31 Aus Mathildas Perspektive

10.3K 173 18
                                    

Wie konnte er nur. Ich versuchte mich wirklich zusammenzureißen, aber die Tränen wollten einfach nicht versiegen. Sie kullerten einfach so an meinen Wangen entlang, ohne dass ich viel machen konnte. Der eine Rettungsassistent sah mich schon ganz mitleidig an. Ich wich seinem Blick aus und versuchte an etwas anderes zu denken. Zum Glück hatten sie das Martinshorn ausgestellt. Scheinbar war mein Fall nicht so dringend. Warum dann diesen ganzen Zinober. Was wurde jetzt aus mir und Marlon? Alle möglichen Fragen huschten mir durch den Kopf, ohne dass ich auch nur eine beantworten konnte. Ein erneuter Hustenanfall schüttelte mich durch. Ich schob die Sauerstoffbrille zur Seite und setzte mich etwas auf. Der Rettungsassistent ließ mich einfach gewähren. Es gab also wohl auch noch Menschen in medizinischen Berufen, die diesen Kontrollzwang nicht so lebten, wie Marlon.

Der Krankenwagen stoppte. Mein Puls beschleunigte sich. Was würde mich hier nur erwarten? Ich fühlte mich gefesselt und ausgeliefert und zwar nicht im positiven Sinn wie mit Marlon sondern beklemmend und eingesperrt. Ich fühlte, wie Panik in mir aufstieg und begann schon wieder Sternchen zu sehen. Der Rettungsassistent stand auf und kam zu mir. Er befestigte die Sauerstoffbrille wieder unter meiner Nase und drehte den Sauerstoff auf.

"Ganz ruhig atmen. Einatmen, ausatmen." Er strich mir beruhigend über die Schulter, hielt dabei den Monitor im Auge. Ich spürte, wie sich das Blutdruckgerät erneut aufblies. Die Türen des RTWs öffneten sich.

"Einen Moment bitte. Die Patientin braucht kurz Zeit um wieder stabil zu sein." Langsam sah ich wieder etwas klarer.

"Okay. Wir können sie rausheben." Der Rettungsassistent wuchtete den Monitor neben mich und legte mir die Infusion in den Schoß.

"Sie ist in der kardiologischen Ambulanz schon angemeldet. Wir können sie gleich reinfahren!" Sagte eine mir wohl bekannte Stimme hinter mir. Mir fielen vor Erleichterung Zentnersteine vom Herz. Sofort konnte ich leichter atmen. Marlon war hier, er würde auf mich aufpassen. Erschöpft schloss ich kurz die Augen.

"Na, gute Fahrt gehabt Giftzwerg?" Ich öffnete die Augen und sah wie er mit einem schiefen Lächeln auf mich herunterschaute. Ich lächelte kurz zurück.

"Sie ist gerade an der nächsten Synkope vorbeigeschrammt. Das EKG war zum Glück angeschlossen, dass kann sich der Arzt dann gleich anschauen." Sagte der Rettungsassistent zu Marlon.

Es rumpelte und ich wurde in das Gebäude geschoben. Ich fühlte mich total erschöpft. Meine Augen brannten und mein Schädel brummte. Trotzdem war ich unendlich froh gerade die Verantwortung über mich selbst und meinen Gesundheitszustand an Marlon abgegeben zu können. Vielleicht war ja doch noch nicht Hopfen und Malz verloren. Wir wurden in einen Raum geschoben. Die beiden Sanitäter betteten mich noch auf ein dort stehendes Patientenbett um. Die ganzen Kabel und das Blutdruckmessgerät wurden entfernt. Dann verabschiedeten sich die beiden und ich war mit Marlon wieder alleine. Sobald die beiden draußen waren, begann Marlon mich wieder an den dortigen Monitor anzuschließen. Auch die Infusion wurde wieder aufgehängt. Er wechselte jedoch kein persönliches Wort mit mir. Ich hatte selbst viel zu viel Respekt davor ein Gespräch anzufangen. Nach kurzer Zeit klopfte es an der Türe. Ich konnte allerdings nicht sehen wer kurz darauf eintrat.

"Na ihr beide hattet es ja scheinbar eilig!" Ich hörte ein freundlich klingendes Lachen und verrenkte mir fast den Hals um zu sehen, wer den Raum betreten hatte. Dies war mit den ganzen Kabeln an mir dran jedoch ein schwieriges Unterfangen. Zudem tat mir jede Bewegung weg. Tolles Medikament. Man nimmt es, damit es einem besser geht und kurz darauf liegt man im Krankenhaus.

"Schau mal auf die Uhr. 15.00 Uhr passt doch genau!" Ich hörte wie die beiden Männer sich gegenseitig auf den Rücken klopften.

"Stimmt. Pünktlich wie eh und je. So jetzt muss ich mich aber mal deiner Freundin vorstellen!"

Teil 6 - Eine Verkleidung mit Folgen - unbearbeitetWo Geschichten leben. Entdecke jetzt