20 Aus Marlons Perspektive

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Obwohl sie sich schon wieder von mir wegbewegt hatte, spürte ich den Punkt, an dem Mathildas Lippen mich berührt hatten immer noch. Sie machte mich wirklich wahnsinnig mit ihrem Verhalten. Ich war mir nicht sicher, wie ich weiter mit ihr umgehen sollte. Gerade solche Aktionen wie mit dem Kaffee. Das hätte sich keine andere Partnerin bei mir getraut. Ich sah, dass sie etwas unruhig auf ihrem Stuhl herumrutschte. Der Kaffee und das viele Wasser hatten wohl ihren Dienst getan.

"Marlon!" Flüsterte sie leise.

"Was ist denn Süße?" Antwortete ich in normaler Lautstärke.

"Psst. Das muss ja nicht jeder mitkriegen. Wie machen wir das jetzt?"

"Mit der Urinprobe meinst du?" Ich sah, wie sie deutlich errötete und die Augen verdrehte.

"Was denn sonst?" Antwortete sie gepresst.

"Ich gebe dir gleich einen Probebehälter, du befüllst ihn mit Mittelstrahlurin. Dann schraubst du den Becher zu und bringst ihn wieder mit. Dann führe ich den Schnelltest durch und wenn alles O.B. ist, dann ziehe ich dir den Zugang." Ich lächelte ihr beruhigend zu und gab ihr unter dem Tisch den Probebehälter in die Hand. Sie steckte ihn sich mehr oder weniger unauffällig in die Handtasche und erhob sich dann. Ich sah ihr nach, wie sie zur Toilette lief und bewunderte dabei ihre anmutige Art sich fortzubewegen.

Kurze Zeit später kam sie mit leicht gerötetem Gesicht aus der Toilette wieder. Unterm Tisch fummelte sie an meiner Tasche und im Anschluss ihrer Tasche herum und ließ den Behälter in meine Tasche gleiten. Gerade in diesem Moment wurde der Hauptgang serviert. Den ließ ich mir natürlich nicht nehmen und dabei ignorierte ich Mathildas Blicke gekonnt . Nun brauchte sie beide Hände zum Essen. Dabei konnte sie natürlich das große Pflaster an ihrem Handrücken nicht mehr verbergen und wurde gleich von ihrem Nebensitzer, einem Freund von Lara, darauf angesprochen. Erneut beobachtete ich, wie sie errötete und eine notdürftige Erklärung zusammenstammelte.

"Ähm ja, also ich habe gerade immer wieder Kreislaufprobleme und ähm es ist noch nicht klar woran das liegt oder so...."

"Aha, ja da muss man aufpassen. Mir ist das auch schon passiert. Hast du denn schon mal einen Kardiologen draufschauen lassen?"

"Nein, hab ich nicht. Der Hausarzt sagte, dass alles in Ordnung ist."

"Pass nur auf, nicht dass du irgendwann mal irgendwo liegst!"

"Ich bin immer nur eine kurze Zeit weg."

" Also ich kenne da einen guten Kardiologen. Ein Freund von mir. Soll ich mal anfragen?"

"NEIN, danke nicht nötig. Ich bin bereits in Behandlung."

"Aber du sagtest doch gerade von wegen,...."

Ich hielt mich erstmal betont zurück und nahm wahr, wie sich ihre Wangen erneut deutlich röter färbten. Da ihre eine Hand gerade unter dem Tisch ruhte, umfasste ich ihr Handgelenk und zählte stumm den Puls. Er raste. Wenn sie mir auch ein kleines bisschen Leid tat, bereitete es mir doch auch eine gewisse Freude, sie derart unsicher zu sehen. Sie wusste ja mittlerweile, dass jedes Aufbegehren gegen meine Anweisungen eine Konsequenz nach sich zog. Nun waren wir, zumindest zum jetzigen Zeitpunkt, quit. Trotzdem beschloss ich, jetzt einzuschreiten,

"Hey, du warst doch vorne bei der Essensausgabe bei der Party, oder?

"Ja genau! Und du mit Mathilda an der Bar, oder?"

"Yep, ich hatte ja nie gedacht, dass man mal jemand bei so einer Party kennen lernt." Ich lächelte Mathilda an und küsste ihre Hand.

Mathilda lächelte mich dankbar an. Ich hielt weiterhin ihr Handgelenk fest und zählte stumm mit. Langsam ging er etwas runter.

"Ach stimmt. Du warst der mit dem Arztkostüm. Ich erinnere mich!"

"Genau! Du hattest gerade etwas von einem befreundeten Kardiologen erzählt? Ich will, dass Mathilda sich bei einem vorstellt!"

"Ja, der ist wirklich gut! Ich bin selbst auch bei ihm in Behandlung.Ich schreibe ihm mal, wann er einen Termin frei hat. " Er zückte sein Smartphone und fing gleich an, darauf herumzutippen.

Schwupps ging ihr Puls wieder nach oben! Sanft streichelte ich ihr Handgelenk.

"Kannst du das verdammte Ding jetzt bitte entfernen!!! Ich habe keine Lust auf weitere Kreuzverhöre." Raunte Mathilda mir zu.

"Klar, mach ich!" Ich lächelte sie an und ging mit meiner Tasche nach vorne zum Empfang und fragte nach einem Nebenraum. Mathilda hatte wohl wirklich genug. Sie hatte sich zu Lara geflüchtet. Langsam hatte ihr Gesicht auch wieder eine normale Farbe angenommen.

Ich betrat einen ungenutzten Seitenraum und wertete die Probe aus. Es waren immer noch Eiweißspuren vorhanden. Jedoch deutlich weniger als zuvor. Außerdem war der Urin nicht mehr so stark konzentriert. Ich überlegte, wie ich jetzt weiter verfahren sollte. Ich entsorgte den Becher und den Stick, wusch mir auf der Toilette die Hände und betrat wieder den Gastraum. Mathildas fragende Augen folgten mir. Ich trat direkt zu ihr. Sie saß nach wie vor neben Lara

"Also, du hast immer noch etwas Eiweiß im Urin, aber lange nicht mehr so viel, wie vorher. Das kann auch durch das Antibiotikum kommen. "

"Und jetzt?"

"Soll ich ihn dir hier ziehen? Oder erledigen wir das nachher bei mir Zuhause? Denk daran, dass es den meisten Leuten jetzt eh schon aufgefallen ist."

"Ja, genau wegen deiner Schikane!" Ich merkte ihr an, dass sie nun richtig sauer war. Lara schaute von mir zu Mathilda und wieder zurück.

"So ihr zwei jetzt beruhigt euch mal. Mathilda, ich bin mir sicher dass Marlon es nur gut gemeint hat. Jetzt stelle dich nicht so an."

"Du hast ja keine Ahnung. Ja, vielleicht hat er es gut gemeint. Aber er hätte genauso den Zugang auch vorher ziehen können!"

"Mathilda!" Rief ich sie leise, aber streng zur Ordnung.

"Wir gehen jetzt zurück zum Platz. Es gibt gleich Dessert. Dann fahren wir nach Hause und ich ziehe dir dort den Zugang. Punkt!"

"Marlon. Mathilda ist nicht so wie deine anderen Subs. Und das weißt du. Du hast gesagt, du könntest dir auch vorstellen ein Stück weit auf sie zuzugehen."

Mathilda schaute nur stumm auf den Boden. Ich wusste das Lara recht hatte, aber wie sollte ich das tun?

"Mathilda, was möchtest du?" Lara schaute sie an und strich ihr über die Schultern.

"Nach Hause!" Flüsterte sie leise.

"Gut, ich hole unsere Jacken. "

Ich stand auf und warf einen etwas sehnsüchtigen Blick zum Nachtischbuffet. Naja, ein anderes Mal. Ich spürte, dass Mathilda mir wichtig war und Lara hatte Recht. Ich durfte nicht ganz so hart zu ihr sein, wenn ich wirklich eine Beziehung mit ihr eingehen wollte. Aber es fiel mir wirklich verdammt schwer!

Teil 6 - Eine Verkleidung mit Folgen - unbearbeitetWhere stories live. Discover now