X. χαμένος

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Ich renne weg, bis meine Kräfte schwinden.

Sie schmiss ihren Lieblingspullover in den schwarzen Rucksack. Das Geräusch eines Reißverschlusses erfüllte den Raum.

Geschafft schaute sie in den Spiegel. Ihre Gesichtszüge waren abgehetzt. Sie hatte sich ihren dicken, schwarzen Pulli unter ihre beiden Jacken gezogen, denn der Herbst hatte bereits den Sommer abgelöst.

In ihre eine Jackentasche hatte die das komplette Geld, was sie finden konnte, gestopft. In die andere Seite Zeug, das ihr vielleicht später noch von Nutzen sein könnte.

Ihre Hände griffen ihr Gesicht ab, Kälte empfing sie. Sie würde keinen Rückzug machen, nicht heute. Es war genug.
Entschlossen riss sie also den Rucksack vom Bett und schnallte ihn um.

Die Tür knallte hinter ihr laut ins Schloss und ihre Stiefel hallten den Hausflur die Treppe hinunter.
Warme Herbstluft hüllte ihr Gesicht ein.

Im Prinzip war es egal in welche Richtung sie lief, solange es weit weg von diesem Haus war. Also machte sie sich auf zum Bahnhof, Züge und Busse würden sie am schnellsten vergessen lassen, wer sie war und woher sie kam.

Sie konnte den weg schon im Schlaf laufen, so oft musste sie diesen jeden Morgen gehen, weil die Schule eine der vielen, unnötigen Pflichtveranstaltungen war.

Als sie das nächste Mal aus der Tür stieg, da rannte sie los, sie rannte, bis ihre Lungen Feuer fingen. Sie rannte und strahlte dabei heller als es die Sonne je hätte können.

Freiheit war für die immer nur ein Wort gewesen dessen Bedeutung wohl für immer unerkundet bleiben würde. Doch jetzt konnte sie sie schmecken. Und sie hinterließ einen wunderbaren Geschmack auf der Zunge

Die Blätter knirschten unter ihr und tanzten mit ihren schnellen Füßen Tango. Die Luft streichelte ihre Haut und die Sonne küsste ihre Lippen.

Endlich fühle sie sich vollkommen. Angekommen und richtig. Sie war da, wo sie schon immer hingehört. Weg von Pflichten und weg von allem, was sie, an einen Stein gebunden, ins Wasser stieß.

Sie würde endlich wissen wie es ist, zu leben. Das Leben in seiner reinsten Form zu fühlen.

Und für diesem Moment, so dachte sie, hatte es sich gelohnt zu leben, den Schmerz zu ertragen.

Advent, Advent, die Seele brenntWhere stories live. Discover now