Blass, kalt und halbtot

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Ich betrachtete mich ein letztes Mal in dem Spiegel, um noch einmal sicher gehen zu können,
dass ich auf den Ball nicht zu viele Blicke auf mich ziehen würde,
um in Ruhe in meiner Einsamkeit schwelgen zu können.

Ich war kein Fan derartiger Veranstaltungen, doch, wenn man schon wieder daheim war,
konnte man doch mal etwas riskieren, nicht?

Ich grinste zufrieden, und verschwand denn die Treppe des Palastes herunter, um an der Feier teilnehmen zu können.
Es erschien mir manchmal perplex, dass es wirklich noch immer so viele Interessenten für so etwas gab, jedoch musste man nicht lang warten,
um ein Haufen Gäste zu finden.
Und genauso sah es auch in dem großen Ballraum aus; in der Mitte tanzten verliebte Paare zu der Musik,
welche von unseren Musikern über die Fläche getragen wurden, und außen rum standen jede Menge Leute,
welche entweder noch keinen Partner gefunden hatten, keine Lust verspürten, zu tanzen, oder einfach nur trinken wollten.

Ich stellte mich sofort zu ihnen,
und sah mich interessiert um.

Mein pochender Kopf entriss ein leises Stöhnen aus meinem Mund,
und ich wünschte mir nicht mehr als ein Glas Wasser;
als ich probierte,
mich in dem abgedunkelten Raum umzusehen, und irgendetwas zu erkennen.

Wo war ich?

"Die Prinzessin ist endlich wach.", das schmierige Grinsen eines hochgewachsenen, blonden Typen ließ mich angespannt an meinen Fesseln ziehen. Ich konnte mich nicht wehren - ich hing an einer feuchten Mauer, die Gliedmaßen auseinander gestreckt und von der Hälfte meiner Kleidung entledigt.
Ich fühlte mich tot, vielleicht war ich es (noch) nicht, doch die Kälte breitete sich nicht nur in dem verlassenen Raum aus, sondern auch in mir.

"Kennen wir uns?", ein gut aussehender, junger Kerl, welcher sich nun vor mich gestellt hatte, grinste mich sympathisch an. "Ich denke nicht.", ich spürte, wie die Röte in mein Gesicht schoss. "Na, dann. Jonathan. Jonathan Sereta.", ich schüttelte seine Hand mit den schlichten Worten "Chloë".

"Bist du öfter auf solchen Bällen?", fragte er mich, und nippte an seinem Getränk. "Wenn, nicht freiwillig.", ich lachte leise. "Familie?" "Ja."

"Ich dachte, du freust dich, mich wiederzusehen!", beschwerte sich dieser, weswegen ich nur laut schnaubte. "Solange du hier bist, Prinzesschen", er kam mir gefährlich nah, wodurch mir nur noch mehr die kranke Blässe des Mannes auffiel, "hörst du gefälligst auf meine Regeln, klar?"
Er versuchte, bedrohlich zu wirken, jedoch fiel es mir immer schwerer, ihn ernst zu nehmen. "Klar!", spuckte ich.

Er kam wieder, und brachte mir einen halben Becher des Punsches mit. Mit einem schmalen Nicken bedankte ich mich, und begann, diesen feinsinnig zu betrachten. "Du scheinst nicht sehr begeistert hiervon zu sein, oder?", schmunzelte Jonathan und warf mir einen belustigten Blick zu. Ich rollte mit den Augen.

"Nun ja, ich bin immerhin hergekommen, oder?"

"Mein Schatz."
Er starrte mich an.
Leblos, als wäre ich ein Objekt.
"Ich bin nicht dein Schatz.", fauchte ich.
"Überleg' dir das noch gut, Chloë", brummte Jonathan, und spielte mit seiner Waffe, "du wirst deine Meinung schnell ändern.", ich schüttelte mit dem Kopf.
"Sei dir da mal nicht so sicher."

"Ich bin mir sicher, Liebling."

Die Tochter des Obi-Wan KenobiWo Geschichten leben. Entdecke jetzt