26

41 9 2
                                    

„So! Jetzt ist er fertig!", sagte die schwarze Gestalt und steckte das Ende vom Verband ein.
„Danke!", sagte Mateo. Diebeszügen sich Tücken an Rücken um starrten auf die gegenüberliegende Wand.
„Wieso möchtest du dem Dogen dienen? Also, wieso ist es dein größter Wunsch?", fragte die schwarze Gestalt. „Mein Vater, obwohl so wie sich herausgestellt hat Stiefvater, war ein vertrauenswürdiger Wachmann des Dogens. Er war immer mein großes Vorbild. Er war zwar sehr streng und manchmal etwas rücksichtslos, aber er war immer mein großes Vorbild. Ich wollte auch so sein wie er.
Aber das wollte der Doge wohl nicht. Du bist mir ja zu oft entwischt!", meinte er.
„Ich hätte mich ja schlecht fangen lassen sollen. Du kannst mir nicht die Schuld dafür geben! Außerdem habe ich dich vor dem Tod gerettet! Obwohl du gar nicht getötet werden solltest!", erwiderte sie. Mateo nickte nur.
„Was ist eigentlich mit Riccardo?", fragte Mateo. „Lässt du mich dafür raus?! Du weißt, dass ich Rache möchte! Rache für Nonna! Rache für meine Verurteilung! Bitte, lass es mich machen!", sagte er und schaute die Wand hoffnungsvoll an.
„Ist das deine Art zu betteln, Mateo?!", fragte die schwarze Gestalt und lächelte. Dafür bekam sie einen leichten Ellebogenstoß. Dann stand die Gestalt auf. „Ich überleg es mir!", sagte sie und ging. Doch dann hielt sie noch einmal an und sagte: „Kann ich bitte die Schlüssel für den Verbandskasten wieder haben?!"
Mateo errötete und reichte der Gestalt die kleinen Schlüssel.

***

Am Morgen versammelten sich alle im großen Saal.
„Meine Lieben!", rief Alessandro. „Nach einem weiteren warnenden Brief der schwarzen Gestalt, habe ich beschlossen zum Wohle meiner Familie abzudanken."
Ein Flüstern ging durch die Menge.
„Ruhe meine Freunde! Sicherlich ist mir die Entscheidung nicht leicht gefallen. Deshalb habe ich mich noch einmal mit meinem Diener Riccardo abgesprochen, der mich auf die Idee brachte zwar abzudanken, aber nichts mehr heute. In drei Tagen, werde ich abdanken und meine Tochter Alicia wird mit ihren Mann Lorenzo regieren!"
Es war still. Niemand wagte etwas zu sagen. Sollte. Sie jubeln? Oder sollten sie sich nicht freuen? Was war dem Dogen wohl lieber?

„So so?! Erst in drei Tagen?! Wieso das denn?", fragte Merlana und schritt um Riccardo herum.
„Sehr wohl! Bis dahin habe ich die schwarze Gestalt in eine Falle gelockt und entlarvt!", sagte er.
„Du weißt, wer die schwarze Gestalt ist?!", fragte Merlana. „Aber sicher doch!", meinte Riccardo und schaute sie stolz an.
„Und aus mir kriegt Ihr nichts heraus!"
Merlana rümpfte die Nase und ging.

***

„Was sagt ihr dazu?", fragte Alicia und setzte sich. „Wieso hat Riccardo Vater davon überzeugt, noch drei Tage zu warten?" „Keine Ahnung? Vielleicht will er nicht, dass wir herrschen und macht sich aus dem Staub!", überlegte Lorenzo. „Aber er möchte doch auch nicht, dass Vater herrscht! Du weißt doch! Stella hatte ja mal mit ihm gesprochen. Was meinst du denn dazu, Stella?"
Alicia schaute sie erwartungsvoll an. Diese kniff die Augen zusammen und starrte in die Mitte des Kreises.
„Ich werde herausfinden, was Riccardo vorhat! Und dann schnappen wir uns die schwarze Gestalt!", sagte sie düster, stand auf und ging.
Alicia seufzte. „Der Tod ihrer Mutter, hat sie sehr mitgenommen. Sie hat sich total verändert. Sie ist nicht mehr so fröhlich und optimistisch. Ein bisschen erinnert sie mich an Mateo. Wenn sie so düster ist!
Keine Sorge!", sagte sie, als sie Lorenzos traurigen Blick sah. „Wir finden Mateo! Ich bin mir sicher, dass es ihm nicht so schlecht geht! Also! Wo ist das Buch! Lass uns gucken, wer die schwarze Gestalt ist!", meinte Alicia und holte das Buch hervor.
„Nun gut. Merka! Dich haben wir von der Liste gestrichen! Du bist doch nicht die schwarze Gestalt, oder?", Alicia schaute ihre Cousine tief in die Augen. „Nein!", sagte sie und lachte. Alica nickte befriedigt. Sie kannte ihre Cousine und wusste genau, ob sie lügte oder nicht.
„Dann mal weiter! Wir müssen uns jetzt genau konzentrieren. Egal, wie sehr wir die Person mögen. Wir müssen als Außenstehende denken. Als Verdächtige haben wir noch:
-Riccardo
-Merlana
-Sofia
-Alessandro
-Diego
-Nicolai
Sonst noch jemand? Fällt euch noch jemand ein?" Alicia schaute in die Runde. „Bisher war es das, denke ich!", sagte Lorenzo. „Wir können ja trotzdem weiter überlegen! Und ihr glaubt nicht, dass es einer der Bediensteten sein könnte?", meinte Merka. „Es ist sehr unwahrscheinlich! Es ist einfach so, dass man sich bei manchen Sachen einfach sicher ist. Und bei mir ist es so. Bei dir auch Lorenzo, oder?" Lorenzo nickte.
„Genug geredet! Zuerst steht Riccardo auf der Liste. Er verhält sich wirklich sehr verdächtig! Er ist nicht besonders nett, ist nicht einverstanden mit der Herrschaft des Dogens und ist bereit zu töten!", meinte Alicia. „Und ob er mit unserer Herrschaft einverstanden ist, findet Stella hoffentlich heraus.", ergänzte Lorenzo und schaute Alicia besorgt an.
Diese atmete einmal tief durch. „Weiter!", sagte Merka. Alicia und Lorenzo nickten.
„Merlana!", las Alicia vor. „was sagst du denn dazu, Merka?", fragte Lorenzo.
Merka schwieg und starrte nachdenklich auf den Boden.
„Ich weiß nicht recht! Sie ist meine Mutter! Ich kann dazu nichts sagen. Ich halte nun mal zu ihr.", sagte sie betrübt. „Kann man gut verstehen. Sie ist ja auch meine Tante, aber das dürfen wir jetzt nicht beachten! Sie hat den Brief doch weggenommen, welchen Mateo uns geschrieben hat!", sagte Alicia. „Sie redet viel mit Riccardo.", stellte Lorenzo fest.
„Merka! Kehr in dich! Was sagst du dazu! Wieso seid ihr schon früher in Venedig angereist? Wieso hast du so komisch geguckt, als ich dir von der schwarzen Gestalt erzählt habe? Und wieso hast du die Falltür gesehen, in die Diego fast gefallen wäre?", fragte Alicia. „Mama, liebt Venedig! Wir haben einen Ausflug hierher gemacht. Uns die Stadt angesehen. Ich konnte mit meine Geburtstagsgeschenke selber aussuchen, wir hatten eine schöne Zeit!", erklärte sie. „Und wieso, habt ihr uns nicht gesagt, dass ihr in Venedig seid? Ihr hättet hier wohnen können!", erwiderte Alicia. „Weil Mama und Papa mal Ferien als 'normale' Bürger machen wollten. Und als du mir von der schwarze Gestalt erzählt hast, habe ich halt mitgefühlt. Darf ich das nicht?
Und die Falltür hätte jeder gesehen, wenn er auf seine Umgebung geachtete hätte. Man konnte sie sehen. An einer Ecke. Sonst noch irgendwelche Anschuldigungen?", fragte sie und schaute Alicia mürrisch an. „Merka! Du brauchst nicht so zu gucken, wir probieren logisch zu denken, verstehst du! ES könnte jeder sein. Aber ich vertraue Stella und sie hat nun mal die Liste erweitert! Würdest du es ihr denn zutrauen? Was hätte sie für ein Motiv? Würde dein Vater auch gerne in Venedig regieren? Oder hatten unsere Väter früher irgendeinen Streit, von dem wir nichts wissen und das ist die Rache?" Dafür bekam Alicia einen wütenden Blick. „Ganz ruhig!", sagte Lorenzo. „Vielleicht hat mein Vater deinem ja damals etwas Unrechtes getan!", murmelte Alicia entschuldigend.
„In jedem Fall ist Merlana noch Verdächtig, auch wenn wir es nicht direkt wollen!", meinte Lorenzo. „Ich stimme dir zu! Als nächstes hätten wir Sofia. Also ganz ehrlich. Sofia hätte niemals und zwar ganz ehrlich, sie hätte niemals Colette umgebracht! Mama war komplett aufgelöst! So gut könnte niemand schauspielern, das ist klar!", sagte Alicia ernst. „Ich denke auch, dass Sofia es nicht war! Sie ist ein sehr gefühlvoller Mensch und hätte es nicht übers Herz gebracht eines ihrer Töchter zu töten, geschweige denn überhaupt jemanden zu ermorden.", stimmte Lorenzo ein. Merka musste zustimmen, dass sie dies Sofia nicht zutraute.
„Als nächstes hätten wir Alessandro!", sagte Alicia. Zuerst sagte niemand etwas, doch dann sagte l
Lorenzo: „Wenn man so darüber nachdenkt, könnte es ja sein, dass er abdanken möchte, sich aber nicht traut und deswegen einen Grund gesucht hat, weshalb er abdanken muss." „Daran musste ich auch denken!", sagte Merka. „Das klingt ja gar nicht so falsch, aber dann hätte er nicht Colette umgebracht. Dann hätte er keinen Krieg riskiert. Und er würde nicht das Leben seiner Familie aufs Spiel setzten.", erwiderte Alicia. „Vielleicht seid ihr ja gar nicht seine leiblichen Kinder und er hat euch nicht lieb!", sagte Lorenzo vorsichtig. „Nicht sauer sein, Alicia1 so ist das nicht gemeint! Es ist nur eine echt blöde, aber nicht ganz unvorstellbare Vermutung.", fügte er schnell noch hinzu, als er Alicias Blick sah. Diese seufzte jetzt. „Wir sollten ja alles als Außenstehende betrachtet und nicht als unsere Verwandten. Auch wenn mir das sehr schwer fällt.", meinte si und spielte mit einer Haarsträhne.

Auf einmal ging die Tür auf und Stella kam herein. Sie setzte sich in den Kreis.
„Und was hast du herausgefunden?", fragten alle neugierig. „Riccardo weiß, wer die schwarze Gestalt ist.", sagte sie mit ernster Miene und zusammen gekniffenen Augen. „wie bitte!", fragten alle gleichzeitig. „W-Woher weiß er das?", fragte Lorenzo ungläubig. „Und wie hast du das aus ihm heraus bekommen?", fragte Alicia.
Stella schwieg und schaute abwechselnd zu ihren Freunden. „Weil Mateo es weiß!", sagte sie. „Mateo?!", rief Lorenzo. „Deswegen hat ihn die schwarze Gestalt gefangen genommen! Aber wieso hat er uns nichts davon erzählt?", fragte Alicia. „Und wie hat Mateo es herausgefunden?", fragte Merka. Stellas Augen schnellten zu ihr. Dann riss sie ihre Augen auf und nahm das Buch in die Hand. „Damit!", sagte sie und legte es in die Mitte des Kreises.

Alle waren still. Keiner sagte etwas. Jeder starrte das blaue ledergebundene gold-verzierte Buch in der Mitte an. Als würde das Buch den Namen der schwarzen Gestalt verraten, wenn man es nur lange genug anstarrte.
„Mateo hat einen Vorteil!", murmelte Lorenzo. „Er hat die schwarze Gestalt gesehen! Er war bei der schwarzen Gestalt."
„Wenn Mateo etwas kann, dann können wir es auch!", sagte Stella entschlossen und öffnete das Buch. Wie gebannt starrten nun alle auf die Namen.

R! M! S! A! D! N! Alle Namen enden auf a und o, außer Nicolai. I! Dachte Merka.
„Gibt es jemanden der die Buchstaben: R, M, S, A, D, N und I hat?", fragte sie. Alicia und Lorenzo schauten sie an. Dann grübelten sie weiter. „Ja! Marsdin! Er ist der Stallbursche!", sagte sie schließlich. „Aber ich glaube nicht, dass er es ist!", meinte Lorenzo. „Die Namen hat Mateo ja schließlich nicht aufgeschrieben. Er muss sich die Namen durchgelesen haben und dann ist ihm bestimmt ein Licht aufgegangen. Vielleicht das Verhalten. Die Gangart. Die Körperhaltung. Was weiß ich!", sagte er. Stella stimmte ihm zu.
„Wie wäre es, wenn wir Riccardo einfach fragen?", meinte Alicia plötzlich. „Habe ich auch schon versucht, aber er schweigt wie ein Grab!", erwiderte Stella. „Wir sollten wie Mateo vorgehen und uns mit dem Buch vorrangeln!", meinte sie.
„Aber wir können es doch Vater sagen! Oder Diego! Bei denen packt Riccardo bestimmt aus. Außerdem glaube ich, dass er es auch vorhatte. Er ist nun mal auf Ruhm aus!", meinte Alicia. Alle bis auf Stella stimmten ihr zu.
„Ich bin dagegen!", sagte Stella entschlossen. „Wenn ihr zum Dogen lauft meinetwegen! Aber ich probiere herauszufinden, wie Mateo darauf gekommen ist und dann werde ich ihn suchen!", sagte sie, nahm das Buch und ging hinaus. Die Anderen seufzten und suchten zuerst Riccardo und dann den Dogen.
Stella verkroch sich in ihrem Zimmer und studierte das Buch.

***

Was erzählt man sich? Riccardo weiß wer ich bin? Mit ihm werde ich kurzen Prozess machen, bevor der Dogen ihn ausfragt! Dachte die schwarze Gestalt. Und danach werde ich Mateo zur Rede stellen!

***

„Was für eine Ehre, du kommst mich schon wieder besuchen!", sagte Mateo ironisch, war aber auch froh, dass er nicht die ganze Zeit alleine da rumhocken musste. „ich sage es ganz kurz und knapp. Riccardo weiß, wer ich bin! Und zwar von dir!", rief die schwarze Gestalt wütend.
„Was?! Ich habe es niemanden außer Nonna erzählt, da man mir sowieso nicht glauben würde! Außerdem wenn ich jemandem etwas erzähle, dann ganz bestimmt nicht Riccardo.", verteidigte sich Mateo. „Und woher weiß Riccardo, wer ich bin?", fragte sie. Mateo grübelte. Er schritt hin und her. „Das Fenster stand offen! Er hätte sich daran hocken können und uns belauschen. Außerdem hat er nur kurze Zeit später das Haus abgefackelt!", berichtete Mateo.
Die schwarze Gestalt nickte wissend.
„Deine Freunde versuchen herauszufinden, wie du drauf gekommen bist.", sagte die Gestalt lächelnd. „Du könntest ihnen doch helfen!", sagte Mateo lächelnd. „Ich wüsste nicht wieso ich das tuen sollte!". Lachte die Gestalt. „Kannst du mir beim nächsten Mal etwas zum Zeitvertreib mitbringen? Hier ist es sterbenslangweilig!", bat er. Die Gestalt nickte und sagte: „Wie du schon weißt, habe ich das mit Riccardo erledigt. Heute hat der Doge übrigens gesagt, dass er in drei Tagen abdanken wird. Ich werde dir bis dahin eine neue Bleibe suchen, da ich mir sicher bin, dass du nicht im Palast übernachten willst. Ich selber werde mich zurückziehen müssen, da du es wahrscheinlich allen erzählen wirst, wer ich bin!", sagte die Gestalt niedergeschlagen. „Vielleicht lasse ich es auch!", meinte Mateo. „Es ist ja dann alles vorbei! Aber das mache ich nur, weil du mich vor dem Tod gerettet hast! Sicherlich werde ich weiter probieren dich umzubringen."
Die Gestalt musste lachen und ging dann wieder.

„Ding!  Dong!" Der Tod ist daWhere stories live. Discover now