Rückkehr

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Chloë

Der Schmerz in meinem Herzen war kaum auszuhalten; ich hätte es wissen sollen. Niemand würde freiwillig an meiner Seite bleiben, wenn er von meiner Vergangenheit Bescheid wüsste.
Ich hätte es wissen sollen.
Ich hätte niemals zurückkommen sollen. Sie alle wären auch ohne mich gut klargekommen.

Nach einigen Stunden, nachdem der Verrat meines “Verlobten“ an die Öffentlichkeit gedrungen war, saß ich noch immer in meinem Zimmer, das ich früher mit ihm geteilt hatte, und starrte aus dem abgedunkelten Fenster, und fragte mich,
wie ich so naiv sein konnte und mich auf ihn eingelassen habe.
Vielleicht war es, dass er mir zum ersten Mal, nach dem Tod von Nico, das Gefühl gegeben hat, geliebt zu werden - und ich hasste mich für die späte Erkenntnis, dass es vermutlich bloß meine Dummheit gewesen war, die es überhaupt zugelassen hat, dass er gestorben ist.

Jon war nur ein weiteres Produkt unserer, noch immer vom Krieg gekennzeichneten, Gesellschaft - war ich das auch?
War ich auch so wie er?
So hasserfüllt, und verblendet, dass ich mein eigene Familie aufs Spiel setzen würde, um mein eigenes Überleben zu sichern?

Ich seufzte leise, und wurde durch die nähernden, schweren Fußschritte gewarnt, dass jemand in meine Richtung kam, stand deswegen auf, um nicht völlig hilflos zu wirken.
“Chloë, bist du hier?“, ein vorsichtiges Klopfen an der Holztür, ehe diese geöffnet wurde und der braunhaarige Lockenkopf eintrat. “Ja, bin ich.“, flüsterte ich in die Dunkelheit hinein, und erkannte, wie die Silhouette des Mannes sich umdrehte und kurz darauf den Lichtschalter aktivierte.

Ich blinzelte etwas geschockt, und bekam nur verschwommen mit, wie er sich vor mich kniete und meine Hände in seine nahm.
Erst jetzt fiel mir wirklich auf, dass er diese immer unter seinen Handschuhen versteckt hielt.
“Alles okay?“
“Muss es doch, oder?“

Er schmunzelte.
“Stimmt.“ “Wer hat dich geschickt?“
“Deine Mutter, doch ich wollte selbst nach dem Rechten sehen.“, ich grinste ihn knapp an. “Mir geht es gut, keine Sorge.“
Anakin wusste, dass ich log; doch er beließ es dabei, wissend, dass ich ihn nicht weiter nachbohren ließ.
“Willst du wieder mit runterkommen? Die anderen sich bestimmt schon Sorgen um mich, M'lady!“, ich stimmte dem zu, und lief wie ein verwundeter Welpe hinter ihm her, solange, bis er stockend stehen blieb, und sich zu mir umdrehte.

Er senkte den Kopf - dann schlang er vorsichtig seine Arme um meinen Körper, und presste mich beschützend an sich. Meine Augen erschrocken aufreißend stockte ich, ehe ich die Umarmung zaghaft erwiderte, mich mitgerissen gegen seine Brust lehnte und das Gefühl der Sicherheit in mich hineinfließen ließ,
welches er nahezu auszuströmen schien.

Ich wusste nicht,
wie lange wir regungslos in dem, in Kerzenschein erfüllten, Flur standen, doch, nachdem ich das Zeitgefühl zurück gewonnen hatte, gingen wir stillschweigend in das Wohnzimmer hinein.
Wir wurden anscheinend schon erwartet, denn wir wurden nach wenigen Sekunden schon in die Arme der Anwesenden geworfen, die mir tausende, um abertausende - zwar lieb gemeinte, aber aufdringliche - Fragen um die Ohren warfen, und mich von dem General wegzogen.

“Chloë, Schätzchen! Du bist ja ganz blass, komm' her, ich habe dir noch etwas zu essen gemacht!“
“Nun lasst sie doch erst einmal durchatmen“, ich war überrascht, dass meine Mutter ebenfalls zu der Runde zugestoßen war, “mein Kind, komm' her.“, erneut ließ ich mich von jemanden umarmen - in den Armen meiner Mutter zu liegen, war selten; sie erlaubte es sich nicht, offen Gefühle zu zeigen, um niemanden in Gefahr zu wagen.

“Kehrt zurück nach Coruscant, hier ist es nicht sicher - wir werden euch folgen, habe keine Angst. Doch ich muss noch etwas erledigen, bevor ich gehen kann“, flüsterte die Herzogin in mein Ohr, weswegen benommen nicken konnte, “Versprichst du mir, dass du nichts Dämliches anstellen wirst, solange ich nicht ein Auge auf dich werfen kann?“, ich schmunzelte. “Versprechen kann ich dir das leider nicht, Mutter. Wirst du nachkommen, und im Senat zu uns stoßen?“, sie ließ mich los, und lächelte mich an - sie war stolz auf mich; tatsächlich stolz auf mich.

Wann war sie das jemals?
Wenn ich nicht umgeben von Angestellten wäre, dann wäre ich vermutlich in Tränen ausgebrochen.
“Ich verspreche es dir, Chloë“, ihre Hand legte sich auf meine Schulter, “und vergiss' niemals, dass ich nicht glücklicher sein kann, dich meine Tochter nennen zu dürfen.“

Damit entfernte sie sich von mir; lief in eiligen Schritten in einen anderen Raum, und ließ mich mit ihren Worten alleine.
“Anakin.“, ich drehte mich zu ihm um, und grinste, mir dabei über meine Lippen leckend. “M'lady?“ “Ab nach Coruscant.“

Hihi, was geht, was steht?
Wie findet ihr das Kapitel? °_°

Die Tochter des Obi-Wan KenobiWhere stories live. Discover now