Albtraum

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Unruhig rutschte ich hin und her, schüttelte meinen Kopf, die Erinnerungen ablehnend.

“Hinter dir!“

Ich konnte ihm nicht helfen.

Ein Schuss fiel, ein schlaffer Körper sackte in sich zusammen.

Er war der einzige, der wusste, wer ich wirklich war, der durch meine Nussschale hindurch dringen und mich herausbringen konnte.

Und dennoch war ich zu schwach, ihm zu helfen.

Blut, das durch den feinen Stoff sickerte, Tränen, die über heiße Wangen liefen, der Gestank von verbrannten Fleisch lag in der Luft.

Jahrelang klebten wir aneinander, es gab den einen nicht ohne den anderen. Wir tauchten überall im Doppelpack auf, kämpften und litten zusammen, als würden wir in der Haut des Anderen stecken.

Flüchtig schnellten Hände über den blassen Körper, wollten helfen, irgendwas tun, aber konnten nichts machen, um ihn aufzufangen.

Herzklopfen, Schreie, die nur bedingt wahrgenommen wurden, Haut, die unter dem Druck der Klinge langsam aufgerissen wurde.

Ich hätte alles getan - mich sogar selbst geopfert - damit er weiterleben könnte. Eine Träne rann über mein Gesicht, dennoch verweigerte ich mich, sie anzunehmen und wegzustreichen, ließ mich weiter fallen, bis ich bald auf den Boden aufkommen und das hier enden würde.

“Bevor meine Mutter gestorben ist, hat sie mir gesagt, dass ich diesen Kampf gewinnen werde“, ein erbärmliches Lächeln auf seinen Lippen, “doch nur du wirst das schaffen, Chloë, das - das weiß ich.“

Ich schreckte auf, sah mich um - hoffte, mich vergewissern zu können, wirklich bloß zu träumen. Ein Seufzen passierte meine Lippen, ich strich mir mit einer Hand über die Stirn und schloss resigniert meine Augen, mir bewusst werdend, heute wohl keinen Schlaf mehr finden zu können und aufstehen zu müssen.

Er wurde mit mir trainiert, wir teilten uns jahrelang ein Zimmer und es war auch sein Tod, der mich dazu veranlasst hatte, nach Coruscant zurückzukehren.

Ich stand auf, lief langsam in mein spärlich eingerichtetes Bad und spritzte mir großzügig kaltes Wasser ins Gesicht, um mich später nicht von den getrockneten Tränen ablenken zu lassen. “Was machst du nur mit dir selber?“, schmunzelte ich, betrachtete meine roten Hände, ehe ich einen Blick in den Spiegel machte.

Die Kapuzen tief ins Gesicht gezogen standen sie dort, Reihe um Reihe trauernde Angehörige und Mitfühlende, die einfach nur wegen der Gemeinschaft aufgetaucht waren.

Mir über die Lippen leckend zog ich mir meine Robe über, machte mich erneut für einige Gespräche mit Senatoren bereit, die sich dem Willen des Kanzlers gebeugt und sich für die Rückeroberung meines Planeten gesprochen hatten.

Ein toter Jedi, ein Padawan, der kurz vor seiner Zeremonie stand, tausenden das Leben gerettet, aber seinen eigenen Tod nicht verhindern konnte, war in den heutigen Kriegszeiten nicht mehr selten.

Ausblendend, was für Folgen das für mich oder alle Außenstehenden haben konnte, senkte ich meinen Blick beschämt auf meine Füße, die den Gang heruntereilten.

Aber ein Jedi, der durch die Klinge eines Freundes verraten wurde, entspricht nicht dem, was wir versprochen haben zu ehren und zu beschützen.

Meine Familie, oder das, was ich meine Familie nannte, brauchte jede Hilfe, die sie bekommen könnten. Wenn es nötig wäre, würde ich in einen Krieg ziehen, um die zu wahren, die schon immer meine Sicherheit versprochen haben.

Ein Tod, der genauso unnötig, wie auch aus Zorn entstanden war.

“Ich danke euch, dass ihr euch doch für eine Rettung Mandalores ausgesprochen habt - dafür werde ich ewig in eurer Schuld stehen.“, abwartend blickten sie mich an, nickten nur, sich anscheinend dem Ausmaß bewusst, der nun vorbereitet werden müsste. “Wir reden nicht groß drum herum“, ich biss mir auf die Lippe, sah ungeduldig in braune, weise Augen, die mich neugierig anstrahlten, “wir werden tun, was wir können, egal, wie viel es von uns nehmen und wie viel Geld es kosten wird. Wir können unsere Freunde, die Freunde der Republik nicht im Stich lassen!“

Freunde, was tat man nicht für sie.

Man würde sie so lange um sich haben wollen, bis sie sich gegen einen erheben würden.

Bis sie einem das nehmen würden, das einem am Wichtigsten ist...

“Ich werde alles in meiner Macht stehende tun, um einen weiteren Verlust zu verhindern.“, ich nickte, mehr abwesend, als interessiert. “Wir können es nicht mehr erlauben - Palpatine erlaubt einen Verrat, und genau dem müssen wir entgegen steuern, wir sind nicht seine Marionetten, wir sind lebende Wesen, die genauso für Recht und Freiheit kämpfen, wie die Jedi, oder der Kanzler es eigentlich sollte.“

Eine leblose, eiskalte Hand, die sie weinend in ihrer hielt - in diesem Moment schwor sie sich, irgendwann Rache an dem Mann auszuüben, der einmal einer ihrer engsten Freunde war.

Ja, hehe, hi.
Einmal ein etwas Anderes Kapitel, ich wollte nicht ein komplettes mit Chloës Vergangenheit füllen - wie findet ihr es? Soll ich noch weitere Kapitel in dieser Form schreiben? :)
P.S. Ich bräuchte etwas Hilfe mit den Namen für Chloës “Ex-Freund“ und “Erzfeind/Ehemaliger Freund“. ( .-. )

Die Tochter des Obi-Wan KenobiWo Geschichten leben. Entdecke jetzt