Zwei Jahre Pokémon GO

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Von all den Gerüchten und Geschichten rund um den Entstehungsprozess dieses Spiels habe ich gar nie etwas mitbekommen. Erst, als es da war, habe ich von Pokémon GO und dem im Ausland entstehenden Hype mitbekommen. Ebenso, dass meine Region erst später offiziell Zugang haben sollte. Ich tat nach einem Moment der skeptischen Überlegungen das, was viele andere auch getan haben: eine zweite Apple-ID mit Wohnsitz in Neuseeland erstellt. Vermutlich gab - und gibt es immer noch - mehr IDs als effektiv Einwohner. So, auf dem nicht ganz so erdachten Weg und der Planungen der Schöpfer, kam am 12.07.2016 ein Spiel auf mein Handy, das mich bis heute begleitet. Und ja, ich gehöre zu Team Blau! Ich mochte Arktos eben schon immer lieber.

Die erste Generation der Pokémon, die immerhin 151 der bunten Taschenmonster umfasst, sind meine Originale. Bis heute habe ich kein einziges der Folgespiele gespielt. Ohne Vorwissen habe ich mir also Glumanda eingefangen, lief zu meinem ersten Pokéstop und wurde vom Spiel eingenommen. Und ja, Glumanda hat seit damals einen Stern und wird ganz bestimmt nicht verschickt! Es war immerhin wirklich mein erster Fang.

In den letzten zwei Jahren ist PoGo für mich das Gassigehen-Spiel, da von Beginn weg der Hund mein Pokébuddy war. Wir legen gemeinsam Kilometer zurück, die das Spiel häufig gar nicht zählt, fangen gemeinsam bunte Pixeldinger und leeren Pokéstops für die sehr knapp bemessenen Ressourcen.

Ich habe praktisch jeden Bug und jeden Serverlag miterlebt, habe in Karpador mein erstes Shiny gefangen und habe gemerkt, wie mies das Internet im eigenen Dorf ist. Auf dem einen Fleck kann man 4G-Empfang haben und mit nur einem Schritt weg von diesem Fleck gar nichts mehr. Ich habe den Arenenumbau miterlebt, habe in heissen Mittagspausen solange Arenen direkt neben Kontrahenten sitzend freigekämpft, bis das Handy den Hitzeschutz aktiviert hat. Zwei gekaufte Powerbanks haben unlängst den Geist aufgegeben, was durch die Handyhülle jetzt bequem ersetzt wird. Im Winter frieren fast die Finger ein und bei Regen ist es praktisch unmöglich, das heissgeliebte Vulpix in einen Pokéball zu packen und der wachsenden Sammlung hinzuzufügen.

Via Feldforschung besitze ich jetzt vier Lavados, vier Zaptos und vier Arktos, da mir der feste Spielfreundekreis seit jeher fehlt und man für die Legendären dann doch sieben oder mehr Leute zusätzlich braucht. Natürlich ist auch Mew mittlerweile mit am Start. Selbst Community Days kann ich aufgrund der wohl beschissensten Zeit am Samstag hier nur spärlich mitmachen - von 11.00 bis 14.00 habe ich häufig anderes zu tun als vorwiegend im Nachbardorf mit mehr Arenen und Pokéstops herumzulatschen und mich selbst unter den letzten Spielern da noch als Weirdo zu fühlen. Nun gut, ich habe keine drei Handys dabei, kein Pokémon Go Plus und keine Powerbank. Nur mein Handy und die Batterienhülle. Je nachdem noch den Hund, der bei der Hitze sicher nicht im Auto bleibt.

Mein Ehrgeiz ist an den meisten Tagen sehr bescheiden. Einen Stop leeren, ein Pokémon fangen und einen Forschungsauftrag erledigen. Die heimische Arena kann ich in der Regel zwei Monate am Stück besetzen, ehe ein Kontrahent auftaucht und kurz lästig wird. Gut, jetzt sind Sommerferien und die kleinen Rotzgören wollen aufbegehren, während ich wirklich an beinahe 365 Tagen im Jahr spiele (ausser ich bin ausnahsmweise mal krank).

Auf dem Handy selbst und den Fotosicherungen auf dem PC türmen sich Screenshots und Bildschirmaufnahmen, nicht selten konsultiere ich ratsuchend das Internet und ja, ich spiele, logge mich mitten im Spiel dauernd wieder neu ein (Botschutz?), habe alles selbst erspielt und leider nie betrogen.

Der grösste Aufreger sind die ortsgebundenen Pokémon, für unsere Breitengraden sind das Pantimos. Tauros, Kangama, Porenta und viele mehr auch aus den neuen Generationen sind in Nordamerika, Südamerika, Asien, Spanien und so weiter. Als ob ich für PoGo ne Weltreise machen würde! Einzig Porenta ist kurz bis zu mir rotiert und mit einem einzigen Exemplar jeweils bin ich ja bereits zufrieden, #Pokédex. Nur dank der Forschungen habe ich jetzt ein Mew und die Legendären Vögel! Und da irgendein Event in Dortmund war, fand dieses Corasonn den Weg in die Schweiz.

An den jeweils monatlich stattfindenden Community Days beteilige ich mich so lange, bis ich für die Spezialattacke genug Bonbons zusammen und ein Shiny habe. Juni war mit Larvitar die Ausnahme, dass ich sogar zwei Shinys erwischt habe. Yay? 

Auf Dauer wird das Spiel aber wirklich eintönig. Dem Support geht seit jeher jeder Communitywunsch am Arsch vorbei, mit den neuen Arenen kriegt man maximal 50 Münzen pro Tag und darf sich bei Bedarf den Rest teuer im Shop kaufen. Getan habe ich das bereits, immerhin spiele ich es täglich brav und in treuer Hundebegleitung. Entweder wird das Spiel eingestellt oder ich höre dann auf, wenn der Hund in ein paar Jahren stirbt.

Ebenso dienen mir diese ganzen 7km-Eier und die darin enthaltenen Alola-Versionen der Kantos eher der Pokédex-Erweiterung und vielleicht ein bisschen Prahlerei in einer Arena. Alles, was ich will, sind die 151. Vielleicht folgt Mewtu irgendwann Mews Weg, denn da ich irgendwo in der Pampa lebe, habe ich noch nie einen solchen Mewtu-Pass erhalten, geschweige denn gesehen und hab keinen Bock, mich dafür nach Zürich zu quälen.

Immerhin gibt es nach knapp zwei (!!!) Jahren die Freundschaftsfunktion und mit meiner liebsten Bayernbewohnerin tausche ich fröhlich Geschenke hin und her.

Trotz all der Aufreger werde ich es wohl noch sicher zwei weitere Jahre spielen und irgendwann dank der spärlichen Möglichkeiten hier in der Heimat auch mal auf Level 40 schaffen. Auf die nächsten eintausend Taschenmonster. Und auf die nächsten paar Tausend Kilometer, ich muss jetzt Eier ausbrüten.

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