23. Kapitel: Back to train

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"Liam?“ Vorsichtig und leise melde ich mich, nachdem ich gehört hatte, dass jemand am anderen Ende der Leitung ist, aber gleich in der nächsten Sekunde wird mir klar, dass das leise-reden nichts bringt. Payne begrüßt mich nämlich lautstark.

„Josy!  Oh Gott sei dank, dass du dich meldest...“, ruft er. Ich könnte wetten, dass er dabei gerade seine ganze Nachbarschaft unterhält.

„Hey... Du, ich brauch deine Hilfe…“Nachdem ich Liam meinen – zugegeben nicht ganz ausgereiften – Plan, der einfach aus Spontanität und eigentlich ziemlicher Blödheit entstanden ist, erklärt habe, habe ich mich erstmal umgezogen. Und jetzt sitze ich wieder zuhause, räume meine neuen Sachen in meinen Schrank und ich bin mir nicht mehr ganz so sicher, ob ich das richtige getan hab. Vielleicht war es dumm; eine bescheuerte, blöde Idee, aber jetzt kann ich es auch nicht mehr ändern. Ich habe alles herausgesucht, was ich brauche, habe meine Sachen alle zusammengepackt. Muss es nur noch meiner Mutter und Maria erklären und verhindern, dass es verboten wird – von meiner Mom – oder dass jemand neidisch wird und rumzickt – Maria. Und dann muss ich auch noch mein Gewissen irgendwie beruhigen, weil je länger ich hier sitze und nachdenke, desto dämlicher und hirnloser kommt mir die ganze Aktion vor. Wenigstens ist das alles dieses Mal besser vorbereitet und durchdacht... aber hirnlos ist es trotzdem noch.

Mein Zimmer kommt mir immer einladender vor und weil ich mich einfach nicht still halten kann, werfe ich einen Film ein. Trotz allem wandert mein Blick immer wieder zu meinem gepackten Koffer, zu meiner Handtasche, in der es liegt. Oh Gott, ich muss verrückt sein. Aber sowas von. Der Film hält mich aber doch nicht davon ab, ständig aufzuspringen und irgendetwas zu tun. Mein Bett ist bezogen, der Boden frisch gewischt und sogar meine CD's sind geordnet. Es ist, als würde ich auf glühenden Kohlen sitzen und nur auf 14:32 Uhr warten. Aber bis es soweit ist, muss ich wirklich mit meiner Mutter reden und versuchen es Maria so beizubringen, dass sie nicht zetert oder rumzickt. Sarah unterstützt mich bei dieser Sache voll und ganz, auch wenn sie dem ganzen etwas zu viel Bedeutung beimisst. Aber wer kann es ihnen allen verdenken? Ich. Ja, ich. Weil es für sie alle nie wichtig war, was ich will, sondern nur, was sie für mich wollen. Und jetzt entscheide ich auf eigene Faust und jetzt müssen sie hinter mir stehen. Und wenn sie das nicht tun, dann haben sie Pech, denn es ist alles schon ausgemacht und organisiert.

„Mama? Kann ich kurz mit dir reden?“, frage ich vorsichtig, als ich die Küche betrete. Meine Mutter steht am Herd und macht Pfannkuchen – Marias Lieblingsessen und meines auch. In 20 Minuten kommt meine kleine Schwester aus der Schule und bis dahin will ich das geklärt haben, weil ich genau weiß, dass sie Theater machen wird, wenn sie es mitbekommt. Kleines, stures Ding. Aber das hat sie wohl von mir abgeschaut, ich bin ja genauso.

„Klar, was ist los?“ Ich kann sie nicht anschauen, fange stattdessen an, die Spülmaschine auszuräumen. Ich komme mir vor, als müsste ich einen Fehler beichten und irgendwie fühlt es sich auch so an, auch wenn es das nicht sollte. Vorsichtig sehe ich auf, sehe, dass sie mich mit einer Mischung aus Besorgnis und Verwirrtheit betrachtet und lasse das Spülmaschine ausräumen sein, stelle mich wieder gerade hin.

„Ehm... Also hast du Zeit, mich um kurz vor halb drei wohin zu fahren?“ Ich weiß nicht, warum ich nicht sofort mit der Wahrheit rausrücke, warum ich so rumtue, aber ich kann nicht anders. Es ist als würde mir ein Schild auf der Stirn kleben, das ihr zeigt, dass ich einen Fehler gemacht habe.

„Wohin?“ Ich weiß, dass ich einigermaßen schuldbewusst aussehe. „Wohin Josy? Du hast doch einen Führerschein? Du kannst selbst fahren?“ Unverständnis. Ja, wie soll sie es auch verstehen, wenn ich so rumdruckse?!

„Ehm nein... Das geht nicht“, flüstere ich, lasse mich auf einen Stuhl fallen.

„Warum nicht? Ach komm, Josy, jetzt lass dir doch nicht alles aus der Nase ziehen! Du bist keine fünf mehr und du bist entschieden zu alt um das hier als Spiel zu sehen! Was hast du angestellt?“ Ich habe meine Mom noch nie wütend erlebt und auch wenn sie es jetzt nicht wirklich ist, kommt es mir so vor.

„Okay, okay... Kannst du mich um kurz vor halb drei zum Hauptbahnhof fahren?“, seufze ich, knete meine Hände. Gleich kommt's.

„Warum?“ Ich beiße die Zähne zusammen.

„Weil...“ ich stockte und schluckte kurz, um Zeit zu gewinnen, „Weil... Also weil ich zu Niall fahre."

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Und jetzt sitze ich hier im Zug, mit meinen Sachen und einer Cola in der Hand, aber die Frage, ob ich das richtige tue, geistert immer noch durch meinen Kopf. Mama hat einigermaßen entgeistert geschaut, als ich ihr das so gesagt habe und ich musste ihr alles erklären und das ganze hat in einem Vorwürfe hin- und herwerfen geendet. Ich hab mir einfach alles von der Seele geredet, was mich in letzter Zeit so ankotzt. Dass Maria die einzige ist, die wirklich bemüht ist, mir das Leben hier zu erleichtern, dass sie mich alle beeinflussen wollen und egoistisch sind und dass es anscheinend keiner von ihnen sehen kann, dass ich meinen eigenen Weg finden will und dass sie mich alle auf den Weg zurückdrängen wollen, den die alte Josy mal eingeschlagen hat. Meine Mom war beleidigt, verständlich, aber was erwartet sie denn bitte von mir? Sie hat wie alle anderen außer Niall und Maria geglaubt, dass ich mich wieder in mein altes Leben führen lasse und das einfach weiterlebe, aber das tue ich nicht, das werde ich nicht. Nie wieder. Ich kann das nicht. Vielleicht wird es einige Parallelen geben, aber es wird nicht so sein wie mein altes.Die Landschaft zieht an mir vorbei und die Stunden Fahrt, die mir von Brighton nach London so verdammt lang vorkamen, gehen so schnell vorüber und ehe ich mich versehe, ist es 20:45 Uhr und wir halten in London.

„Bereit, ihm gegenüber zu treten?“ Liam und ich haben meine Sachen bei ihm ins Gästezimmer gepackt und jetzt stehen wir vor Niall's Haustür. Oh Gott.

„Nein. Aber egal“. Entschlossen drücke ich die Klingel, atme tief durch. Okay, okay. Es ist nur Niall.

Wir hören ihn die Treppe hinunter stolpern und auf einmal verlässt mich all mein Mut. Liam drückt mir einen Kuss auf die Wange, murmelt ein „Viel Glück“ und geht zu seinem Auto. Lässt mich allein, gerade als die Tür aufgerissen wird.

„Was?“, faucht er in die Nacht, aber als er erkennt, wer vor ihm steht, wird seine Stimme sanfter. Mein Anblick scheint ihn mehr als nur zu verblüffen.

„Oh. Oh Gott“. flüsterte er.

„Hey“. 

*****

Oh. Oh Gott. Wirklich! Niall's Reaktion?! Was denkt ihr?!

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