Alvins teuflischer Plan (I)

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 Es war ein schöner sonniger Tag und wir trainierten an meiner Fluggeschwindigkeit. „Ja, weiter mein Freund. Das ist super Kumpel. Mach schon Ohnezahn!", feuerte mich mein Freund an. Geschickt wich ich einigen Bäumen aus, flog an den Klippen vorbei in Richtung Arena. Ich sah die Drachenakademie schon hinter den Felsen auftauchen. „Los jetzt! Wir schaffen es", motivierte mich mein Reiter zu einem Endspurt. „Auf jeden Fall", stimmte ich ihm zu. Ich legte meine Flügel an und flog durch das Tor. Dann landete ich sanft und ließ Hicks absteigen. Dieser bedankte sich, in dem er meinen Kopf kraulte. Wir schauten erwartungsvoll zu Fischbein. Wie schnell waren wir wohl? Dieser erklärte uns, dass wir technisch gesehen immer noch die Schnellsten waren (wir hatten sogar unseren eigenen Rekord gebrochen), aber uns jemand dicht auf den Fersen war. Fragend blickten wir uns in der Runde um. Wer machte uns nur Konkurrenz?!?

Es waren Astrid und Sturmpfeil. Aber ich war eigentlich nicht so richtig überzeugt davon, dass sie mich überholen würde. Oder vielleicht doch?

Wir hatten nicht lange Zeit darüber nachzudenken. Denn plötzlich tauchten Rotzbakke und Hakenzahn in der Akademie auf. Sie hatten etwas am Strand gefunden und wollten es uns zeigen. Also flogen wir hinter den Beiden her zu den Küsten. Die Sonne versank schon langsam im Meer, als wir an einem Schiffswrack ankamen. Unsere Freunde stiegen ab und untersuchten das Boot. Sie sprachen mit irgendjemanden. Ich kannte die Stimme nicht und war neugierig, wen sie wohl kennengelernt hatten. Also kletterte ich auch unter die Holzplanken und schaute nach. Ein Mädchen, etwa in unserem Alter saß dort im Dunkeln. Hicks schob mich wieder ans Freie. Anscheinend kannte sie noch keinen Drachen persönlich und hatte etwas Angst. Hicks zeigte mir, dass ich mich erst einmal hinsetzen und abwarten sollte. Ich wollte unsere neue Freundin nicht erschrecken, also setze ich mich langsam. Dann schaute ich sie freundlich an.

Wenn ich es richtig verstand, hieß sie Heidrun. Hicks wollte sie mit nach Hause nehmen, damit Haudrauf ihr helfen könnte. Mein Reiter und das Mädchen setzten sich auf meinen Rücken. Wir verabredeten uns noch mit Astrid für ein Wettfliegen und flogen dann vorsichtig – wir wollten ja unseren neuen Passagier nicht erschrecken – nach Hause. Hicks sattelte mich ab und ich ging in unser Zimmer, mich etwas ausruhen. Nach einiger Zeit kamen mein Freund und unser Gast nach oben. Sie redeten noch etwas, wollten dann aber auch schon schlafen gehen. „Komm mit Ohnezahn. Wir schlafen heute unter" Heidrun schien viel erlebt zu haben. Also wollte ich sie nicht stören. Außerdem hatte ich kein Problem damit ein paar Tage unten zu schlafen.

Pünktlich zum Sonnenaufgang standen wir wieder auf und gingen in die Werkstatt. Hicks hatte vor, meine Prothese und den Sattel etwas zu verbessern. Ich döste noch ein wenig. Heidrun kam uns besuchen und hatte noch einige Ideen zur Erhöhung unserer Geschwindigkeit. Vor Freude bald noch schneller fliegen zu können, schlug ich aufgeregt mit meinem Schwanz. Hicks baute meine künstliche Flosse wieder zusammen und sattelte mich. Er und Heidrun stiegen auf. Eigentlich wollten wir uns ja mit den Mädels treffen, aber vor Freude, noch besser fliegen zu können, vergaß ich sie für diesen Moment. „Juhu", ich hatte so einen Spaß. Es war fast wie früher, als ich noch allein fliegen konnte. Nur waren jetzt noch meine Freunde dabei. Wir zeigten Heidrun die Insel. Nach einigen Runden über der Akademie landeten wir. Hicks begrüßte die Anderen und bekam gleich Ärger von Astrid. Wir hatten unsere Verabredung komplett vergessen. Doch es half ja nichts. Wir würden das Rennen nachholen müssen. Den restlichen Tag verbrachten wir mit Training.

Am nächsten Tag verpasste Hicks meinen Flughilfen noch den letzten Schliff. Astrid holte Hicks wegen irgendetwas und ich konnte mir ein schönes warmes Plätzchen zum dösen suchen. Worum es genau ging, würde ich erst später erfahren. Am Abend zeichnete Hicks noch ein bisschen in meinem Kapitel im Buch der Drachen. Ich schlief schon einmal etwas. Wir hatten den ganzen Tag über an meiner Geschwindigkeit trainiert. Mitten in der Nacht knallte die Tür auf. Ich wachte auf und sah Astrid. Sie ging schnurstracks auf Hicks zu und weckte ihn mit einem Tritt. Verschlafen blickte ich die Beiden an. Astrid war meiner Meinung nach keine Gefahr (auch wenn sie in diesem Moment vielleicht so wirkte). Da ich mir keine Sorgen machen brauchte schlief ich weiter. Sie wollte ja sowieso mit Hicks reden und nicht mit mir.

Am Morgen erfuhr ich auch, weswegen uns Astrid zu so später Stunde aufgesucht hatte. Und auch wenn es weder in dieser Nacht noch an einem der Tage zuvor so ausgesehen hatte, war Heidrun wohl eine Verräterin. Und sie hatte meine beste Drachenfreundin Sturmpfeil mitgenommen! Eigentlich hatte ich ja ein gutes Herz in dieser Heidrun gesehen, aber wer meinen Freunden etwas antat, bekam es mit mir zu tun. Die Reiter machten sich bereit zum Abflug. Astrid durfte bei mir mitfliegen.

Es dauerte nicht lange und die Ausreißerin kam in Sichtweite. Hicks öffnete meine neue Schwanzflosse und ich gewann an Geschwindigkeit. Jetzt zahlte sich unser Training der letzten Tage aus. Ohne Probleme holte ich Sturmpfeil ein und ließ Astrid runter, auf den Rücken ihrer Drachenfreundin springen. Wir anderen blieben alle in der Nähe. Problematischer Weise waren wir schon im Gebiet der Verbannten. Und diese hatten uns auch schon bemerkt. Jetzt mussten wir nicht nur ein Auge auf Heidrun haben, sondern auch auf heranrasende Feuerkugeln. Knapp konnte ich einer von diesen ausweichen. Astrid schaffte es Heidrun zu besiegen. Das Mädchen fiel, samt Buch der Drachen, in Richtung Meer. Rotzbakke und Hakenzahn fingen Heidrun. Hicks und ich wollten uns um das Buch kümmern. "Los mein Freund. Wir müssen das Buch erwischen" Im Sturzflug verfolgten wir unser Zielobjekt. Allerdings wurden wir von der Insel aus immer noch beschossen. Immer kurz bevor wir das Buch erreicht hatten, musste ich ausweichen. Einer der Geschosse streifte Hicks am Arm. „Mein Freund!", rief ich ängstlich. Es war einfach zu gefährlich. Ich brach die Verfolgung ab. Hicks schien einverstanden zu sein. Wir drehten ab und flogen deprimiert zurück zur Gruppe. Die Verbannten hatten nun unser kostbares Buch der Drachen.

Ohnezahn- Die Geschichte eines NachtschattenWhere stories live. Discover now