28. Daughter

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A L I A

Die Fahrt nach Hause verlief ruhig, mehr als ruhig. Es hat sich eine erdrückende Stille über uns gelegt. Nachdem Xaver mit dem Namen Emily angefangen hat, haben wir nicht mehr miteinander geredet.
Der Gedanke mit ihm ein Kind zu bekommen, macht mich glücklich. Aber da sind diese fiesen Gedanken, die mein Glück stoppen.
Wie wäre er als Vater? Wie wäre ich als Mutter?
Für ein Kind ist es jetzt momentan sowieso zu früh, selbst die Verlobung ist zu früh und kam mehr als überraschend. Ein Kind würde alles verändern und dazu bin ich noch nicht bereit.

"Ich muss noch weg. Ein paar Sachen erledigen" erklärt Xaver, als wir zuhause angekommen sind, während ich mich gerade umziehe. Automatisch wandert mein Blick zur Uhr, wir haben zehn Uhr Abends.
Skeptisch ziehe ich meine Stirn hoch und blicke ihn fragend an.
"Was kann man um diese Uhrzeit noch zu tun haben?" Frage ich ihn sarkastisch.
"Geh schlafen" erwidert er daraufhin bloß und verlässt mit diesen Worten, Tür schlagend, das Schlafzimmer.
Wie vor den Kopf gestoßen schaue ich zur Tür und kann nicht realisieren, was er da zu mir gesagt hat.

Wut, nichts als Wut verbreitet sich in meinem inneren aus.
Wie kann er so mit mir umgehen, und das so plötzlich. Auf dem Vergnügungspark war alles in Ordnung. Mehr als das sogar.
Mit einer langsam abfallenden Wut lege ich mich ins Bett und versuche zu schlafen. Was mir schließlich nach vielen versuchen gelingt.

X A V E R

"Ich bin gleich da, sieht zu das er bei Bewusstsein ist" verlange ich von Zack und lege auf.
"Lucía, bleib bitte die Nacht über hier mit Antonio. Ich möchte nicht, dass Alia alleine ist" bitte ich sie, möglichst nett.
"Natürlich" erwidert sie kurz angebunden. Zufrieden mit ihrer Antwort, nicke ich knapp zur Verabschiedung und verlasse daraufhin das Haus. Zwar ist das Haus sicher und keiner könnte rein oder raus, ohne das ich es will, trotzdem behagt mir der Gedanke nicht, sie alleine zu lassen.

Mit einer schnellen Geschwindigkeit fahre ich zu meiner Höhle. Oder Hölle. Je nachdem auf welcher Seite man steht. Als ich erfahren habe, dass meine Männer einen von ihnen erwischt haben, konnte ich nicht still sitzen oder gar an Schlaf denken.
Ich muss mich abreagieren, und das solange bis jemand Blut spuckt.

Mit einem breiten Grinsen, welcher nur so vor Zynismus trieft betrete ich die große Halle. Eine große Halle bezeichne ich als meine Höhle. Der Ort an dem ich meine inneren Dämonen befreie und sie auslebe.
Seit dem ich Alia habe, sind sie zwar abgeklungen aber sobald ich daran denke, was meinem Onkel geschehen ist, entfacht sie wieder in voller Brutalität und Blutdurst.
Mit festen Schritten, die durch den großen Raum hallen, komme ich meinem persönlichen Boxsack gefährlich nah.

"Ich werde nichts sagen" sind die ersten Worte, die mich begrüßen.
Um den Gruß zu erwidern, landet meine Faust direkt in sein Gesicht. Sodass ein lautes Zischen seinerseits entsteht. Der Stuhl an dem er gefesselt ist, schwangt gefährlich, hält aber dem Schlag stand. Der widerliche Bastard eher weniger.
Blut fließt aus seiner Nase und die untere Lippe ist aufgeplatzt, nur mit einem Schlag.
"Scheint so als wäre ich nicht außer Übung" beginne ich lachend und reibe meine Hände aneinander.
"So mio amico" [itl. Mein Freund]
"Was hast du mit dem Mord an meinem Onkel zu tun?" Frage ich ihn direkt ohne umschweife.
Wie erwartet bleibt er still, ich verabscheue die Stille.
"Interessant" kommentiere ich sein Verhalten.
"Du bist also loyal hmm" sage ich nachdenklich und laufe um ihn herum. Lasse meinen Blick über meine zahlreichen Männer wandern, die mit einem guten Abstand um uns herum stehen, einen Kreis um uns bilden.
Zum Gruß nicke ich ihnen knapp zu, welcher respektvoll erwidert wird.

Als ich wieder vor ihm zum stehen komme, hole ich aus und schlage ihm wieder ins Gesicht. Das schöne Geräusch von Haut auf Haut entsteht und ich spüre das Kribbeln auf einer Hand. Ich liebe das Gefühl und es stachelt mich nur noch mehr an.
"Wirst du sprechen oder meine Zeit vergeuden?" Frage ich ihn ein letztes mal. Wieder nichts.
Grinsend schüttel ich mit dem Kopf.
"Na gut, ich denke deine Frau wird mehr zu sagen haben" Rede ich weiter und sehe förmlich wie seine Standfestigkeit mit einem mal fällt und er vor Schreck die Augen aufreißt.
"Zack" sage ich bloß und in wenigen Sekunden ist er bei mir und reicht mir mein Lieblings Spielzeug.
Ohne ein Wort zu sagen hebe ich die Pistole und drücke ab.
Es hätte nicht viel gebraucht und sie wäre in seine Schulter gedrungen. Der darauf folgende markerschütternde Schrei, lässt mich Grinsen.
"Stopp!okay, fuck. Stopp!" Keucht der kleine Kerl und versucht nach seiner Schulter zu greifen, was ihm natürlich nicht gelingt, da er noch immer festgebunden ist.

Ich lasse ihn in Ruhe und gebe ihm ein paar Minuten, damit er runterkommt. Schließlich brauche ich ihn lebendig.
"Sprich" verlange ich mit tiefer Stimme, meine Geduld neigt sich dem Ende zu. Sein Leben ebenfalls.
"Ich habe deinen Onkel nicht umgebracht, ich war auch nicht dabei" fängt er an und macht klaren Tisch.
"Mr. P wollte seinen Tod und hat viele Männer auf ihn geschickt. Ich habe mich aber da raus gehalten, ich habe Frau und Kinder, das wäre ein zu großes Risiko." Erklärt er und schaut mich mit großen Augen an. Als würde das etwas ändern.

"Wer ist dieser Mr. P?" Frage ich ihn kurz angebunden.
"Einer der gefährlichsten Männer, die es gibt. Er stammt aus Mexico, ihm gehört das größte Drogenkartell. Wenn man einmal mit ihm zu tun hat, wird man ihn und seine Männer nie wieder los" spricht er verzweifelt und den Tränen nah.
"Was hast du mit ihm zu tun?" Frage ich ihn, denn schon vom ersten Moment an, wusste ich das er nicht zu dieser "Branche" gehört.
"Ich hatte Schulden bei ihm" gesteht er nach kurzem Schweigen.
"Ich wollte ihm das Geld wieder geben, aber er hat es nicht akzeptiert. Die einzige Zahlung die er akzeptiert, sind Morde.
Ich sollte für ihn deinen Onkel beschatten. Nur beschatten, weil ich nicht so sehr auffallen würde, sollte ich es machen. Das habe ich dann auch ein Jahr lang gemacht.
Als meine Arbeit denn fertig war, habe ich ihn nie wieder gesehen oder was von ihm gehört" erzählt er und beißt fest die Zähne zusammen, als Blut aus seiner Wunde austritt.
Ich habe ihm extra nur einen Schreifschuss verpasst, hätte ich ihm in die Schulter geschossen, wäre er zusammen gebrochen. Und wie gesagt, ich brauche ihn lebendig.

Geduldig habe ich mir alles angehört und waage ab, ob ich ihm glauben kann. So sehr wie er mittlerweile schluchzt, wird er nicht lügen.
"Du hast Kinder?" Frage ich ihn plötzlich.
"Bitte tu ihnen nichts" erwidert er verzweifelt und bestätigt damit meine Frage.
"Wie viele?" Frage ich ihn weiter.
"Zwei, ich habe zwei kleine Mädchen" sagt er und lässt seinen Kopf hängen.
Nickend trete ich einen Schritt zurück und mustere ihn.
Ich schätze er ist um die vierzig, etwas klein und ein absolut normaler Typ.
"Warum hast du von ihm Geld genommen?"Frage ich weiter.
"Ich habe meinen Job verloren, der Vermieter wollte uns rausschmeißen. Mit dem Geld haben wir uns ein kleines Haus gekauft" gesteht er und schaut noch immer zu Boden. Als würde er auf seine Hinrichtung warten und beten, dass sie schnell vorbei geht.

"Wie alt sind deine Töchter?" Frage ich ihn und laufe langsam um ihn herum, sodass ich hinter ihm stehe.
"Vier und zwei" flüstert er leise mit schwacher Stimme.
Ohne es kontrollieren zu können, denke ich an Alia, wie es wäre mit ihr Kinder zu bekommen.
Ich wollte schon immer eine große Familie, früh wollte ich heiraten und Kinder bekommen. Viele Kinder. Nicht nur einmal habe ich geträumt, mit Alia ein Mädchen zu bekommen.

"Wirst du mich umbringen?" Höre ich ihn leise Flüstern.
Langsam umrunde ich ihn und komme vor ihm zum stehen.
"Nein" sage ich, noch bevor ich wirklich darüber nachdenken kann.
Sofort schießt sein Kopf hoch und er schaut mich ungläubig an.
"Von nun an, wirst du für mich arbeiten" verkünde ich und deute meinen Männern, ihn frei zu machen.
Mit offenem Mund schaut er mich an, bis er schnell nickt.
"Verarztet seine Wunden." Sage ich zu Zack.
"Wie heißt du eigentlich?" Frage ich ihn.
"Milo" antwortet er.
"Nun dann Milo, bete für deine Töchter, denn nur wegen ihnen bist du nicht längst unter der Erde." verkünde ich und verlasse daraufhin das Lager.

•••
Das Kapitel ist um 1 Uhr morgens entstanden. Wenn es bisschen "psycho" ist, schiebt es auf die Müdigkeit😂

Und wie findet ihr es?😎

Habt ihr Lust öfter die Sicht von Xaver zu lesen? Oder nur ab und zu, eher weniger?

Lasst es mich wissen😀

Mafias BeautyWhere stories live. Discover now