76. Crowley #andhisveryownweakness

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Ich stehe vor einer Stahltüre, an dessen Außenverkleidung das verschmierte, kaum noch lesbare Wort Büro steht. Mein Blick gleitet an den Rändern der Türe vorbei und ich bemerke selbst im Halbdunkeln, dass sie nur angelehnt ist. Hinter der Wand höre ich ruhige Atemzüge und ein entspannt klopfendes Herz. Der unverwechselbare Körpergeruch meines Vaters hängt in der Luft und ein letztes Mal atme ich tief durch. So leise wie möglich überprüfe ich die unverschossenen Patronen in meiner Pistole und taste mit der noch freien Hand nach der silbernen Kugel in meiner Jackentasche. Sie ist noch immer an Ort und Stelle und ohne zu Zögern ziehe ich die Lutrinae Patrone hervor und tausche sie mit den normalen Pistolenkugeln aus.

Jetzt oder nie.

Ruckartig stoße ich die Türe auf und trete in den Raum. Die Türe schlägt an die dahinterliegende Wand und kurzzeitig bin ich von dem hellen Sonnenlicht geblendet. Es fällt in einem schattigen Ton durch das breite Panoramafenster, das mich stark an das Fenster aus dem Apartment meines Onkels erinnert. Vor dem Fenster steht ein gut gebauter Mann. Sein Rücken ist mir zugewendet und obwohl ich sein Gesicht selbst in der Spiegelung der Scheibe nicht erkennen kann, weiß ich, dass es sich bei dem Mann um meinen Vater handelt. Er hat mich gehört. Seine angespannten Muskeln beweisen es mir.

„Du hast sie besiegt," stellt mein Vater jetzt mit einer ruhigen Stimme fest und langsam trete ich weiter in den Raum. Meine Brust bebt und meine Hand richtet die Waffe weiterhin auf meinen Vater. Ich zögere ihn zu erschießen. Doch nicht aus Zweifel oder aus Angst, sondern viel mehr aus Interesse für das, was er noch zu sagen hat. Er scheint ernsthaft überrascht, mich lebend zu sehen. „Sie waren die Alpträume meiner Vergangenheit," ich zucke mit den Schultern, „Ich habe gelernt mich mit ihnen auseinanderzusetzen!" „Bravo," erwidert mein Vater und klatscht zur selben Zeit demonstrativ in die Hände. Das Klatschgeräusch hallt sekundenlang gespenstisch durch den nahezu leeren Raum, bevor es mit einem kleinen Echo verstummt. Mein Vater dreht sich zu mir um. Noch trennt mich ein großer, alter Schreibtisch von ihm, den er jetzt jedoch langsam umrundet.

Eine lange Schnittwunde zieht sich über seine Wange. Sie ist tief und obwohl das noch frische Blut an seiner Haut klebt, erkenne ich, dass sie sich von seinem Ohr bis hin zu seinem Hals zieht. Die Haut um sein rechtes Auge hat sich bereits leicht blau gefärbt und die blutverschmierte Hose zeigt mir, dass er sich auch am Bein verletzt haben muss. Derek scheint ihn erwischt zu haben. Trotzdem steht mein Vater jetzt mit einem herablassenden Lächeln vor mir. Ich frage mich, ob Derek schlimmer aussieht als er. Ob er die Begegnung vielleicht nicht überlebt hat.

„Peter ist hier," erwähnt mein Vater fast schon beiläufig und wirft mir einen abschätzenden Blick zu. Er verschränkt die Arme vor der Brust und scheint meine Reaktion auf diese Information zu beobachten. Ich behalte mein Pokerface aufrecht und zucke locker mit den Schultern. „Meine Leute sagen, du arbeitest mit ihm zusammen," weitet Crowley sein Statement weiter aus und ich höre in seiner Stimme einen anschuldigenden Ton. „Der Feind meines Feindes, ist mein Freund," zitiere ich einen bekannten Spruch und zucke erneut mit den Schultern. Zur selben Zeit fahre ich mir mit der freien Hand durch die Haare. „Du hast dich also wirklich für ihn entschieden," in der Stimme meines Vaters schwingt ein humorloses Lachen mit, „Du hast mich wirklich enttäuscht Raven!"

Trotz seiner Worte kann ich an ihm keine Enttäuschung riechen.

„Ich habe das getan, was ich tun musste. War das nicht eine deiner Regeln?" frage ich höhnisch bei ihm nach und mustere ihn mit einem hasserfüllten Lächeln. In diesem Moment mustere ich meinen Vater und stelle fest, dass er alles ist was ich hasse. Was ich an mir selbst hasse. Bevor Crowley etwas auf meine rethorische Frage antworten kann, spreche ich weiter: „Außerdem hatte Peter ein paar sehr gute Informationen über dich!" „Oh darauf wette ich!" Obwohl die Antwort wie aus der Pistole geschossen kommt, schwingt weder Überraschung noch Zustimmung mit. Stattdessen höre ich in seiner Stimme Belustigung und Hohn mitschwingen. Er scheint meine Worte nicht ernst zunehmen - noch weniger die Informationen von Peter. Ich spüre Wut in mir aufsteigen und meine freie Hand ballt sich zu einer Faust. Instinktiv möchte ich Peters Rat folgen und Laura ins Gespräch bringen. Jedoch berufe ich mich zur Vernunft und zwinge mich dazu, ruhig durchzuatmen.

Silver Bullet [Teen Wolf FF]Where stories live. Discover now