80. #BlackBlood

641 66 24
                                    

Im selben Moment höre ich jedoch ein erbärmliches Husten im hinteren Teil des Raumes und zum ersten Mal seit dem die Schüsse gefallen sind wird mir bewusst, dass nicht nur ich getroffen bin.

Mein Kopf fährt trotz den Schmerzen ruckartig zur Seite. Erneut tauchen dunkle Flecken in meinem Blickfeld auf und aufgrund der plötzlichen Bewegung fängt die Umgebung sogar sekundenlang an zu schwanken. Jedoch sehe ich selbst durch die schwarze Punkte und einen drehenden Raum meinen eigenen Vater. Er liegt einige Meter von mir entfernt. Ebenfalls auf dem Boden. Auch er hat seine Waffe bei dem Sturz aus der Hand verloren, was ein gekonnter - unterbewusster - Blick mir klarmacht. Mein Blickfeld hört auf sich wie ein Karusell wild zu drehen und auch die schwarzen Punkte werden erst grau, bevor sie dann komplett verschwinden.

Jetzt sehe ich meinen Vater klarer und realisiere, dass er noch schlimmer aussieht als ich. Er liegt auf der Seite und stützt sich notdürftig mit einer Hand ab. Er hat seine Beine leicht angewickelt, jedoch erkenne ich hinter der Haltung verkrampfte Muskeln und unendliche Schmerzen. Sein ganzer Körper zittert - ob vor Schmerzen oder vor Anspannung wage ich in dieser Sekunde nicht zu sagen. Ich erkenne nahezu sofort, dass mein Schuss gezielter getroffen hat, als der seine. Die Eintrittswunde ist nur wenige Zentimeter neben seinem Herzen und somit um einiges Näher an dem lebenswichtigen Organ. Was mir auch sofort auffällt ist die schwarze Farbe seines Blutes.

Auch bei ihm hat sich das sonst dunkelrote Blut pechschwarz gefärbt. Auf dem weißen T-Shirt das er trägt ist das noch besser zu erkennen. Wie schwarze Tinte strömt es aus seiner Brust und fäbrt erst den Stoff des Oberteiles, dann die dunkle Lederjacke. Stöhnend verkrampft sich mein Vater und mein Blick wandert von seinem Oberkörper zu seinem Gesicht. Seine dunklen Haare wirken aufgrund seines Schweißes noch dunkler und ungemachter. Er hat die Augen krampfhaft zusammengekniffen, während sein ganzes Gesicht blutverschmiert und schmerzverzogen ist. Der leichte Rotton seiner Haut und der schimmernde Schweißvorhang verrät mir, dass er dieselben Schmerzen durchsteht wie ich nur wenige Minuten zuvor.

Nur mit dem Unterschied, dass ihm keiner die Schmerzen nimmt und dass sein Körper nicht in der Lage ist, die Verletzung auch nur annähernd mit heilenden Fähigkeiten zu dämpfen.

Ein Hustenanfall bringt den verkrampften Körper meines Vaters zum Erbeben und obwohl in meinem Körper selbst die Schmerzen pulsieren - und sich erneut verstärken - nehme ich mir diesen Moment um das Leiden von Crowley zu genießen. Er verdient es. Schwarzes Blut läuft über sein Kinn und tropft verheißungsvoll auf den Betonboden. Als ein weiterer Hustenanfall meinen Vater zum Erzittern bringt, bricht ein Schwall dunklem Blut aus seinem Mund hervor und übergießt sich über dem Boden. In Sekundenschnelle fließt das Blut auseinander und saugt sich sogar in die Jacke von Crowley. Ich spüre den Blick von Scott auf mir liegen, bin in dieser Sekunde jedoch unfähig meine Augen von meinem Vater abzuwenden.

Es ist vorbei. Er wird sterben...und ich wahrscheinlich auch.

„Wir müssen die Blutung stoppen," höre ich jetzt die Stimme des Alphas, die in den letzten Minuten rauer geworden zu sein scheint. Restliche Erschöpfung schwingt als Unterton mit und jetzt, wo ich den Blick zurück auf ihn richte, erkenne ich, dass ihm meine Schmerzen noch immer Kraft kosten. Sein Körper scheint noch immer damit zu kämpfen zu haben, die von mir übertragenen Schmerzen zu heilen, während sie in meinem Körprer bereit erneut aufzuflammen drohen. Seine Lösung, mir einen Teil der Schmerzen vorerst zu nehmen, ist nunmal nicht von langer Dauer. Bereits jetzt spüre ich erneut die Hitze, die sich unheilvoll in meinem Körper ausbreitet und mit ihr kommen auch die pulsierenden Schmerzen zurück. Ich balle meine Hände zu Fäusten und grabe meine Fingernägel in die Haut, um ein unkontrolliertes Aufstöhnen zu verhindern. 

„Blutung. Stoppen," murmelt Scott nachdenklich vor sich hin und schaut sich suchend im Raum um. Als er jedoch ausser dem Bürotisch nichts brauchbares in dem verlassenen Zimmer findet, scheint sein Kopf sich anzuschalten und schnell streift er sich seine Lederjacke ab. „Das könnte wehtun," warnt er mich jetzt fürsorglich vor und halbherzig zwinge ich mir ein blutiges Lächeln auf die Lippen. Einerseits um ihn zu beruhigen, andererseits weil mich seine Worte an die Situation in der Tierklinik wenige Tage zuvor erinnern. Auch damals hatte er mich vor aufkommenden Schmerzen gewarnt. Auch wenn es damals um ein steriles Pflaster und einen selbstheilenden Kratzer ging und heute um eine dreckige Lederjacke und eine unheilbare Schusswunde.

Silver Bullet [Teen Wolf FF]Where stories live. Discover now