeld gebraucht. Yui würde hier bleiben und Lilith und Eve schützen. Dennoch gab sie den beiden einen kurzen Abriss von dem, was geschehen war.

Die Vampire hatten mitbekommen, dass die Engel sich sammelten und waren zum Angriff vorgerückt. Es war zu einigen kleineren Scharmützeln gekommen, doch bisher nichts Ernstes.

Es fiel Sezuna unglaublich schwer Eve zurückzulassen, doch etwas anderes konnte sie nicht tun. Sie wurde gebraucht. Auch Sephiroth konnte nicht hierbleiben und so verließen beide die Taverne, um sich umzusehen und herauszufinden, wie es wirklich stand.

EngelsliebeWhere stories live. Discover now