29 Aus Mathildas Perspektive

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Ich wachte auf und musste mich erstmal orientieren. Vorsichtig tastete ich nach meinem Handy, dass glücklicherweise auf dem Nachttisch lag. 6.00 Uhr. Meine innere Uhr hatte wieder einmal zugeschlagen. Zum Glück! Sonst wäre ich wohl zu spät zur Arbeit gekommen. Leise, um Marlon nicht zu wecken, setzte ich mich auf. Ich blieb kurz sitzen und horchte in mich hinein. Bis auf das mein Kopf nach wie vor etwas brummte und leichten Schmerzen beim Schlucken fühlte ich mich doch eigentlich ganz gut und erholt- redete ich mir zumindest ein. Vorsichtig stand ich auf und schlich auf Zehenspitzen zum Bad. Dort kramte ich erstmal in meinem Kulturbeutel nach einem erneuten Paracetamol. Wer weiß, wann Marlon aufwachen würde. Mit einem kleinen Schluck Wasser nahm ich die Tablette, zog dann mein Schlaf T-Shirt aus und stellte mich unter die Dusche. Nachdem ich kurz das heiße Wasser auf meinem Nacken genossen hatte, der sich ziemlich verspannt anfühlte, schäumte ich mich ein. Kurz noch die nötigen Körperteile rasieren und fertig war ich. Kurz überlegte ich, was ich wohl bei einem Kardiologenarzttermin anziehen sollte. Ich entschied mich dann für passende Unterwäsche, eine locker sitzende Stoffhose, ein eng anliegendes Unterhemd und einem hübsch fallenden Longsleeve. Im Spiegel bemerkte ich, wie blass ich eigentlich war. Dunkle Ringe waren unter meinen Augen zu sehen. Hier musste ich gleich nochmal Hand anlegen. Nach dem Zähneputzen nahm ich mein Make up Täschchen und machte mich "straßenfertig". Im Schlafzimmer blieb es zum Glück immer noch ruhig. Ohne ein erneutes Abhören und Temperaturmessen wäre ich bestimmt nicht davon gekommen. Als ich meine feuchten Haare mit dem Handtuch abfrottierte fiel mir siedend heiß ein, dass Marlon ja gar keinen Föhn besitzt. Verdammt. Ich hatte aber echt auch keine Zeit jetzt zu warten, bis sie trocknen würden. Kurz entschlossen drehte ich meine Haare in einen festen, tiefen Dutt. So waren zumindest die Haare, die direkt an der Kopfhaut anlagen relativ schnell trocken. Schnell schnappte ich meine Handtasche und verließ zügig, immerhin mit einer etwas wärmeren Jacke als am Freitag die Wohnung. Der Bus, der zu meiner Arbeitsstelle fuhr, hielt direkt an der nächsten Ecke. Die kalte Luft an meiner Kopfhaut ließ mich erschauern. Beim Blick auf die Uhr bemerkte ich, dass es durchaus noch Zeit hatte, mir beim Bäcker einen Kaffee zu holen. Dies tat ich auch und schrieb, während ich wartete Marlon eine Nachricht.

Guten Morgen Schnarchnase. Mir geht es gut und ich bin schon auf dem Weg zur Arbeit. Holst du mich dann um viertel vor 3 ab? Vermisse dich!

Dazu hängte ich noch ein Bild mit meinem Kaffee to go an. Der Bus kam zum Glück relativ schnell und bald war ich im Büro angekommen, dass gut beheizt war. Ich setzte mich an meinen Arbeitsplatz und versuchte schnell vorwärts zu arbeiten. Schließlich wollte ich ja um kurz vor 3 wieder gehen.

Guten Morgen. Ich hoffe dir geht es wirklich gut!?! Am liebsten würde ich mich davon selbst überzeugen 😛. Was ist nochmal die Adresse von deinem Büro? Denke daran genug zu trinken! Und nicht nur Kaffee. Vermisse dich auch.

Ich las die Nachricht und lachte leise. Das würde ihm gerade so passen. Ich ließ die Nachricht erstmal unbeantwortet und versuchte mich zu konzentrieren. Antworten würde ich ihm frühestens um halb 3, nicht dass er nachher wirklich hier vor der Tür steht. Obwohl, so schlimm fände ich die Vorstellung gar nicht. Energisch schüttelte ich jeden Gedanken an Marlon ab. Schon nach 2 Stunden Arbeit machte sich erneut mein Schädel bemerkbar. Ich unterbrach kurz um mir in der Kaffeeküche einen Kaffee und pflichtschuldig wie ich war, eine Flasche Apfelschorle, zu holen. Das kalte Getränk brannte ordentlich im Hals und so stellte ich es nach einem kleinen Schluck zur Seite. Ich kramte in meiner Handtasche. Eigentlich müsste ich hier drin doch auch noch Paracetamol haben. Ich öffnete die Schubladen meines Schreibtisches. Doch auch hier wurde ich nicht fündig. Ich schloss die Augen und versuchte sanft mit den Fingern mir den Druck von den Schläfen wegzumassieren. Nichts zu machen. Egal. Zähne zusammen beißen und workload abarbeiten. Ich versuchte mich erneut zu konzentrieren doch immer wieder machten mir kleine Hustenanfälle und wiederholtes Niesen meine mühsam aufgebaute Konzentration kaputt. Frustriert schaute ich auf die Uhr. Schon 12 Uhr und ich hatte nicht mal die Hälfte von dem geschafft, was ich schaffen wollte. Die nächste Apotheke war zu weit weg, um eben mal hinzulaufen. Ich atmete tief durch. Doch Marlon anrufen. Nein, das kam nicht in Frage. Er hatte heute seinen freien Tag. Außerdem würde der mir sowieso wieder nur ein ekliges Zäpfchen verabreichen. Unschlüssig überlegte ich, ob ich doch das Daymed nehmen sollte, dass mir vorher eine liebe Kollegin gegeben hatte. Man sah mir wohl deutlich an, dass ich nicht ganz auf der Höhe war. Ich beschloss es schließlich zu nehmen. Mit einem weiteren Schluck Apfelsaftschorle, hey Marlon wird stolz auf mich sein ganze 2 Schlücke geschafft, würgte ich das Daymed herunter. Ich schloss die Augen und versuchte mich kurz etwas zu entspannen. Nach einer kurzen Zeit öffnete ich die Augen wieder und begab mich an mein Projekt. Bald merkte ich, dass jetzt irgendetwas gar nicht mit mir stimmte. Meine Augen schienen nicht mehr klar fokussieren zu können. Ich versuchte den Blickwinkel zu ändern und schaute mich im Büro um. Ui das hätte ich lieber nicht getan. Ich nahm alles deutlich langsamer wahr, als vorhin. Es schien so, als müsste das Bild, dass mein Gehirn aufgenommen hatte erstmal Stück für Stück ankommen. Sehr komisches Gefühl... Ich beschloss meinen Kreislauf etwas anzuregen und zur Toilette zu gehen. Weit kam ich allerdings nicht.... .

Teil 6 - Eine Verkleidung mit Folgen - unbearbeitetWhere stories live. Discover now