22. Kapitel: Ratschläge und Anweisungen

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„Er braucht mich...“. Ich habe vergessen, dass Liam am Telefon ist, habe vergessen, dass es weit nach Mitternacht ist, habe vergessen, dass ich mich nicht mehr mit Niall beschäftigen wollte. Er braucht mich, er hat sich in mich neu verliebt.

„Tut er“. Liam's' sanfte Stimme holt mich zurück in die Wirklichkeit. „Ich kann ihn dir geben, aber ich glaub nicht, dass dir das so viel hilft und...“. Aber seine Stimme wird immer leiser, stattdessen wird eine andere immer lauter.

„Josy? Josy... Komm heim... Bitte... zu mir... Ich brauch dich“. Seine Stimme schwankt, wird mal leiser, mal lauter. Fast hört es sich an als würde er schluchzen. 

„Niall...“. Meine Stimme versagt, ich kann nicht mehr klar denken.

„Josy... Ich hab dich ganz doll lieb...“, lallt er. Oh Gott, Liam, nimm ihm das Telefon weg. Ich merke, wie mir die Tränen in die Augen steigen, atme tief durch. Er darf es nicht merken.

„Ich weiß“, hauche ich ins Telefon. Ich weiß. Ich weiß, dass er mich lieb hat – mich liebt. Aber ich weiß nicht, damit umzugehen. Auch nicht mit dem Wissen, das ich jetzt hab.

„Kommst du heim, Josy?“. Ich fahre mir übers Gesicht, rutsche wieder tiefer in die Kissen.

„Gib mir bitte Liam“. Ich versuche meine Stimme fest klingen zu lassen, spüre trotz allem die Tränen auf den Wangen. Ich will nicht weinen. Ich tu es aber. 

„Hast du ihn mehr lieb als mich?“. Oh Niall... Fast automatisch fährt meine Hand zu meinem Bauch, legt sich darauf. Ich weiß nicht, warum. Ich weiß gar nichts gerade. 

„Nein... Nein, Niall...“

„Nialler... Ich hab dir schon mal gesagt -“, er hickst, „ - tschuldigung – dass du Nialler zu mir sagen sollst“. Fast dankbar für die Unterbrechung atme ich noch einmal tief durch. Beruhigen, einfach beruhigen. Die Situation nicht an mich heranlassen. Dann wird das alles einfach.

„Okay... Nialler... Gib mir bitte einfach Liam“. Ich höre, wie er seufzt, aber das Telefon weitergibt.

„Josy?“. Liam's' Stimme bringt mich ein wenig runter und ich nicke, bis mir einfällt, dass er das ja nicht sehen kann.

„Ja... Ja, bin da...“, murmele ich. Ich bin da, ich bin hier. Aber nicht bei ihm. Er braucht mich. Aber brauche ich ihn? Nein... Oder? Bis jetzt bin ich ganz gut ohne ihn ausgekommen.„Also... Was machen wir jetzt?“. Ich merke, dass Liam ungefähr genauso verzweifelt ist wie ich.

„Ich weiß es nicht... Ich... Ich wollte eigentlich Abstand von ihm gewinnen und neu anfangen, ohne ihn, aber irgendwie funktioniert das nicht so... Alle wollen sie mit mir über ihn reden und warum ich ihm keine Chance gebe und so... Aber ich krieg keinen Abstand her, wenn alle auf mich einreden. Und dann ist da natürlich auch noch Maria und für sie ist das grad ja sowieso Katastrophe pur, weil Niall für sie sowas wie ein großer Bruder war und meine Mom hat sich wahrscheinlich schon an den Gedanken von ihm als Schwiegersohn gewöhnt gehabt und überhaupt... Und heut in der Stadt kam so ein komischer Typ daher, er könne ja jetzt, wo ich nicht mehr mit Niall zusammen wäre, mit ihm ausgehen... Und... Mann Liam... Was soll ich denn tun?“, frage ich verzweifelt, hole tief Luft. Was soll ich tun? Ich kann nicht neu anfangen, wenn sie alle von ihm reden.

„Josy... Ganz ruhig... Mir ist klar, dass du jetzt mitten in der Nacht keine Entscheidung fällen kannst... Ich sag nur, dass es ihm gut tun würde, wenn du einfach nicht den Kontakt komplett abbrechen würdest... Schreib mit ihm, hin und wieder, lad ihn zu Marias Geburtstag ein – die Kleine freut sich. Aber verschließ dich nicht vor ihm“. 

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Ich habe in der Nacht kein Auge zu getan, mein Hirn ist nicht zur Ruhe gekommen. Liam und ich sind zumindest auf den gemeinsamen Punkt gekommen, dass ich Niall schreiben werde, ein bisschen Kontakt beibehalten werde, aber nicht mehr. Niall ist frei, zu uns zu kommen, er kann uns besuchen, wann er will. Und Liam, dessen Handynummer ich nebenbei jetzt noch habe und den ich irgendwie als Beratungsperson in Sachen Niall sehe, wird ihm das alles morgen erklären. Und dann... dann werden wir sehen.

***

„Gut geschla... -“, Sarah unterbricht sich selbst, schüttelt leicht den Kopf, „Okay, blöde Frage. Kaffee?“. Ich nicke, wische mir über die Augen. Ich will nicht wissen, wie fertig ich aussehe. Wahrscheinlich so wie ich mich fühle. Meine beste Freundin lässt mich in Ruhe, bis ich meinen Kaffee getrunken habe und wieder einigermaßen annehmbar ausschau, aber dann drängt sie auf Antworten.„Also... Was hast du gemacht die ganze Nacht?“, fragt sie trocken. Ich erkläre es ihr, einfach, kurz, versuche mir nicht anmerken zu lassen, wie mich diese ganze Situation doch fertig macht. Und ihre Antwort auf die Story fällt natürlich wie zu erwarten aus:

„Mann Josy,  gib ihm eine Chance!“. Aber will ich das? Will ich ihm eine Chance geben? Ich bin nicht in ihn verliebt oder nicht mehr oder... Ich weiß einfach gar nicht mehr, was ich denken und fühlen soll. Alle reden auf mich ein, alle geben mir Ratschläge und Anweisungen, die ich nicht gebrauchen kann und alle drängen sie mich in die Richtung, die sie für richtig halten. Nur einer hat das nie getan: Niall. Niall hat nie versucht, mir irgendwas einzureden – außer vielleicht meiner Lieblingseissorte. Niall hat mir nie gesagt, was ich tun soll, hat sich mit Ratschlägen zurückgehalten, war immer da, wenn ich ihn gebraucht hab – und auch wenn ich ihn nicht gebraucht hab. Er war nie egoistisch, hat immer nur das beste für michgewollt. Und ich? Was mache ich? Schicke ihn weg, stoße ihn von mir und gebe ihm keine Chance. Aber wenn ich ihm jetzt eine Chance gebe, dann sehen sie sich alle bestätigt und bedrängen mich noch mehr. Mein Handy reißt mich aus meinen Gedanken und ich habe eine seltsame Art von Déjà-Vu. Wieder steht Niall auf dem Bildschirm, wieder sitze ich im Wohnzimmer auf der Couch. 

„Jaa?“. Vorsichtig gehe ich ran, mache mich auf einen Fluss von Entschuldigen gefasst, der nicht kommt.„Liam hat dir alles gesagt oder?“, fragt er leise und fast hört es sich an, als wäre es ihm peinlich.„Hat er...“. Ich seufze, lasse mich gegen die Lehne fallen. „Tut mir leid... Ich... Ich kann nichts dafür, aber die ganze Situation macht mich fertig“. Er klingt so verzweifelt wie ich mich fühle.

„Mich auch, Niall“, murmele ich, fahre mir übers Gesicht. 

„Hör mal Josy... Ich... Ich wollte dir gestern nicht schreiben und ich wollte nicht, dass Liam dich anruft, aber die SMS war schon raus und irgendwie... Ich... tut mir leid, wenn ich dich verwirrt hab oder dich irgendwie bedränge, aber -“

„Tust du nicht“, unterbreche ich ihn. Nein, er nicht. 

„Was?“. Ein sanftes Lächeln huscht über sein Gesicht.

„Du bedrängst mich nicht...“. Fast sehe ich es vor mir, wie er irgendwo lehnt, vielleicht in einem Türrahmen, und sich verwirrt durch die Haare fährt.

„Oh... oh... achso... Ja, wie gesagt, tut mir leid wegen dem und dass du es so erfahren musstest und dass du es überhaupt erfahren musstest. Wär einfacher für mich gewesen, aber jetzt ist es eh egal...“. Ich höre ihn seufzen. „Naja, auf jeden Fall... Ich werd einfach versuchen, die ganze Situation auf die Reihe zu kriegen und dann wird das schon“. Er tut mir leid. Er tut mir so verdammt leid. Und was wenn Sarah recht hat? Wenn da irgendwo immer noch Gefühle sind und ich es nur zulassen muss? 

„Jaa... Ciao“. Und ich lege auf. Fühle mich um so viel mehr verzweifelter als vorher. 

*****

Welcome 2015! Wie lange ich mich schon auf dieses Jahr gefreut habe! *-* Konzerte, Konzerte, Konzerte ♡

Was sind eure Pläne für dieses Jahr? :D

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