8. Sheriff Noah Stilinski

923 70 20
                                    

„Hallo ihr beiden!" begrüßt der Sheriff die beiden Jungen, die in diesem Moment den mittelgroßen Raum betreten. Ich rutsche im Schacht etwas weiter nach vorne, sodass ich mit meinen Blick den Bereich nahe der Eingangstüre besser im Blick habe. Dadurch fallen auch die angesprochenen jungen Männer in mein Blickfeld, die sich als niemand andere als Scott McCall und Stiles Stilinski entpuppen.

Leise atme ich aus, während mein Blick automatisch auf McCall hängen bleibt. Seine dunkelbraunen Haare sind noch immer kurz geschnitten und leicht nach hinten gestrichen. Er sieht gut aus mit der dunkelgraue Jeansjacke, die ihm etwas zu groß scheint, der dunkelblauen Jeans und seinem freundlichen Lächeln, dass ich aufgrund meiner Position nur für Sekunden in seinem makellosen Gesicht aufschnappen kann. Er sieht glücklich aus. Gedankenverloren beobachte ich, wie der Vater von Stiles Scott kurz in die Arme schließt und die Türe in der Zwischenzeit hinter den Jungen ins Schloss fällt.

Sie sind alleine im Raum.

„Wie läuft das Studium Scott?" fragt der Sheriff jetzt ehrlich interessiert an den Jungen gewandt, als beide wenige Schritte von einander zurücktreten. Dabei tritt McCall jedoch nicht an seinen ursprünglichen Standpunkt zurück, sondern platziert sich so, dass ich ihm nur noch zur Hälfte im Blick habe. Dafür rutscht der Sheriff etwas besser in mein Blickfeld und ich kann die Falten in seinem Gesicht sehen. Er ist in dem letzten Jahr sichtbar älter geworden und ich bin mir sicher, dass sein Gesicht nicht nur von Alter sondern auch von Sorge geprägt ist. Doch sein Lächeln in dieser Sekunde lässt ihn sofort um Jahre jünger aussehen und ich vergesse meinen zu vorige Gedanken.

„Gut," höre ich jetzt die Stimme des Alphas und ich kann auch ohne direkten Blick in sein Gesicht, das ehrliche Lächeln in seiner Antwort heraushören. Er scheint im letzten Jahr tatsächlich etwas gefunden zu haben, dass ihn glücklich macht. Auch auf mein Gesicht schleicht sich ein winziges Lächeln - was er wohl studiert? Jedoch verschwindet mein Grinsen sofort wieder als der Sheriff erneut das Wort ergreift: „Und wie geht's Deaton? Ist er wieder zurück in der Stadt?" Sofort kann ich den gefallenen Namen einer bestimmten Person zuordnen: Alan Deaton, in der Stadt wohl besser bekannt als der Tierarzt.

„Nein er ist noch immer unterwegs. In der Zwischenzeit übernehme ich die Praxis," antwortet Scott jetzt und schenkt dem Sheriff ein herzliches Lächeln, dass ich selbst von hier oben wahrnehmen kann. Nicht unbedingt mit den Augen, aber dafür mit allen anderen Sinnen. In diesem Moment ergreift ein gelangweilter Stiles das Wort und lenkt das Thema des Gesprächs in eine ganz andere Richtung: „Warum sollten wir eigentlich so schnell herkommen, Dad?"

Ich kann mir denken, dass dies nicht einfach nur ein freundliches Wiedersehen und ein Catching-up sein soll, sondern dass der Sheriff die beiden Jungen aus einem bestimmten Grund zu sich gerufen hat...und diese Vermutung habe ich nicht nur basierend auf der frühen Uhrzeit.

„Setzt euch hin," sagt Stiles Vater in einem freundlichen Ton und während die beiden jungen Männer sich wortlos auf die beiden Holzstühle niederlassen - auf einem hatte ich vor nicht allzu langer Zeit den Lügendetektortest bestanden - bewegt sich der Sheriff einmal um seinen Holztusch herum und bleibt hinter ihm stehen. Daraus resultiert, dass ich sowohl Stiles als auch Scott fast direkt auf den Kopf schauen kann - ihre Hände werden dabei jedoch meist von ihren eigenen Körpern verdeckt - während der Sheriff komplett aus meinem Blickfeld verschwunden ist. In dieser Sekunde nehme ich nur noch seinen unverwechselbaren Körpergeruch wahr und der leichte Schatten, der sich durch das Zimmerlicht zum Teil auf den Tisch legt.

„Heute Morgen kam eine Augenzeugin rein," ich vermute dass Sheriff mit heute Morgen eine unerhört frühe Zeit meinen muss, „sie meinte dass sie irgendwann um Mitternacht einen Mann gesehen hat, auf den diese Beschreibung  hier passt!" Der Sheriff hält kurz in seiner sachlichen Erklärung inne und reicht seinem Sohn und dessen Freund ein weißes, bedrucktes Papier. Sofort greift Stiles danach und dreht es leicht in Richtung Scott, sodass dieser auch einen wagen Blick auf den Zettel werfen kann.

Auch ich versuche sofort einen neugierigen Blick darauf zu erhaschen. Jedoch wird der Zettel zufällig geschickt von Stiles Rücken vor meinen Augen geschützt und im ersten Moment muss ich raten, was darauf zu sehen ist. Dann jedoch höre ich McCall und Stilinski gleichzeitig nach Luft schnappen und bevor ich mich versehe, macht Stiles eine kurze Handbewegung und reicht das Stück Papier an Scott weiter. Dieser ergreift sofort den Zettel und dreht ihn tatsächlich so, dass ich einen kurzen Blick darauf erhaschen kann.

Wanted.

Trotz des Höhenunterschieds kann ich das Fahndungsfoto auf dem Papier problemlos erkennen...oder um es besser zu formulieren: das Gesicht darauf. Es ist Crowley und das in aller Detailgetreuheit. Doch was es noch schlimmer macht: es ist das Bild, dass ich vor gut einem Jahr in Auftrag gegeben habe, um dafür zu sorgen, dass ganz Beacon Hills nach Crowley Ausschau hält. Ich ziehe scharf die Luft ein und hoffe, dass keiner der unten Sitzenden mich hört. Allen voran nicht McCall, der problemlos meinen Herzschlag direkt über sich selbst ausmachen könnte.

„Crowley?" fragt Scott jetzt hörbar überrascht nach und ich erkenne, dass er in dieser Sekunde wenig für die Umgebungsgeräusche übrig hat. Trotzdem traue ich mich jetzt nicht mehr, auch nur einen Muskel zu bewegen. „Sicher dass es er war?" stellt Stiles sofort eine weitaus rationalere Frage und ich kann nahezu sehen, wie seine Augen von dem Bild in Scotts Händen zu seinem Vater wandern. Dieser stützt seine Händen jetzt flach auf der Tischplatte ab und lehnt seinen Oberkörper dabei leicht nach vorne. Dadurch rutscht er wieder in mein Blickfeld, wenn auch nicht ganz.

„Ja sie war sich ganz sicher. Das Bild hing ein gutes Jahr direkt vor ihrem Fenster. Sie hat mir ihr Haus versprochen, falls sie sich irre," antwortet der Sheriff mit einer ernsten Stimme, während sein Kopf in dieser Sekunde leicht mit nickt. „Wow das ist sicher," erwidert darauf sein Sohn mit einem Hauch Sarkasmus und lehnt sich fest in dem Stuhl zurück. Der Stuhl - allen voran die Lehne - wackelt und der Junge muss kurz mit seinem Gleichgewicht und das des Stuhls kämpfen.

Keiner der beiden anderen anwesend bemerkt dies.

„Aber was wollte er hier?" fragt McCall jetzt und anhand seiner nachdenklichen Stimme kann ich bereits erkennen, dass er schon längst in seinen Gedanken abgetaucht ist und versucht mindestens einen logischen Grund für Crowleys Rückkehr zu finden. Ich lehne mich in dem Schacht leicht nach vorne und beiße mir auf die Lippe, aus Angst sonst ein ungewolltes Geräusch von mir zu geben. Ich bin gespannt auf die Antwort von McCalls Frage - auch wenn in dieser Sekunde scheinbar keine glaubwürdige parat hat.

„Es kommt noch besser," setzt der Sheriff nach kurzer Zeit seine Geschichte vor und während ich sehen kann, wie die Blicke der beiden Jungen sofort zu dem älteren Mann zurück schellen und ihre ganze Aufmerksamkeit nur noch auf ihm und seinen nächsten Worten liegt, spannen sich meine Muskeln kaum merklich an. Auch ich bin gespannt auf die nächsten Worte.

„Crowley wurde laut der Augenzeugin begleitet," ich spanne meine Muskeln an und halte für wenige Sekunden die Luft an, aus Angst ansonsten seine nächsten Worte zu überhören, „Und zwar von einem platinblonden Mädchen mit schwarzen Boots!"

—-
😱 surprise surprise - wer hat es erwartet?
—-

Silver Bullet [Teen Wolf FF]Where stories live. Discover now