Fakt 80: Kuchisake-Onna

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Die Kuchisake-Onna - die "Frau mit dem gespaltenen/zerrissenem/aufgeschlitztem Mund - war der Legende nach eine sehr schöne, großgewachsene Frau mit wallenden, schwarzen Haaren. Sie soll in der Heian-Zeit (794 - 1192) gelebt haben und war mit einem jähzornigen, misstrauischen Samurai (in manchen Geschichten mit einem Ninja) verheiratet.

Ihr Ehemann verlor dann eines Nachts den Verstand und schlitzte ihr Gesicht auf - von den Mundwinkeln bis zu den Ohren. Dann sagte er, dass er jetzt sehen wolle, wer sie noch schön finden würde.

Nun streift sie Nachts weinend durch die Straßen, versteckt ihren zerschnittenen Mund hinter einem Fächer, dem Ärmel ihres Kimonos oder einem Mundschutz, den man in Japan häufig zu Erklältungs-und Grippezeiten trägt. In manchen Erzählungen läuft sie mit Lichtgeschwindigkeit, in anderen schwebt sie.

Wenn du ihr begegnest, fragt sie dich: "Watashi kirei?" oder "Kirei desu?" ("Findest du mich hübsch?). Die Antwort ist normalerweise "Ja", da sie die Menschen mit ihrer überirdischen Schönheit verzaubert.

Sobald sie jedoch ihr ganzes  enstelltes Gesicht  zeigt, wechselt die Stimmung in Entsetzen. Dann fragt sie: "Kore demo?" ("Findest du mich immer noch hübsch?). Lautet die Antwort erneut "Ja", so lässt sie einen vielleicht gehen. Solltest du weglaufen oder etwas anderes als "Ja" antworten, wird sie dich mit einer Sichel oder Schere, je nach Version, verfolgen und rufen: "Ich werde dir dasselbe antun, das mir angetan wurde!"

Du kannst ihr nicht entkommen, sie taucht immer wieder vor dir auf und du wirst von Ohr zu Ohr aufgeschlitzt und danach getötet. Kinder (diese spricht sie bevorzugt an) soll sie in zwei Hälften schneiden oder grausam zu Tode quälen. Frauen oder Mädchen, die auf diese Weise sterben, kommen selbst als Kuchisake-Onna zurück.

Sie war schon in der Edo-Zeit auf Bildrollen über Yokai und Dämonen zu sehen und an manchen verschneiten Nächten erschien sie in Ome (Tokyo), in der frühen Showa-Aera. Von 1979 bis zu den frühen 80ern gab es viele Berichte von Leuten, die die Kuchisake-Onna gesehen haben wollen. Die Kuchisake-Onna der 70er und 80er griff nur Kinder an, egal ob die Antwort auf ihre zweite Frage "Ja" oder "Nein" war. In den 70er Jahren fand man eine Frau tot auf. Sie wurde dabei gesehen, wie sie kleinen Kindern nachgerannt ist, als sie plötzlich von einem Auto erwischt wurde. Der Mund der Leiche war von Ohr zu Ohr aufgeschlitzt.

Eine moderne Variante der Kuchisake-Onna Legende geht wie folgt: Eine Frau mit einem langen roten Mantel, einer Maske und hüftlangen Haaren überrascht ein Kind, indem sie hinter einer Telefonzelle oder einem Strommast hervortritt und ihre Frage "Watashi kirei?" stellt. Das Kind antwortete, daraufhin nimmt die Frau ihre Maske ab und präsentiert ihr deformiertes Gesicht. Das Kind versucht zu flüchten, wird von der Kuchisake-Onna eingeholt und von Ohr zu Ohr mit einer Sichel, einer Schere oder einem Messer aufgeschlitzt.

Die Kuchisake-Onna wird fast immer als Opfer eines Verbrechens dargestellt, das sie verunstaltete. Als mögliche Ursache gelten:
- Misslungene Atemwegsoperation
- Plastische Chirurgie (aufgedrängt von ihrem Mann, der sie danach verlassen und ihr Kind mitgenommen hat)
- Autounfall
- Umweltverschmutzung, Atomstrahlung (gaben ihr sieben Zehen an jedem Fuß, deshalb kann sie so schnell laufen)
- Vergewaltigung durch eine Motorradgäng (sie blieb völlig irre zurück, sie schlitzte ihren Mund auf oder sie tat es selbst, nachdem sie übergeschnappt war)

In anderen Versionen ist sie ein Patient, der aus einer Anstalt für psychisch kranke Menschen ausgebrochen ist und sich das Gesicht selbst zerschnitten hat. Und in manchen Versionen glaubt man, dass sie eine jüngere Schwester hat, die sie abgeschoben hat.

Um ihr zu entkommen, muss man ihre Schwäche erkennen. Man muss allerdings schnell genug herausfinden, welche Schwäche die richtige ist. Zu ihren Schwächen gehören:
- Früchte
- Süßigkeiten/Bonbons (die sie sehr liebt, aber nicht essen kann und deshalb deprimiert aufgibt und weggeht)
- Pomade (ein duftendes Haartonikum; die Biker, die sie vergewaltigten / der Doktor, der ihr Gesicht ruinierte, roch(en) danach)
- Sie hat Schwierigkeiten jemanden mit der Blutgruppe O zu fangen (im modernen Japan glaubt man, dass die Blutgruppe und das Sternzeichen sehr viel mit Glück zu tun haben)
- Sie kann keine Treppen benutzen
- Sie greift niemanden an, der ihr Pflaster oder Bandagen anbietet
- Wenn du ihr gegenübertrittst und dreimal laut "ninniku" (Knoblauch) rufst, das Zeichen für Hund (inu) auf deine Hand schreibst, es ihr zeigst und dann schreist, greift sie nicht an
- Wenn du auf ihre zweite Frage mit "Geht so" antwortest, gibt sie verwirrt auf, so der Glaube mancher Leute

Viele Schulkinder verbreiten die Geschichte der Kuchisake-Onna. Dies führte zu großer Angst in manchen Dörfern und Städten. Es wurden mehr Polizisten auf die Straßen beordert und Lehrer wurden angewiesen, die Kinder auf dem Heimweg zu begleiten.

Die Legende kam vor nicht allzu langer Zeit via Internet nach Korea. Auch in Malaysia und Europa gibt es "Smiley Gangs", eine Gruppe junger Männer, die einer Frau, zwei Möglichkeiten geben: Vergewaltigung oder Lächeln. Die Frau antwortet natürlich "Lächeln". Daraufhin schnitten sie ihr Gesicht von Ohr zu Ohr auf. Diese Entstellung wird auch "Glasgow grin" oder "Chelsea smile" genannt, da dieses Phänomen besonders in Glasgow (Schottland) und Chelsea (London) auftrat.

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