Nach einer zehn minütigen Fahrt verlässt er die dicht befahrene Straße und biegt ab. Mit einem guten Abstand, sodass er keinen Verdacht schöpft, fahre ich ihm nach und kurz darauf komme ich auf einem verlassenen Industrie Gebiet an.
Verwirrt schaue ich mich um, hier gibt es nichts außer großen Lagerhallen. Was will er hier?
Er fährt vor eine große Lagerhalle und hält an.
Ich fahre vor eine kleine Halle, welcher noch ein gutes Stück vor der Halle ist, die Xaver gerade betritt. Damit man das Auto nicht sieht oder Verdacht schöpft parke ich hinter der kleinen Halle und laufe möglichst leise zur großen.
Dieser wird zum Glück nicht von außen überwacht, wie bei uns Zuhause. Aber dafür bestimmt von innen.

Leise schleiche ich auf die Halle zu und trete an die große Stahltür.
Sie ist leicht angelehnt, deshalb öffne ich sie noch einen Spalt breit und schaue hinein.
Was ich da sehe, lässt mir das Blut in den Adern gefrieren.
Dreißig Männer oder sogar mehr stehen alle beisammen, bilden einen Kreis. In der Mitte befindet sich ein Mann, er ist auf ein Stuhl gebunden und wird mehrmals hintereinander von Xaver geschlagen. Ich kann sein Gesicht nicht sehen aber ich weiß, dass er es ist. Er ist es.
Ich presse meine Hand auf meinen Mund um keinen Laut von mir zu geben. Meine Sicht wird immer mehr verschwommen, durch die Tränen die ich versuche zu unterdrücken.

Plötzlich lässt Xaver von ihm ab und geht um ihn herum.
Vor Schreck weiten sich meine Augen. Mehr als vor seinen Schlägen fürchte ich mich vor seinem Gesicht. Ich fürchte mich vor ihm. Er hat einen Menschen vor ein paar Sekunden Leid zugefügt und gequält.
Er läuft mit einem Grinsen um ihn herum, ich habe das Gesicht noch nie gesehen. Das ist nicht der Mann in den ich mich verliebt habe, das Gesicht ist ein Abbild des Grauens, der Folter.
Erst jetzt merke ich, dass mir unaufhörlich Tränen die Wange herunter laufen. Wer ist das?
Er hat mir versprochen, gar geschworen, dass er niemanden  leiden lässt, dass er niemanden quält.

Wieder kommt er vor dem Mann zum stehen und hebt plötzlich die Hand. Allein diese Bewegung verursacht, dass ich am ganzen Körper zusammen zucke und zurück weiche.
Schnell trete ich wieder vor, ich muss es sehen. Ich muss sehen, wozu er in der Lage ist.
Plötzlich spaltet sich die Menge und jemand tritt vor, nicht nur jemand. Es ist Zack. Zittrig atme ich aus, er auch?
Mit einem leichten Schwindel halte ich mich an der Tür fest und nehme die Hand runter. Wische meine Tränen weg und beobachte gespannt das Szenario vor mich.

Wieder friert mir das Blut in den Adern und ich kämpfe gegen einen Brechreiz an, als ich die Waffe in Zacks Händen sehe.
Gelassen und mit dem selben widerlichen Grinsen überreicht er sie Xaver, schon fast stolz, als wäre es eine Ehre.
Zufrieden nimmt Xaver sie an und betrachtet sie interessiert.
Der arme Mann auf dem Stuhl windet sich und versucht zu entkommen. Auch wenn er durch ein Wunder den Fesseln entkommen sollte, so stehen noch mehr als dreißig Männer vor ihm.

Xaver hebt die Waffe und schießt mit einem mal. Noch bevor ich realisieren kann was passiert und mich irritiert umschaue, fällt der Mann auf dem Stuhl nach hinten und kommt mit einem lauten Knall zu Boden. Seine Augen sind weit aufgerissen und Blut sickert ihm aus der Stirn.
Nachdem ich das sehen habe, dass ganze Blut gesehen habe, ist es um mich geschehen. Ich trete zurück und übergebe mich neben die Tür.
Mit zitternden Händen wische ich mir keuchend die Tränen weg und stütze mich an der Wand ab, drohe zusammen zu brechen.

"Wen haben wir denn da?" Ertönt plötzlich eine Stimme hinter mir, zeitgleich spüre ich mehrere Hände an meinen Armen.
Sofort hallte ich inne und stehe unter Schock. Ich kann mich nicht bewegen, noch kann ich etwas sagen.
Ich werde herum gedreht und begegne braunen Augen.
Angriffslustig funkeln sie mir entgegen und blicken mich wachsam an. Noch immer bin ich nicht in der Lage zu reden oder etwas zu sagen.
"Was für eine schöne Überraschung" sagt der große Mann mit den braunen Augen.
"Eine kleine Spionin" grinst er gehässig.
"Bringt sie rein" verlang er von dem zwei Männern, die mich fest halten.
Sie schleifen mich vor sich her und ziehen mich in die Halle.
"Boss wir haben Besuch!" Ruft der Mann stolz, als wäre er glücklich durch seine Tat.
Xaver steht mit dem Rücken zu uns und unterhält sich mit Zack.
Als dieser durch den Ruf zur Seite blickt, seine Augen mein Gesicht erblicken, erstarrt er. Das Grinsen fällt in sich zusammen.

Xaver dreht sich grinsend um, bis er mich erblickt und ihm ebenfalls das Grinsen aus dem Gesicht fällt. Seine harten Züge entgleisen ihm und er schaut mich geschockt an.
Während ich zu nichts in der Lage bin, als bitterlich zu weinen und laut zu schluchzen.
Eine Kälte jagt mir durch den Körper und lässt mich erzittern. Schlaff hänge ich zwischen den Männern, die mich ohne große Mühe aufrecht halten.
Wie vom Blitz getroffen rennt er auf mich zu und entreißt mich aus den Fängen der Männer.
Schluchzend lasse ich mich an seine Brust ziehen. Mein Körper erbebt während mein Herz in einzelne Teile gebrochen wird.

"Alia, meine süße Alia" höre ich ihn ehrfürchtig sagen. Spüre seine Angst, seine Trauer.
Seine Stimme lässt mich das grausame Szenario wieder erleben, sodass ich ihn mit letzter Kraft von mir schubse.
Betroffen schaut er mich an und versucht mir wieder näher zu kommen. Doch ich weiche zurück.
Zu sehr habe ich Angst vor ihm, vor ihm und seinem zweiten Gesicht. Seinem zweiten Ich.
"Wie konntest du nur?" Frage ich mit brüchiger Stimme, während mir die Tränen über das Gesicht laufen.
"Alia du musst verstehen, ich.." versucht er sich niedergeschlagen zu rechtfertigen, aber ich hebe die Hand.
Sofort verstummt er und blickt mich schuldbewusst an.
"Du hast es mir versprochen" hauche ich erschöpft.
"Du hast mir versprochen, dass du niemanden quälen wirst. Du hast mich angelogen" spreche ich aus und werde mir über den Sinn der Worte bewusst.
"Du hast mich hintergangen" keuche ich und schnappe panisch nach Luft, sanke auf die Knie.
"Alia!" Ruft er besorgt und kniet sich zu mir runter.
"Beruhig dich, atme!" Verlangt er und hält mein Gesicht zwischen seine Händen.

Die Panik und die Verzweiflung sind ihm ins Gesicht geschrieben, panisch sucht er meinen Blick. Versucht in mich hindurch zu dringen.
Ich stoße mich von ihm weg und komme wieder zum stehen. Mit zitternden Händen hebe ich wieder meine Hand und streife den Ring ab, welcher unsere Liebe, unsere Zukunft symbolisiert.
"Tu mir das nicht an, bitte tu mir das nicht an Alia" höre ich ihn verzweifelt flehen.
Doch ich schenke seinen Worten keine Beachtung. Auch wenn sie sich wie eine Faust um mein Herz legen und diesen zerquetschen.
Ich lasse den Ring zu Boden fallen, der Aufprall scheint ohrenbetäubend zu sein.
Für einen Moment ist es vollkommen still.

"Es ist vorbei, trete mir nie wieder unter die Augen. Ich verabscheue dich. Ich hasse dich" spreche ich die Worte mit solch einer Verachtung aus, dass es mich selbst erschreckt.
Erschrocken zuckt Xaver zusammen und schaut mich mit Tränen in den Augen an.
"Alia bitte.. Mein Schöne.. Nein" wimmert er leise, doch ich drehe mich um.
Laufe weg, laufe so schnell ich kann, während ich hinter mir seine schmerzerfüllten Schreie höre. Ich laufe und laufe, komme am Auto an und fahre davon.
Weg von ihm und unserer gemeinsamen Zukunft. Es ist vorbei. Er hat mich gebrochen.


Wie findet ihr es?😬

Für diejenigen, die es interessiert, ich schreibe die Kapitel immer Abend so um 12 Uhr bis 2 Uhr morgens 😂 wenn sie deshalb manchmal "extrem" wirken, schiebt es auf die Müdigkeit.
Ich bin am Abend aber immer kreativer und das Schreiben fällt mir leichter, deshalb schreibe ich immer spät Abends😊

Mafias BeautyWhere stories live. Discover now